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FC Bayern MünchenHoeneß wieder Präsident

Nach der Haftentlassung feiert Uli Hoeneß beim FC Bayern München sein Comeback. Zuvor musste er sich wegen Steuerhinterziehung verantworten.

Wieder auf seinem Thron: der Uli Foto: dpa

MÜNCHEN dpa | Uli Hoeneß steht wieder an der Spitze seines FC Bayern – und er kostete den Abends des Comeback sichlich aus. Beklatscht wie in einem Fußballstadion und mit „Uli Hoeneß, Du bist der beste Mann“-Sprechchören nahm der 64-Jährige voller Stolz die Wahl an. „So“, rief er aus, als er wieder auf dem Präsidentenstuhl auf dem Podium Platz nahm. „Ich verspreche Euch, ich werde Euch nicht enttäuschen“, erklärte der glückselige Hoeneß. Mehr als 97 Prozent der über 7000 Mitglieder votierten für ihn. 108 votierten mit nein. Dazu gab es 58 Enthaltungen.

Hoeneß dankte in einer emotionalen und deutlichen Ansprache seinen „zwei Familien“: der um seine Ehefrau Susi und eben dem Herzensclub. „Ich bitte Sie um eine zweite Chance“, sagte Hoeneß. Mehr als drei Stunden musste Hoeneß am Freitagabend warten, bis er endlich wieder zum Präsidenten des deutschen Fußball-Rekordmeisters gekürt wurde.

Er will wieder ein starker und wortgewaltiger Präsident sein. Er besitze weiterhin die Fähigkeit, Probleme deutlich anzusprechen, sagte er mit Blick auf seine frühere Funktion als „Abteilung Attacke“ des FC Bayern. „Sie schläft nicht, sie ruht.“ 2009 und 2012 wurde er schon zweimal zum Präsidenten gewählt. 270 Tage nach seiner Haftentlastung wurde er wieder für drei Jahre ins Amt gewählt. Dieses hatte er nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung im März 2014 aufgegeben.

„Ich habe einen großen Fehler gemacht, ich respektiere jeden hier im Saal, der mir seine Stimme wegen des Fehlverhaltens nicht gibt. Aber ich habe alles getan, um diesen Riesenfehler wieder gut zu machen“, sagte Hoeneß. Manchmal habe er in seiner Zelle auf seinem Bett gesessen „und geheult wie ein Schlosshund“. Dann habe er in den 5500 Briefen teilweise völlig fremder Menschen gelesen, die ihm in dieser Zeit geschrieben hätten.

„Ich gönne Dir von Herzen die verdiente Rückkehr in Dein Amt als Präsident“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Ich bin neugierig auf die neuerliche Zusammenarbeit mit Dir. Wir kennen uns nun ja schon 42 Jahre“, sagte Rummenigge. Vor dem Blick in die Zukunft rühmte der Vorstandschef besonders die vergangenen Jahre mit Titeln wie am Fließband: „Jahre wie diese haben wir selbst noch nicht erlebt.“

Pünktlich zur Jahreshauptversammlung schwächelt der deutsche Serienmeister unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti, verlor zweimal in Serie und ist nicht mehr Tabellenführer. Zudem platzte in die Versammlung die Nachricht vom Leipziger Sieg in Freiburg, mit dem sich der Rückstand auf die Sachsen auf sechs Punkte erhöhte. „Jetzt geht's los“, sagte Rummenigge zur Jagderöffnung.

„Lieber Carlo, wir gewinnen hier zusammen, wir verlieren hier zusammen. Aber eines ist das Wichtigste, du hast unser vollstes Vertrauen“, sagte Rummenigge zu dem anwesenden Ancelotti. Der 57-Jährige bekam großen Willkommensapplaus.

Der scheidende Präsident Karl Hopfner wurde am Tag der besten Zahlen der Clubgeschichte von der Vereinsschar mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet. „Das berührt mich wirklich“, sagte Hopfner, der über drei Jahrzehnte für den FC Bayern arbeitete. Er und Hoeneß versuchten vor der Versammlung aufgebrachte Mitglieder zu beruhigen, die keinen Platz mehr in die Halle fanden und in ein Zelt ausweichen mussten.

