Erneuerbare Energien und Biodiversität: Quellbiotope unter der Solaranlage
Fördern Solarparks die Artenvielfalt? Eine neue Studie sagt ja, der Naturschutzbund Deutschland sieht es differenzierter.
„Auf den Anlagen entstehen kleine Hotspots der Biodiversität“, sagte Rolf Peschel, einer der Autoren der Studie. In vielen Fällen seien die Solarflächen zudem „Quellbiotope für eine ganze Reihe von seltenen Pflanzen“. In drei der untersuchten Solarparks konnten zudem 35 Heuschreckenarten gefunden werden, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf Bebauungsplänen mit zugehörigen Vor- und Nachuntersuchungen, wie beispielsweise Umweltberichten.
Voraussetzung für die Bauerlaubnis von Solarparks ist grundsätzlich der Erhalt der bestehenden Biodiversität auf Flächen, auf denen diese gebaut werden sollen. Der Studie zufolge wird die Biodiversität in Solarparks jedoch nicht nur erhalten, sondern sogar gesteigert. Da in diesen nicht gedüngt wird, keine Pestizide verwendet werden und seltener gemäht wird, seien die Lebensbedingungen für Tiere gut. „Im Vergleich zur umgebenden Landschaft können Solarparks die Artenvielfalt fördern“, so die Studienautoren.
Insgesamt wurden für die Studie die Unterlagen von 75 Solarparks in Deutschland ausgewertet. Repräsentativ sei die Untersuchung jedoch nicht, räumt Studienautor Rolf Peschel ein. Da nicht aus allen Bundesländern ausreichend Daten vorhanden waren, seien die Bundesländer teilweise über- oder unterrepräsentiert. Außerdem seien nur etwa 40 Prozent der vorhandenen Daten nutzbar gewesen, so Tim Peschel, ebenfalls Autor der Studie. Trotzdem sei die Studie „eine Argumentationshilfe für die Politik“, sagte Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft.
Auch negative Auswirkungen möglich
Der Naturschutzbund Deutschland sieht die Frage differenzierter. Ob der Bau eines Solarparks positiv für die Biodiversität ist, hänge vor allem davon ab, wie die Fläche davor genutzt wurde, sagte Naturschutz-Experte Sebastian Scholz. Wenn beispielsweise auf leerstehenden Konversionsflächen gebaut werde, könne der Bau von Photovoltaikanlagen die Fläche abwerten. Werde jedoch auf Flächen gebaut, auf denen zuvor Landwirtschaft betrieben wurde, werde die Fläche vor allem für kleinere Tiere wie Amphibien und Kleinstsäuger attraktiver.
Und das Bundesamt für Naturschutz weist in einem Anfang dieses Jahres veröffentlichten Bericht darauf hin, dass Solaranlagen auch negative Auswirkungen auf die Natur haben können. So sei es beispielsweise möglich, dass einzelne, am Lichtspektrum orientierte Insektenarten irritiert werden, da sie die Anlagen mit Wasserflächen verwechseln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste