Das einzig wahre Olympia: Fußball, Golf, Tennis? Kann weg!
Wie die Olympischen Sommerspiele zu einem schlanken, kostengünstigen und fairen Sportfest werden können. Eine Reformagenda des taz-Sports.
Die Olympische Spiele bedürfen dringend einer Reform. Und so sollte sie aussehen.
Die Olympischen Spiele der Neuzeit haben 125 Jahre auf dem Buckel. Sie sind im biblischen Alter, haben ein Bad im Jungbrunnen nötiger denn je. Das IOC hat zwar vor ein paar Jahren eine Reform namens Agenda 2020 angestoßen, aber das war nichts Halbes und nichts Ganzes. Deswegen fordern wir radikale Schritte, um den Glanz der Games neu erstrahlen zu lassen.
Zuerst müssen all jene Sportarten abgeschafft werden, die nicht bei den Spielen ihren Höhepunkt erleben, sondern außerhalb des Ringe-Reigens bei Grand Slams oder Weltmeisterschaften. Damit verabschieden wir uns vom Fußball, von Golf, Tennis, Rugby und Baseball. Auf der Kippe stehen all jene Sportarten, die im Zuge der olympischen Event-Aufhübschung ins Programm gehievt wurden und vielleicht doch besser bei den X-Games aufgehoben sind.
Ebenfalls dran glauben müssen solche Sportarten, die nicht die Kriterien universeller Verbreitung und potenzieller Chancengleichheit erfüllen und nur in westlichen Industrienationen zur Reife gelangen, während viele olympische Sportarten vorzugsweise in Afrika, aber auch in Asien, Ozeanien, Süd- oder Mittelamerika gar nicht erst zu finden sind – oder nur im Kümmerwuchs.
Erwünscht: Dressurreiter aus Burkina Faso
Wir fragen: Wo ist der Dressurreiter aus Burkina Faso, wo der BMX-Fahrer mit Medaillenchancen aus El Salvador? Wo ist der Turmspringer aus Bhutan, wo sind die Wasserball-Olympiasieger aus Simbabwe?
Der olympische Elitismus muss ein Ende haben. Entweder das IOC leitet noch mehr Gelder in die Entwicklungsgebiete oder belegt die führenden Nationen aus Deutschland, China, England, Australien oder die USA mit Handicaps beziehungsweise Startverboten. In der jetzigen Form ist der olympische Gedanke eine Heuchelei auf hohem Niveau. Aus der olympischen Gemeinde entlassen werden also: Dressurreiten, Vielseitigkeitsreiten, Hockey (Wackelkandidat), Wasserball und Synchronschwimmen.
Dopingsportarten haben auch keine Chance mehr: Gewichtheben, Leichtathletik, Schwimmen, Boxen und Radfahren. Viel bleibt nicht mehr. Aber wollte das IOC die Spiele nicht eh verschlanken? Positive Nebeneffekte der Reform: Das Budget ließe sich auf eine Milliarde Dollar beschränken. Die IOC-Granden wohnten im Olympischen Dorf. Und die Spiele dauern wirklich nur noch 14 Tage. Das wäre ein Spektakel!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?