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Erstürmung der Gaza-HilfsflotteNetanjahu entschuldigt sich

Die Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte 2010 bedeutete das Ende der engen Beziehungen zwischen Israel und der Türkei. Jetzt hat sich Israels Präsident entschuldigt.

Israel ließ die Mavi Marmara – bekannt als Gaza-Hilfsflotte – im Mai 2010 erstürmen Bild: reuters

JERUSALEM ap | Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach seiner Entschuldigung für die Tötung von türkischen Aktivisten die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen beider Länder angekündigt.

Er habe sein Bedauern während eines Telefongesprächs mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ausgedrückt, sagte Netanjahu am Freitag in Jerusalem. US-Präsident Barack Obama habe kurz vor seine Abreise aus Israel dabei geholfen, das Telefonat zu arrangieren.

2010 hatte das israelische Militär neun Türken bei der Erstürmung einer Hilfsflotte Richtung Gaza getötet. Die Aktivisten an Bord hatten versucht, die israelische Seeblockade des Hamas-geführten Gazastreifens zu durchbrechen.

Der Zwischenfall hatte die einst engen Beziehungen der Türkei zu Israel empfindlich getroffen. Die Türkei berief ihren Botschafter aus Israel ab, diplomatische Verhandlungen und die militärische Zusammenarbeit wurden weitgehend eingestellt.

Netanjahu sagte am Freitag, die „tragischen Resultate“ seien nicht geplant gewesen, Israel drücke Reue für den Verlust der Leben aus. Er sprach von operative Fehlern bei dem Einsatz.

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12 Kommentare

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  • A
    Ant-iPod

    Das ist die erste Respekt verdienende Handlung von Bibi Netanjahu - Lob und Anerkennung dafür!!!

  • A
    alex

    Wann entschuldigt sich Erdogan für die kurdischen Aktivisten die neulich in Paris ermordet wurden? Wann für die, die "glorreiche türkische Armee" regelmäßig im Nordirak und in Syrien dahinmetzelt. Wann entschuldigt er sich für den Genozid an den Armeniern, wann für die Auschreitungen gegen Griechen, Bulgaren, Aleviten und Christen in der Türkei?

    Dieser Antisemit und moderne Islamist ist geübt in der Einhaltung von doppelten Standards. Und die so genannte "linke doitsche Palästina-Solidarität" merkt es mal wieder nicht. Warum auch ein Antisemit hakt dem anderen nicht die rechte Hand ab.

  • K
    kommentator

    diese entschuldigung ist eine farce, weder ernstgemeint noch bereuend sondern einfach politisch berechnend

     

    schade! - aber irgendwie musste man diese türkei doch in die linie der imperialisten auf den kampf gegen diese weltweit wuchernden terroristen einnorden, denn ansonsten sind sie eine gefahr für die zionistischen weltziele

  • I
    ilmtalkelly

    Manchmal strahlt schwach ein Hoffnungsstern. Hier heiligt der Zweck alle Mittel, und ich kann mich nur wundern, welche Kommentare dazu ausgestoßen werden. Es ist allemal besser, als Spannungen im nahen Osten aufrecht zu erhalten, nur weil jemand meint, es müsse alles beim Alten bleiben. Schubladen-Denken macht es für überforderte " Stammtisch-Politiker" eben möglich, ihr schräges Weltbild aufrecht zu erhalten.

  • EW
    es war aber anders werte Taz

    Die Aktivisten an Bord hatten versucht, den Menschen des Gazastreifens eine menschenwürdige Versorgung zu ermöglichen, die ihnen von und durch Israel versagt wurde.

     

    Und offenbar hat nun auch Kolumbiens Uribe und seine von Ban-Ki-Moon trotz bereits eindeutigen UN-Feststellungen eingesetzte Kommission nicht mit der Auffassung Erfolg gehabt, die Seeblockade sei zulässig gewesen, da eine Versorgung schließlich auch auf dem Landweg hätte erfolgen können und die zur See lediglich wegen Waffenschmuggels bestanden habe. Ein Witz, wo jeder wusste das Israel dort oft die einfachsten Dinge des täglichen Bedarfs nicht oder nur unzureichend durchließ.

     

    Auch diesen Firlefanz, den die israelische und US-Diplomatie angeleiert hatten, können sie nun in die Tonne kloppen. Mord bleibt Mord und die Unverhältnismäßigkeit des israelischen Einsatzes wurde auch nicht von der Uribe-Kommission bestritten.

     

    Schließlich leben die im Gazastreifen eingesperrten Menschen nicht freiwillig dort, sondern sie müssen dichtgedrängt ohne Ressourcen dort leben, weil, wie John Kerry es ausdrückt, Israel eine `Erfolgsgeschichte` sein soll. Andere hingegen nennen es ungeschminkt das Resultat ethnischer Säuberung und Verdrängung.

     

    Und denen zu helfen, war das Anliegen sämtlicher Gazahilfsflottenfahrten.

  • DV
    der Vecht

    Nachdem Erdogan erst kürzlich darlegte, wie Zionismus zu werten sei, kann man ermessen, dass Obama gegenüber Netanjahu einiges klargestellt haben muss.

     

    Dann allerdings wäre auch aufgezeigt, dass mehr drin ist, wenn die USA wirklich wollten und auch sie selbst den Realitäten Rechnung tragen müssen. Obama selbst pries Herzl und mit ihm gewachsenes Gedankengut schließlich etwas anders.

     

    Und es sieht nicht so aus, als habe Erdogan irgendwo klein beigegeben, denn auch zur besseren Versorgung des Gazastreifens soll sich Netanjahu bekannt haben.

