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Europawahlliste der GrünenDer Nachwuchs greift an

Die 32-jährige Ska Keller bewirbt sich um den ersten Listenplatz für die Europawahl – gegen die 57-jährige Anti-Atom-Veteranin Rebecca Harms.

„Ich habe viel Zuspruch bekommen, gerade von Grünen, denen die Primary nicht egal ist“: Ska Keller. Bild: imago/Rainer Weisflog

BERLIN taz | Die 32-jährige Europaabgeordnete Ska Keller will Spitzenkandidatin der Grünen für die Europawahl im Mai werden. Beim Parteitag in Dresden kommende Woche werde sie für den Listenplatz eins kandidieren – und damit gegen die 57 Jahre alte Grünen-Fraktionschefin im Europaparlament, Rebecca Harms, sagte Keller am Freitag der taz.

Sie begründet ihre Entscheidung mit ihrem Sieg bei der „Green Primary“, einer europaweiten Online-Vorwahl der Grünen über die europäische Spitzenkandidatur, die gerade zu Ende ging. Bei dieser Online-Abstimmung für das EU-Spitzenduo hatten sich Keller und Harms beworben – die Nachwuchskandidatin Keller landete auf Platz eins, die Fraktionschefin Harms belegte nur den dritten von vier Plätzen. „Das Ergebnis der Primary gibt mir starken Rückhalt“, argumentiert Keller. „Ich habe bewiesen, dass ich Menschen mobilisieren und für grüne Ideen begeistern kann.

Doch in der Partei ist die Bedeutung der Online-Primary umstritten, weil die Beteiligung mit europaweit gerade einmal 22.000 Stimmen extrem niedrig war. Der grüne Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn bezeichnete die Primary auf Twitter deshalb gar als „Witz“. Auch andere prominente Grünen-Politiker zogen seit der Bekanntgabe des Ergebnisses am vergangenen Mittwoch hinter vorgehaltener Hand die Legitimität der europaweiten Online-Vorwahl in Zweifel.

Die aus Brandenburg stammende Ska Keller wehrt sich gegen diese Kritik. „Das ärgert mich schon“, sagte sie der taz. „Die große Mehrheit der grünen Parteien in Europa hat schließlich diese Primary gewollt. Da kann man jetzt nicht argumentieren: Danke für Eure Mühe, aber das Ergebnis hat nichts zu sagen.“

„Keine sichere Kiste“

Die junge Europaabgeordnete kann ihren Anspruch auf die Spitzenkandidatur auch auf einen schriftlichen Beschluss der Europäischen Grünen Partei aus dem Frühjahr 2013 stützen. Darin heißt es, die europäischen Spitzenkandidaten sollten grundsätzlich auch die jeweiligen nationalen Listen anführen – außer die nationale Partei entscheide sich explizit dagegen.

Natürlich sei ihre Bewerbung um die Spitzenkandidatur „keine sichere Kiste“, räumt Keller ein, aber eine Chance habe sie schon. „Ich habe viel Zuspruch bekommen, gerade von Grünen, denen die Primary nicht egal ist.“

Ähnlich spannend könnte beim Grünen-Parteitag in Dresden die Abstimmung über den zweiten Spitzenplatz auf der Europaliste werden. Auch hier zeichnet sich ein Zweikampf Jung gegen Alt ab. Der 44-jährige Europaabgeordnete Sven Giegold will gegen den 61 Jahre alten Chef der Europäischen Grünen Partei, Reinhard Bütikofer, kandidieren – allerdings nur für den Fall, dass die Nachwuchskandidatin Ska Keller mit ihrer Bewerbung um Platz eins scheitert. Giegold begründet dies mit seinem Wunsch nach einer Generationenmischung auf den Spitzenplätzen zur Europawahl.

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3 Kommentare

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  • E
    Europäer

    Gast

     

    Der ganze Bericht ist komplett inhaltsleer. Als einzige Qualifikation der Kandidatin Ska Keller erfahre ich, dass sie jünger ist als Rebecca Harms. Dass sie jung ist, ist aber nicht ihr sondern das Verdienst ihrer Eltern und politisch nichts sagend. Dass Rebecca Harms älter ist, ist auch weder ihr Verdienst noch ihre Schuld, denn immer älter wird man von selbst.

     

    Bei Rebecca Harms weiß ich, wofür sie politisch steht. Schon aus der Anti-Atombewegung. Ska Keller sagt auch bei Ihnen kein inhaltliches, politisches Wort.

     

    Schlimm finde ich, dass auch bei der taz gar nicht nach Inhalten gefragt wird. Wollt ihr jetzt auch jedes politische Thema von Spitzenkandidaturen über Hartz IV bis zur Rente zum Generationenkonflikt stilisieren? Politische Position egal, Hauptsache das Alter stimmt? Dann kann ich auch faz statt taz lesen...

  • Natürlich wäre es vernünftig gewesen, ein Mindestquorum festzulegen, unterhalb dessen die Primary nicht bindend ist. Haben die Grünen aber nicht gemacht. Daher müssen sie jetzt auch das Ergebnis trptz der geringen Beteiligung ernstnehmen, und die Gewinnerin, Ska Keller, auf Listenplatz 1 setzen.

    • S
      spassvogel
      @Yoram Hartmann:

      Das gewählte Verfahren mit viel Online-Tamtam ist hinsichtlich der Legitimationsbasis aber ganz sicher fragwürdig. Zur Erinnerung: Bei Parlamentswahlen erhält jeder Wahlberechtigte eine Benachrichtigung, usw. Die nach diesem Verfahren erhaltenen Abstimmungsergebnisse gelten zu Recht als gültig, egal wie hoch die Wahlbeteiligung ist. Wer trotz der Benachrichtigung nicht wählen geht, der will halt nicht und gut ist. Das hätte bei den Grünen auch so durchgeführt werden können. Dann wäre auch bei einer geringen Wahlbeteiligung keine Diskussion wie jetzt aufgekommen.