piwik no script img

Erneute Hinrichtung in IranIm toten Winkel der Ablenkung

Kommentar von Daniela Sepehri

Das iranische Regime nutzt die außenpolitische Lage, um innenpolitisch hart durchzugreifen. Wir sollten die Eingesperrten nicht vergessen.

Wurde vom iranischen Regime hingerichtet: Reza Rasaei Foto: privat

E rneut ist ein Teilnehmer der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung in Iran hingerichtet worden: Der Kurde Reza Rasaei wurde im Dizel-Abad-Gefängnis staatlich ermordet. Rasaei war im Zuge der Protestbewegung festgenommen worden. Berichten zufolge erlitt er in Haft schwere Folterungen, um ein falsches Geständnis aus ihm zu erpressen, das später vor Gericht als einziges „Beweismittel“ gegen ihn dienen sollte.

Mit Rasaei sind bislang mindestens zehn Personen im direkten Zusammenhang mit den Protesten „Frau, Leben, Freiheit“ hingerichtet worden. Diese Exekutionen reihen sich in eine Hinrichtungswelle ein, die Men­schen­rechts­organisationen zufolge seit über einem Jahr anhält. Mindestens 300 Menschen wurden nach Angaben von Iran Human Rights in diesem Jahr hingerichtet. Das Regime weiß genau, wann es seine Hinrichtungsmaschinerie hochfahren kann: wenn die Welt nicht mehr ins Inland schaut.

Während die Weltgemeinschaft, Medien und Politik gerade ausschließlich auf die außenpolitischen Eskalationen des Regimes und einen drohenden neuen Krieg im Nahen Osten blickt, schauen nur die wenigsten auf die Menschenrechtsverbrechen im Inland. Beides hängt jedoch miteinander zusammen. Seit Jahrzehnten kann beobachtet werden, wie das Regime im Inland brutaler wird, wenn es außenpolitisch eskaliert.

Dies zeigte sich schon im April, als die Islamische Republik zum ersten Mal Israel direkt angriff. Gleichzeitig wurde die Sittenpolizei verstärkt auf den Straßen Irans platziert und unzählige Frauen wurden in die berüchtigten Vans gezerrt. Während der Scheinwahlen wurden weniger Menschen hingerichtet, weil die Aufmerksamkeit der Welt wieder dem Inland galt. Nun sorgt sich die internationale Gemeinschaft um einen weiteren Krieg im Nahen Osten – zum Vorteil des Regimes, denn im toten Winkel der Ablenkung kann es wieder massiv hinrichten.

In den Gefängnissen der Islamischen Republik sitzen unzählige Menschen, denen das gleiche Schicksal droht wie Reza Rasaei. Es wäre ein Verbrechen an ihnen, wenn wir sie vergessen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Schrecklich.

    Wie können wir helfen? Hilft unterschreiben? Mach dir mal eine Kampagne?

  • Iran, Strippenzieher hinter Hamas und Hisbollah, mit Russland und China verbündet im BRICS. Autokraten und Terroristen Hand in Hand, gegen Menschenrechte und Liberalität.

  • Im Endeffekt wird nur ein Krieg mit Israel dazu führen können, dass im Iran die Revolution gelingt.

    Israel hat die Mittel, die Terroristen im Iran zu bekämpfen.

    Iran wird keinen direkten Krieg mit Israel anfangen, die Terroristen im Iran wissen, dass sie nicht mal in Teheran sicher sind. Und sie wollen vieles, aber nicht sterben.

  • mögen die Machthaber des Iran endlos (scheinbar) in der Hölle schmoren, bis ihre Opfer in einigen millionen Jahren verzeihen und sie befreien.