Die Münchner vermeldeten Rekorde bei Umsatz und Gewinn. Der vom Verein ausgegliederte Gesamtkonzern steigerte im Geschäftsjahr 2015/16 seinen Umsatz um über 100 Millionen Euro auf eine Bestmarke von 626,8 Millionen Euro. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr (523,7 Millionen). Der Gewinn liegt bei 33 Millionen Euro und rund zehn Millionen Euro über der bisherigen Rekordmarke beim Überschuss nach Steuern von 23,8 Millionen aus der Saison 2014/15.

Sportlich fehlte beim Rückblick nur der so schwierige Triumph in der Champions League. Pep Guardiola und sein Team gewannen zum vierten Mal nacheinander die deutsche Meisterschaft für den Verein, dazu siegten sie im DFB-Pokal. „Wenn ich eine Schulnote zu vergeben hätte, dann würde ich Trainer und Mannschaft die Schulnote eins geben“, sagte Rummenigge. Zwölf Titel seit 2012 – man erlebe „unglaubliche Zeiten“ beim FC Bayern.

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16 Kommentare

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  • ach gott hut nur alle auf Ulli ein, ist eh nur Neid, unter Ulli hätt es beeim FCB das Chaos nicht gegeben, der letzten 4 Jahre und solang ich nicht die Steuererklärungen unserer Promis kenne, bis jetzt bekam ich noch keine Antwort ob Herr Gauck sein Einkommen mit STKL 1.0 oder 3.0 versteuert, also gemac mit den STeuersündern

  • Dass die Mitglieder eines großen Traditionsvereins zu 97% einen erstaunlich milde bestraften Groß-Steuerhinterzieher (also einen, der nicht etwa "clever" dem Finanzminister ein Schnippchen geschlagen, sondern uns allen ins Portemonnaie gegriffen hat) mit stehenden Ovationen zu ihrem Präsidenten und obersten Finanzaufseher wählen, offenbart zweierlei:

     

    - Verstöße gegen Gesetze sowie gegen Anstand und Moral sind "halb so wild" - zumindest, solange es "nur" um illegale Bereicherung geht.

     

    - Die gilt wohl besonders für den Profi-Fußball, der schon längst von einer seltsamen Allianz aus Pöbel und Kapitalisten okkupiert ist und mit Sport nur noch am Rande zu tun hat.

     

    Wäre mir alles egal, wenn dieser Sumpf nicht zu großen Teilen aus meinem Rundfunkbeitrag (den ich prinzipiell gern entrichte) gespeist würde.

  • Ex Knacki macht Karriere.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Oans, zwoa, g'suffa ...

     

    ... "und er kostete den Abends des Comeback sichlich aus."

     

    Schwere Zunge, dutsche preseagendur?

  • Der FC-Bayern geht also weiter den katholischen Weg. Sünde - Beichte - Vergebung - Sünde usw. usw.

    „Ich verspreche Euch, ich werde Euch nicht enttäuschen“ - kommt hier eher wie eine Drohung und ein neuer Arbeitsauftrag an die Staatsanwaltschaft rüber. Wenngleich auch viele seine Visage längst schon nicht mehr sehen können - Uli, sei gewiss, man wird Dich sehr genau im Auge behalten.

  • Wir Betrachter einer besonderen Situation, die mit der gestrigen eigenartigen Wiederwahl in das Präsidentenamt seines Gleichen sucht, haben bei dem Wanken zwischen Anerkennung und Abwendung seiner bisherigen aufregenden Lebensabschnitte wahrscheinlich kaum daran gedacht, dass hier eine Person regelrecht öffentlich angegöttert wurde, die zwar vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, doch noch bis März 2019 unter Bewährung steht! Mit Hilfe seiner „beiden“ Familien, im Fußball und ganz privaten Bereich, hat er somit die ersten schwierigen Meter seines neuen Lebens geschafft, im millionenschweren Wirtschaftsunternehmen, FC Bayern, wieder ganz oben zu stehen!

