FC Bayern bangt um Champions League: „Finale für uns“
Der FC Bayern München steht gegen Benfica Lissabon unter Zugzwang. João Palhinha will gegen seine Landsleute seinen Startelfplatz festigen.
Es gibt nicht viele in der Mannschaft des FC Bayern, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn schon im Spätherbst das ganz große internationale Ziel in Gefahr gerät. Genau genommen nur noch Thomas Müller, er war schon dabei, als die Münchner 2009 um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League bangen mussten, ehe sie in Turin die Wende schafften – und am Ende sogar ins Finale kamen. Aber angesichts all der souveränen Gruppenphasen in den vergangenen 15 Jahren dürfte die Erinnerung daran verblasst sein.
Gut, die Situation ist aufgrund des neuen Vorrunden-Modus dieses Mal nicht ganz so brenzlig. Aber dass nach zwei Niederlagen in den ersten drei Königsklassen-Partien an diesem Mittwoch gegen Benfica Lissabon ein Sieg Pflicht ist, darin sind sich alle beim FC Bayern einig. João Palhinha sprach von einem „Finale für uns“ vor dem Duell mit seinen Landsleuten.
Und er ist sich sicher: „Das wird sehr schwer für uns.“ Benfica ist tatsächlich gut in Form, nach der Entlassung von Roger Schmidt gewann die Mannschaft unter dem neuen Trainer Bruno Lage neun von zehn Spielen. Palhinha fest, „haben sie sich sehr verbessert“.
Allerdings ist er vorbelastet und beurteilt den Gegner vielleicht nicht ganz objektiv. In seiner Zeit bei Sporting Lissabon, Braga, Belenenses und Moreinense hatte der 29-Jährige ein paar deftige Niederlagen gegen Benfica hinnehmen müssen, nur 3-mal in 15 Pflichtspielen gewonnen. Die Bilanz der Bayern sieht dagegen fast makellos aus. 12-mal trafen sie in internationalen Wettbewerben auf die Portugiesen, dabei gab es 9 Siege und 3 Unentschieden.
Für Palhinha ist diese Partie am Mittwoch etwas Besonderes. Klar, als Portugiese, der beim Stadtrivalen von Benfica ausgebildet worden war und lange gespielt hatte, kennt er den Gegner bestens, und verfolgt, wie er wissen ließ, regelmäßig die Spiele von Benfica im Fernsehen oder Livestream. Aber vor allem muss er sich beweisen, international höchsten Ansprüchen zu genügen.
„Er ist Javi, ich bin João“
Einer seiner Trainer in der portugiesischen Nachwuchs-Nationalmannschaft hatte ihn einmal mit Javier Martinez verglichen, das war zu jener Zeit, als der Spanier beim FC Bayern an der Seite von Bastian Schweinsteiger so richtig durchgestartet war und dann auch die Champions League gewonnen hatte. „Es war schmeichelhaft, mit ihm verglichen zu werden, aber ich wollte ihn nie kopieren. Er ist Javi, ich bin João“, erzählte Palhinha im Vereins-Magazin der Bayern.
Und während Martinez mit 29 bereits viele Jahre in der Champions League gespielt hat und schon das Beste in seiner Karriere hinter sich hatte, blickt Palhinha gerade einmal auf acht Einsätze in der Königsklasse zurück und ist nach seinem Wechsel von einem höchstens mittelmäßigen Premier-League-Klub zum FC Bayern dabei, den nächsten Schritt zu gehen.
Nach der Verletzung von Aleksandar Pavlovic, der wegen eines Schlüsselbeinbruchs noch Wochen ausfällt, nutzte der 50-Millionen-Euro-Transfer seine Chance. Er spielte an der Seite von Joshua Kimmich zuverlässig solide, mit mehr körperlichem Einsatz als Pavlovic, dessen etwas kreativeren Spielstil Trainer Vincent Kompany allerdings zu bevorzugten scheint.
Aber gerade da, wo die Bayern diese physische Präsenz vor allem gebraucht hätten, lieferte Palhinha sein bisher schwächstes Spiel für die Bayern ab. In Barcelona war es ihm weder gelungen, das Mittelfeld zu verdichten noch Kimmich zu entlasten. Dieses Mal könnte ihm helfen, dass Benfica vermutlich mit etwas weniger Offensiv-Power auftritt als Barcelona. Und er den Gegner bestens kennt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen