piwik no script img

Erster Offshore-Windpark wird abgebautAlpha Ventus hat ausgedient

Die Rückbauplanung für Deutschlands ersten Meereswindpark nördlich von Borkum startet. Erst etwa 2045 kann hier wieder Strom aus Erneuerbaren entstehen.

Offshore-Windpark nördlich der Insel Borkum: Ein Rückbau muss akribisch geplant werden – das dauert Foto: Sina Schuldt/dpa

Berlin taz | Der erste deutsche Offshore-Windpark Alpha Ventus steht nach 15 Betriebsjahren vor dem Rückbau. Der Park war im April 2010 rund 45 Kilometer nördlich von Borkum in Betrieb gegangen. Nachdem das Betreiberkonsortium aus EWE, RWE und Vattenfall Ende 2024 erste Einblicke in die anlaufende Rückbauplanung gegeben hatte, interpretierten Kritiker das umgehend als ein Scheitern des Projekts. Doch die Anlagen waren von Anfang an als Testfeld mit einer Lebensdauer von 20 Jahren konzipiert.

„Um einen strukturierten Rückbauprozess zu organisieren, müssen die Planungen drei bis fünf Jahre zuvor beginnen“, erklärte ein Sprecher des Konsortiums auf Anfrage. Um die Verschrottung kostengünstig zu gestalten, müsse akribisch geplant werden, weil jeder benötigte Tag – etwa durch den Einsatz von Spezialschiffen – sehr teuer ist. Ein Alternativszenario zum kompletten Rückbau ist der Erhalt einzelner Anlagen für die Produktion von Wasserstoff. Darüber wollen die Betreiberfirmen im Laufe dieses Jahres entscheiden.

Der Park besteht als zwölf Anlagen je fünf Megawatt Nennleistung, davon stammen sechs von der Herstellerfirma Repower (später Senvion), weitere sechs von Adwen (ehemals Multibrid). Auch zwei verschiedene Arten von Fundamenten wurden zu Testzwecken gebaut.

Bis Ende 2024 bekam der Park auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes eine Vergütung von 15,4 Cent je Kilowattstunde. Inzwischen ist die hohe Vergütung ausgelaufen, nun liegt der Satz nur noch bei 3,9 Cent. Diese gesetzlich garantierte Einspeisevergütung nehme man aber gar nicht mehr in Anspruch, heißt es bei den Betreibern, denn die Erlöse an der Strombörse sind aktuell attraktiver.

Leistung hat sich inzwischen mehr als verdoppelt

Seit Jahresbeginn lag der Marktwert einer Kilowattstunde Offshore-Windstrom im Monatsmittel jeweils zwischen 7,3 und 11,7 Cent. Diese Zahlen veröffentlichen die Übertragungsnetzbetreiber stets im Nachgang. Wie zügig der Rückbau des Parks jetzt angegangen wird, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Strompreise im Großhandel ab. Die Genehmigung zur Nutzung der Seefläche ist bis 2035 befristet.

Das Betreiberkonsortium habe aus der bestehenden Genehmigung „nicht das Recht, die Fläche nach Rückbau weiterhin zu nutzen“, teilte das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie auf Anfrage mit. Bisher sei allerdings „noch keine konkrete Nachnutzung festgelegt“.

Nach ersten Überlegungen soll die relativ kleine Fläche von Alpha Ventus „mit weiteren kleineren Flächen in räumlicher Nähe arrondiert“ und erneut zur Nutzung der Windkraft ausgeschrieben werden. Mit einer neuerlichen Inbetriebnahme von Windrädern auf dem Areal wäre dann ab Mitte der 2040er Jahren zu rechnen.

Die technische Entwicklung der Offshore-Windkraft zeigt sich auch am Anstieg der Maschinenleistung: Alpha Ventus wurde noch aus Fünf-Megawatt-Anlagen aufgebaut, im Jahr 2024 lag die mittlere Leistung der Neuanlagen in den deutschen Seegebieten bereits knapp über zehn Megawatt. Und für die kommenden Jahre sind sogar Anlagen mit 15 bis zu 18,5 Megawatt Nennleistung geplant.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 15 Jahre Laufzeit sind recht wenig, da würde mich an dieser Stelle doch auch die Gesamtbilanz dieser Anlage intressieren. Bitte dranbleiben und transparent berichten. Danke.

  • Verstehe ich es richtig, dass funktionsfähige Anlagen verschrottet werden sollen!