Europäische Umweltagentur warnt: Zu viel Methan schädigt Klima, Gesundheit und Ernten
Die EU-Umweltagentur fordert, mehr gegen den Ausstoß des Gases zu unternehmen. Als Ozon-Vorläuferstoff schade Methan der Gesundheit – und den Ernten.

Die EU-Umweltagentur (EEA) fordert, mehr gegen den Ausstoß von Methan zu unternehmen. „Methan ist für 12 % der Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich“, auch wenn der Ausstoß gefallen sei, schreibt die Behörde in einem kürzlich veröffentlichten Briefing. Methan trage aber auch maßgeblich dazu bei, dass bodennahes Ozon entsteht. Das schade der Gesundheit und der Landwirtschaft.
In der EU liegen die Ozonwerte demnach weiter über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Limits. 94 Prozent der städtischen Bevölkerung seien schädlichen Mengen ausgesetzt. „Die Einhaltung der WHO-Luftqualitätsrichtwerte könnte jährlich 70.000 vorzeitige Todesfälle in der EU verhindern“, so die Umweltagentur.
Methan wird mit Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht. Bodennahes Ozon verringert dem Bericht zufolge auch das Wachstum von Pflanzen und reduziert Ernten. So führt das Gas „Schätzungen zufolge jedes Jahr in Europa zu Schäden in Höhe von mindestens 2 Milliarden Euro an Nahrungsmittelpflanzen“.
„Die durch Ozon verursachten Ernteverluste in Europa wurden für das Jahr 2022 auf etwa 6.700 Kilotonnen Weizen geschätzt“, schreibt die Umweltagentur. Zudem seien etwa 3.200 Kilotonnen weniger Kartoffeln geerntet worden. Wenn weniger Methan ausgestoßen würde, würde das letztlich auch die Ernährungssicherheit erhöhen.
Methan schädigt das Klima
Zudem weist die Umweltagentur auf den Schaden für das Klima durch Methan hin: „Vom beobachteten Nettoanstieg der globalen Temperaturen um 1,1° C, bei dem die kühlende Wirkung von Aerosolen berücksichtigt wird, können 0,5° C auf Methan zurückgeführt werden“, zitiert die Agentur den Weltklimarat IPCC. Über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet sei Methan als Treibhausgas etwa 84-mal schädlicher als Kohlendioxid.
Die Landwirtschaft ist der größte Methanemittent in Europa: Ihr Anteil beträgt laut Umweltagentur 56 Prozent. Innerhalb der Landwirtschaft ist demnach vor allem der Verdauungsprozess von Tieren verantwortlich, besonders von Rindern. Eine weitere große Quelle ist laut EEA die Gülle.
„Zwischen 1990 und den frühen 2000er Jahren gingen die Methanemissionen aus dem Agrarsektor zurück, seit 2010 stagnieren sie jedoch“, so die Experten. Die Klimabilanz lässt sich senken, indem weniger Tiere gehalten werden, aber auch zum Beispiel, indem sie anders gefüttert werden oder aus ihren Exkrementen noch Biogas gewonnen wird.
Zweitgrößter Methanverursacher in Europa ist laut EEA der Abfallsektor. Er stößt das meiste Gas bei der Entsorgung fester Abfälle hauptsächlich in Deponien aus. Allerdings prognostizierten die EU-Staaten, dass die Methanemissionen aus dem Abfallsektor bis 2050 um 52 Prozent zurückgehen.
Auch bei anderen Umweltproblemen sieht die EEA Fortschritte. „Die Verschmutzung ist jedoch immer noch zu hoch, insbesondere durch schädlichen Lärm, die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt, die Verschmutzung durch Nährstoffe und die Abfallerzeugung“, teilte die Agentur am Montag mit. Der Anteil der Menschen, die chronisch durch Verkehrslärm gestört werden, soll bis 2030 eigentlich um 30 Prozent gesenkt werden, seit 2017 wurde laut EEA jedoch nur ein Rückgang von 2 Prozent erreicht.
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