Erstes Halbfinale des ESC 2025: „Made in Switzerland“ kommt an
Stereotype, souveräne Moderatorinnen, viel Schweiz und wenig Cringe: So war das erste ESC-Halbfinale 2025.

M it dem ersten Halbfinale beweisen die Schweizer Veranstalter des ESC 2025: Humor können sie. Und passende Moderatorinnen auswählen, das können sie auch. Sandra Studer und Hazel Brugger moderieren den diesjährigen Contest. Im Finale bekommen sie erfahrene Unterstützung: Michelle Hunziker wird mitmoderieren.
Auf dem Weg zum Hotel hörten Studer und Brugger, wie jemand lallend „Made in Switzerland“ sang, erzählen sie bei der Pressekonferenz am darauffolgenden Mittag. Auch ESC-Fans im Internet feiern das Musical-Interlude „Made in Switzerland“, in dem jeder denkbare Schweizer Stereotyp und jede Schweizer Errungenschaft innerhalb von sechs Minuten besungen und performt wird. „Wenn ein besoffener Mann etwas singt, weißt du, dass der Song den Höhepunkt der Popmusik erreicht hat“, sagt Brugger dazu.
Wer am gestrigen Dienstagabend das erste ESC-Halbfinale geschaut hat, weiß heute, dass Slowenien, Belgien, Aserbaidschan, Kroatien und Zypern ausgeschieden sind. Dass laut einem der polnischen Performer „Niemand so gut in Heels tanzen kann, wie polnische Frauen – und Männer“. Dass dieses Jahr Geigen, Feuer und die Farbe Rot bei den Auftritten im Trend sind. Dass Schweden mehr als Pop kann. Und: dass das World Wide Web und LSD aus der Schweiz kommen. „Made in Switzerlaaaaaand“, eben.
Studer: „Wäre sie meine Tochter, wäre ich stolz auf sie“
Im Jahr 1943 forschte der Schweizer Chemiker Albert Hofmann nach einem Mittel zur Kreislaufstabilisierung und stieß dabei auf Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, das zwar nicht den Kreislauf stabilisierte, aber dafür eine bewusstseinsverändernde Wirkung hatte. Mit dem Internet ist es komplizierter, Vorläufer gab es schon vor 1989, jedoch wurden in dem Jahr in der Genfer Kernforschungseinrichtung CERN die Grundsteine für das World Wide Web gelegt, wie wir es heute kennen. Ja, das sind Random Facts und ja, sie haben – wie ausgeführt – mit dem ESC zu tun.
Dass Brugger und Studer sich erst durch den Auftrag zur ESC-Moderation kennengelernt haben, merkt man ihnen nicht an. Sie wirken vertraut, sie viben. „Obwohl sie meine Tochter sein könnte, kann ich viel von Hazel lernen“, sagt Studer bei der Pressekonferenz am darauffolgenden Mittag. „Wäre sie meine Tochter, wäre ich stolz auf sie“.
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„Made in Switzerland“ beim ESC 2025

Die 56-Jährige Studer war selbst ESC-Teilnehmerin. Im Jahr 1991 landete sie mit „Canzone per te“ für die Schweiz auf dem fünften Platz. „Sie bringt Wärme auf die Bühne und ist eine großartige Zuhörerin“, sagt Brugger über sie. Studers Mutter ist Spanierin, der Vater Schweizer. Bruggers Vater ist Schweizer, ihre Mutter eine Englischlehrerin aus Deutschland. Geboren wurde die 31-Jährige in Kalifornien, weswegen sie drei Staatsangehörigkeiten besitzt. Über Brugger sagt Co-Moderatorin Studer: „Sie ist crazy, intelligent und schnell im Kopf.“
Zwei smarte Frauen mit angeborener kultureller Sensibilität moderieren den Eurovision Song Contest 2025 unterhaltsam und gekonnt. Vor dem Televoting wirft Brugger ein: „Die Schweiz ist besessen von Wahlen.“ Mit Stereotypen spielen, das geht nur, wenn man sich über diese bewusst ist – und das geht besser, wenn man nicht nur an einem Ort, umgeben von Menschen mit ähnlichem kulturellem Hintergrund gelebt hat. Deshalb: 12 Points for Hazel und Sandra. Und 12 Points for „Made in Switzerland“ und die Lyrics „Let’s raise our fondue forks in unity“, zu deutsch: „Lasst uns unsere Fonduegabeln in Einigkeit heben“.
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