Exzellenzcluster: Geld für Spitzenforschung
Ziel des Exzellenzwettbewerbs ist es, international ausstrahlende „Forschungs-Leuchttürme“ aufzubauen. Nordrhein-Westfalen konnte die meisten Fördermittel einwerben.

An einem Donnerstag im Mai war in deutschen Universitäten allgemeines Public Viewing angesagt. Überall in den Audimaxen fieberten die Hochschulrektoren und Forscherinnen der Live-Übertragung aus der Bonner Zentrale der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entgegen, wo eines der größten Füllhörner für die Grundlagenforschung per Livestream ausgeschüttet wurde. Bekannt gegeben wurden die 70 neuen „Exzellenzcluster“, die an 43 deutschen Universitäten in den nächsten sieben Jahren insgesamt 3,8 Milliarden Euro für Verbundprojekte der Spitzenforschung ausgeben können. Das Geld kommt von den Forschungsministerien von Bund und Ländern.
Ziel des Exzellenzwettbewerbs ist es, international ausstrahlende „Forschungs-Leuchttürme“ aufzubauen, die weltweit Beachtung finden. Unis, die mehr als zwei solcher Cluster an Land ziehen, haben die Chance, auch die Medaille „Exzellenz-Universität“ zu bekommen, was mit weiteren Fördermillionen verbunden ist. Daher die Spannung in der Wissenschaftsszene: Es ging um Prestige und viel Geld.
Zufrieden war die neue Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU). „Die durchgängig hohe Qualität der Anträge zeigt, dass die Spitzenforschung in Deutschland auf einem richtig guten Weg ist“, kommentierte Bär. Die Auswahl hatte eine Jury von 90 Prozent ausländischen Wissenschaftlern aus 100 Einreichungen vorgenommen.
Mit 23 Exzellenzclustern konnte Nordrhein-Westfalen die meisten Fördermittel einwerben. Bayern folgt mit 18 und Baden-Württemberg mit 17 Clustern. Leer gingen die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland aus.
Von den Unis war Bonn am erfolgreichsten, die alle acht eingereichten Anträge erfolgreich durchbrachte. Beim erfolgsverwöhnten Universitätenverbund Berlin war die Quote nicht so gut: Nur fünf der eingereichten zehn Anträge fanden die Juroren gut genug. Darunter die Fortsetzung von drei bisherigen Exzellenzclustern unter anderem zu Neuroforschung und Mathematik sowie zwei neue Cluster zu Medizin und Elektronik.
„Durch die fünf Cluster werden dem Wissenschaftsstandort Berlin erhebliche Fördersummen für interdisziplinäre und einrichtungsübergreifende Forschung zur Verfügung stehen“, erklärte Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra. „Für die Weiterentwicklung unseres Exzellenzverbunds Berlin University Alliance wurde damit eine wichtige Grundlage gelegt.“
In der Auswertungsstatistik der DFG kommen 33 Prozent der Cluster (23 von 70) aus dem Bereich der Lebenswissenschaften, 30 Prozent sind den Naturwissenschaften zuzuordnen und jeweils 19 Prozent den Ingenieurwissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften.
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