Facebook dealt mit Daten: Amazon durfte mitlesen
Facebook hat mit anderen Konzernen Daten gedealt, meldet die „New York Times“. Der Plattformbetreiber bestreitet nichts.
Schnell noch ein Skandal obendrauf im alten Jahr. Für Facebook war 2018 PR-mäßig ohnehin schon das schlimmste aller Zeiten. Jetzt steht das Soziale Netzwerk im Verdacht, anderen Unternehmen gezielt Zugang zu Nutzerdaten verschafft zu haben. Die New York Times will das aus internen Dokumenten sowie in Gesprächen mit 50 ehemaligen Facebook-Angestellten erfahren haben. Demnach sollen Amazon, Netflix und die Microsoft-Suchmaschine Bing Zugang zu Kontaktinformationen und sogar privaten Nachrichten gehabt haben, und zwar jahrelang. Sogar noch in diesem Jahr.
Facebook bestreitet die Vorwürfe zunächst nicht. Die New York Times zitiert den Datenschutzbeauftragten des Konzerns, Steve Satterfield. Satterfield sagt, die Kooperationen mit den Unternehmen seien sauber, weil diese vertraglich an die Datenschutzrichtlinien von Facebook gebunden seien.
Das Desasterjahr begann für Facebook mit dem Fall Cambridge Analytica im März. Die Beraterfirma hatte ein Quiz auf Facebook als Köder geschaltet und so 50 Millionen Profile heimlich ausgewertet. Im Netz verbreiteten sich Boykottaufrufe, die Aktie fiel umgehend. Kurz darauf machte Facebook unmissverständlich klar, in welche Richtung es sich in Zukunft informationspolitisch bewegen wird: Es entließ den Manager Alex Stamos, der sich für mehr Transparenz ausgesprochen hatte.
Jetzt noch besser mit noch mehr Daten
Es folgten Anhörungen, Entschuldigungen, schließlich der Hacker-Skandal im Herbst, immer schien Facebook hilflos, überfordert mit den politischen Ausmaßen, die das Netzwerk inzwischen angenommen hat. Die aktuelle New York-Times-Recherche legt nun nahe, dass Facebook in Sachen Datenschutz nicht nur ignorant ist, sondern großspurig Daten herumreicht.
Und warum das Ganze? Warum dealt Facebook einfach so mit seiner wertvollsten Ressource? Wahrscheinlich ist, das auch Daten in die andere Richtung geflossen sind. Dass sich hier die Marktführer in Sachen Freundschaft, Unterhaltung und Shopping vernetzen um mithilfe der anderen immer bessere, immer ausgefeiltere Datensätze zu machen. Für die noch besseren Freundes-, Serien und Produktvorschläge.
Und jetzt? Auf Facebook-Skandale gibt es traditionell drei Arten von Reaktionen. Erstens: Die User sind schuld, warum stellen die auch überall ihre privaten Daten rein? Zweitens: Boykott. Drittens: Zerschlagt sie! Letztere zielt auf kartellrechtliche Eingriffe seitens der Politik ab, die Aktivist*innen schon länger fordern. So richtig vorstellen können sich die meisten eine solche Politik allerdings noch nicht. Trotzdem hat Facebook die Leiterin der entsprechenden Abteilung im US-Justizministerium Ende November zu sich rekrutiert. Vorsorglich wohl.
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