Facebook-Gründer in Deutschland: Zuckerberg, ganz frei von Hass
Der Facebook-Gründer spricht in Berlin. Es ist eine Lehrstunde in Sachen Filterblase: Nur das mitkriegen, was man mitkriegen will.
Es geht um Hasskommentare auf der Internetplattform und Zuckerbergs wohldosierte Selbstkritik ist genau das, was die Politik hierzulande hören will. Die hatte angesichts seines Besuchs in Deutschland mit ganz besonderem Nachdruck darauf hingewiesen, dass es so ja nun nicht gehe.
Zuckerberg war in Berlin für ein sogenanntes „Town Hall Meeting“. Ausgewählte Gäste durften Fragen stellen, dazwischen mischten Facebook-Mitarbeiter Fragen aus der Community. Entsprechend wohlwollend gestaltete sich die Veranstaltung: Zuckerbergs Hund und seine Vaterrolle neben Fragen dazu, was Facebook im Allgemeinen und Zuckerberg im Besonderen denn in Zukunft Gutes für die Welt bereithalten. Blitzte doch mal kurz etwas Unbequemes auf, zog er es vor, nicht im Detail darauf einzugehen und das dennoch in viele Worte zu kleiden.
So blieb er die Antwort auf die Frage, wann genau ein Kommentar als Hatespeech eingestuft werde und wann nicht, ebenso schuldig, wie eine Lösung für das Problem, dass Nutzer des Facebook-News-Feeds tendenziell Inhalte präsentiert bekommen, die der eigenen Weltsicht entsprechen. Und so Unbequemes ausblenden.
Filter Bubble heißt das Phänomen, und Zuckerberg wischte es einfach vom Tisch. Studien, die die Existenz einer Filterblase sehr wohl nahelegen, zog leider niemand hervor. Ähnlich harmonisch hatten sich bereits die Redner am Vorabend gezeigt, als Zuckerberg einen Preis des Axel-Springer-Konzerns verliehen bekam.
Auf die obligatorische Frage nach dem Datenschutz erklärte Zuckerberg schließlich, dass Nutzer natürlich komplette Kontrolle darüber hätten, wer bei Facebook die eigenen Daten sehen darf und wer nicht. Auf die Idee, dass so mancher, vielleicht auch erst in Zukunft, gerne ein paar Daten Facebook gegenüber verbergen würde, das aber nicht einmal durch Löschen kann, ist er wohl noch nicht gekommen. Zuckerberg, in seiner ganz eigenen Filterblase.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“