     

    Nicht alle Fans und normalen Leute werden allerdings verstehen, dass gerade in den jeweiligen Lebensläufen der dortigen Führungspositionen ungewollte Begegnungen mit der Justiz registriert sind, während andere Gescheiterte, die im Rücken keine Sponsoren und andere Befürworter hatten, nach verschiedenen Verfehlungen kaum wieder den gesellschaftlichen Anschluss fanden und sich jederzeit der Gefahr aussetzen müssen, wieder rückfällig zu werden!

     

    Bei dem nach langer Zeit wieder erstmals bevorstehenden Kampf um die Rückeroberung der Tabellenspitze in der 1. Bundesliga werden wir beobachten, ob dieser aus meiner Sicht noch nicht vollständig gesundheitlich wieder hergestellte U.Hoeneß, der aus vernünftigen Gründen kein Aufsichtsratsvorsitzender werden sollte, sein Amt mit Macht oder purer Freude ausfüllen wird......

    • @Hans Klemm:

      Ein Knasti wird m.E. nur dann zum Chef gemacht, wenn auchg das Umfeld stimmt.

  • Welch erfreuliches Beispiel gelungener Resozialisierung!

    • @Spitzbube:

      Der bayrische Strafvollzug ist eben vorbildlich. Da können anderen Länder noch viel lernen.

  • Die Tatsache, dass ihn fast alle wieder als Präsident wollten, kann man ihm nicht anlasten. Diether Dehm kann sich ja nicht um alle kümmern.

     

    Bedenklicher finde ich ich, dass er von Leipzig und Dortmund als "Feinden" spricht, die man bekämpfen müsse. Da hat ein offenkundig schlichtes Gemüt in der Haft doch nicht dazu gelernt.

  • "Der vom Verein ausgegliederte Gesamtkonzern steigerte im Geschäftsjahr 2015/16 seinen Umsatz um über 100 Millionen Euro auf eine Bestmarke von 626,8 Millionen Euro. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr (523,7 Millionen). Der Gewinn liegt bei 33 Millionen Euro und rund zehn Millionen Euro über der bisherigen Rekordmarke beim Überschuss nach Steuern von 23,8 Millionen aus der Saison 2014/15."

     

    Sollte es nicht eigentlich um Sport gehen? Aber gut. Dann hat Hoeneß ja wieder genug Geld zum Zocken.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Natürlich geht es beim Sport ums Geld. Das ist lange bekannt, weiss jeder. Dortmund ist ein Börsenverein. Jeder Verein hat seine Bilanzen. Denk doch mal nach. Ich meine, den Hoeneß sollte man nun in Ruhe lassen, vor allem die dummen Witze zünden nicht mehr. Ich freue mich auf 15:30 Uhr. BuliZeit:) Mit sportlichem Gruss - UNVEU -

      • @RPH:

        "Natürlich geht es beim Sport ums Geld."

         

        Genau daher rühren die vielen Skandale der letzten Jahre. Und natürlich ist die Behandlung von Hoeneß durch die bayrische Justiz nicht in Ordnung. Es wurden ja nun wirklich alle noch halbwegs legalen Möglichkeiten ausgeschöpft, ihn so weit wie möglich zu schonen.

         

        Aber Sie haben Recht. Freuen wir uns auf 15.30 Uhr und drücken wir dann 18.30 Uhr Leverkusen die Daumen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dem KonzernVerein? Bestimmt nicht. Einnerst du dich noch an Bayer Uerdingen? Ach, was solls. Keine langen Erklärungen. --- Bei EISERN UNION ist das FussballGESCHÄFT noch halbwegs in Ordnung. Mein Tipp:3-0 Bayern.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "...drücken wir dann 18.30 Uhr Leverkusen die Daumen."

           

          Ich habe keine Probleme mit dem Daumendrücken für Kusen, Gladbach, Schlacke, VWburg usw. usf. Ich wünschte nur, das würde die alle auch endlich mal davon abhalten, so einen bekloppten Unsinn immer wieder und wieder auf den Platz zu bringen (Schalke muss man mittlerweile vielleicht wieder rausnehmen, weil sie sich wohl wieder zusammenreißen - aber trauen kann ich ihnen noch nicht).