Erste Olympiamedaille für Burkina Faso: Sprung zum Nationalhelden

Dreispringer Hugues Fabrice Zango hat für Burkina Faso die erste Olympiamedaille gewonnen. Dabei fehlte ihm anfangs sogar das passende Schuhwerk.

Zango im Sprung

Hielt dem Druck stand: Dreispringer Hugues Fabrice Zango in Aktion Foto: Aleksandra Szmigiel/reuters

COTONOU taz | Burkina Faso jubelt. Als magischer Moment wird der Gewinn der Bronzemedaille von Dreispringer Hugues Fabrice Zango in Tokio bezeichnet. Präsident Roch Marc Christian Kaboré twitterte am Donnerstagmorgen umgehend: „Vielen Dank. Wir sind alle stolz auf dich.“ 17 Meter 47 reichten dem 28-jährigen Athleten, der mittlerweile im nordfranzösischen Béthune lebt und in Elektrotechnik promoviert, für den dritten Platz und für die erste Medaille für Burkina Faso bei Olympischen Spielen überhaupt.

Erstmals nahmen Ath­le­t*in­nen aus dem Sahel-Staat 1972 in München teil. Weitere 49 Jahre brauchte es aber bis zum Sprung aufs Podest. Den schaffte Zango ausgerechnet am Unabhängigkeitstag.

Dass Zango, der in der Hauptstadt Ouagadougou aufgewachsen ist, zu den Favoriten gehörte, war lange vor den Spielen klar. Anfang des Jahres gelang ihm im französischen Aubière mit 18,07 Metern ein neuer Hallenweltrekord. 2019 war er bereits bei den Leichtathletikweltmeisterschaften in Doha Dritter.

„Das ist jetzt vielleicht unsere einzige Chance für die kommenden 20 Jahre. Ich habe gar keine Wahl“, sagte er vor Wettkampfbeginn gegenüber Journalisten und betonte, dass der Druck groß sei: „Jede*r träumt von einer Medaille.“

Zwei Sprunggruben in einer Millionenstadt

Mit den Erwartungen konnte Zango umgehen. Für den Erfolg hat er enorm hart gearbeitet. 2016, als er den Einzug ins Finale der Olympiade von Rio de Janeiro als Ziel bezeichnete, trainierte er noch in Ouagadougou. „Meine Familie hat immer hinter mir gestanden, seit ich 2011 mit dem Sport angefangen habe“, sagte er damals. Er hatte zwar die Möglichkeit, Trainings im Ausland zu absolvieren. Doch der Besuch einer Sportschule in Europa war nicht drin.

Stattdessen studierte er Ingenieurswissenschaften und fuhr täglich vor den Vorlesungen ins Stadion des vierten August, um ein paar Sprünge zu absolvieren. Abends war es häufig knapp, weil das Stadion um 18 Uhr schließt. Doch es ist der einzige Ort in der Millionenstadt, der überhaupt über zwei Sprunggruben verfügt.

In Provinzstädten und ländlichen Regionen ist das Leichtathletiktraining schlicht unmöglich. Die Mehrheit der gerade einmal sieben burkinischen Athlet*innen, die in Tokio antreten, lebt im Ausland.

Problematische Witterungsverhältnisse

Problematisch sind jedoch auch die Witterungsverhältnisse. Es ist so gut wie nie kühler als 25 Grad Celsius. An manchen Tagen liegen die Temperaturen bei knapp 40 Grad Celsius. In weiten Teilen der Region ist es ähnlich.

Sport­le­r*in­nen aus Ostafrika, die vor allem Mittel- und Langstrecken dominieren, sind dagegen im Vorteil. Sie können in Höhenlagen trainieren. Durch die Erfolge wurden Sportstrukturen verbessert, Laufcamps geschaffen, Sportläden eröffnet.

Hugues Fabrice Zango hatte anfangs hingegen nicht einmal passende Schuhe. In Burkina Faso sind gute Sportschuhe häufig nicht aufzutreiben – stattdessen gibt es billige Kopien aus Asien –, und ohne Sponsor auch nicht bezahlbar. Trotz all der Mängel hat es der Dreispringer zum Nationalhelden geschafft.

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