    Wie das aber mit den Kollektivstrafen zusammenpasst, die Netanjahu wegen des Raketenabschuss durch Salafisten vom Donnerstag erlassen hat – wieder mal verstärkte Einschränkung der Fischereizone – und ob die dann bleiben kann, wird sich zeigen.

  • TH
    Thomas H

    Das wird Erdogan aber gar nicht schmecken.

     

    Aber was soll er machen?

     

    Nachdem Netanjahu über seinen eigenen Schatten gesprungen ist, und er die von Erdogan stets als Voraussetzung für Normalisierung und für die Wiederaufnahme der strategischen Partnerschaft zwischen der Türkei und Israel eingeforderte israelische Entschuldigung nun geliefert hat, wird sich die Türkei auf Israel zubewegen müssen, wenn Erdogan nicht unglaubwürdig und wortbrüchig dastehen will.

     

    Den teils sehr diskreten Emissären von US-Präsident Obama sind binnen weniger Stunden zwei große diplomatische Erfolge in der nahöstlichen Region geglückt:

    Die diskrete Vermittlung eines Waffenstillstands zwischen der Türkei und der kurdischen PKK,

    sowie der heutige Durchbruch hin zur Erneuerung der strategischen Partnerschaft zwischen Israel und der Türkei, die einander brauchen, auch wenn sie in den vergangenen Jahren im Umgang miteinander sehr viel diplomatisches Porzellan zerschlagen haben.

     

    Dumm aus der Wäsche schauen angesichts dieser rasanten Entwicklung die (von Obama erstmal beiseite genommenen und kaltgestellten) konkurrierenden Palästinenerführer, und vor allem die im Iran zwangsherrschenden, nach Atomwaffen und regionaler Hegemonie strebenden Mullahs, samt ihren Verbündeten (vor allem Assad in Syrien!) und Terrorproxis (insbesondere Hisbollah im Libanon).

     

    Obama, Netanjahu und Erdogan mögen sich zwar nicht, aber sie werden dennoch wieder verstärkt am selben Strang ziehen, um den ausufernden Bürgerkrieg in Syrien einzudämmen, und um dem nach nuklearer Massenvernichtungsoption strebenden iranischen Mullahregime effektiv Einhalt zu gebieten.

     

    Auch gilt es nun, in Abstimmung miteinander eine drohende strategische und energiepolitische Hegemonie Russlands über Zypern zu verhindern, an der weder den USA, noch Israel, noch der Türkei gelegen sein kann.

     

    Obama hat in Nahost soeben für erstaunlich viel positive Dynamik gesorgt, und es besteht nun Grund zu der Hoffnung, dass nach Israels Premier Netanjahu nun auch Erdogan erkennt, dass diese von Obamas Nahostpolitik in Gang gesetzte Dynamik auch der Türkei neue außen- wie innenpolitische Spielräume eröffnen kann, um sich wieder konstruktiver und zum Wohl der eigenen Nation regional einzubringen - in wiederbelebter erprobter strategischer Partnerschaft mit dem ungeliebten Beinahe-Nachbarn Israel.

  • L
    Lamas

    schön zu hören,dass Israel sich entschuldigen kann.

  • I
    I.Q

    War das Einsicht oder geschah dies auf Druck?

     

    Also darf man fragen:

    Wird nun der neue israelische Wohnungsbauminister verkünden, von den im letzten Dezember und Januar ca. 11000 angekündigten Wohneinheiten Abstand zu nehmen?

     

    Werden die von den israelischen Behörden inhaftierten palästinensischen, politischen Häftlinge entlassen werden?

     

    Wird Netanjahu nun endlich die Gebietsvorschläge mit Karten präsentieren, d.h. was man sich vom Westjordanland einsacken will und im Ausgleich dafür an Landstrichen abzutreten gedenkt, was man schon im letzten Januar laut damaligen „Friedensfahrplan“ hätte machen müssen?

     

    Auf diesem Hintergrund wird man entscheiden können, inwieweit Obama fähig war und willens, Einsicht zu erzeugen.

  • M
    mudda

    da hat er doch sicher von obama was für bekommen.

    mal sehen wie lang es erdoschmarn mit seinem istlahmistmus macht. chavetz die stinkmorchel

    ist ja weg, dieverse nahost potentate auch,

    bleibt noch assad, achmachichihnplatt, erdowahn,

    dann sind die königreiche drann und dann.........

  • S
    siegesmund

    Wofür entschuldigen? Israel hat seine Soldaten gefährdet um die Schiffe zu stoppen, anstatt einen Torpedo zu schießen, wie es viele andere Staaten getan hätte. Ich kann mir gut vorstellen wie der Antisemit Erdogan zähneknirschend die Entschuldigung annahm.

  • R
    R.J

    Bedauern oder Reue?

     

    Falls nicht bekannt, bei einer Entschuldigung bittet man um Vergebung.

     

    Und hat Netanjahu nun auch die Absicht verkündet zukünftig die Freiheit der Meere, die internationalen Gewässer zu achten und dem gezeigten Staatsterrorismus abzuschwören?

     

    Werden die Opfer entschädigt und die Verantwortlichen in Israel bestraft werden?

     

    Dann gibt es da noch Einihr, der sich entschuldigen müssten. Einer ist Herr Dieter Graumann, der per SZ in die Welt setzte, bei der Abfahrt der Mavi Marmara sei „Tod allen Juden“ skandiert worden. Das war Graumanns Beitrag, um die Tötung von Hilfsflottenteilnehmern zu rechtfertigen und es gab noch andere, die sich mit Unterstellungen und Unwahrheiten aufspielten.