Schutz der Artenvielfalt: Es kommt auf alle an
Das Problem Artensterben ist gefährlich. Keine einzige potenzielle Lösungsmöglichkeit darf außen vor bleiben – nicht mal eine bürokratische.
M uss man sich für all die Workshops, Konferenzen und Tagungen zum Artenschutz wirklich interessieren, die uns im nächsten Jahr mit bürokratischen Papieren, unverständlichen Pressemeldungen und schlechten Nachrichten langweilen werden? Der politische Prozess zum Erhalt der biologischen Vielfalt unter dem Dach der Vereinten Nationen ist eine Zumutung. Sowohl im Hinblick auf den Unterhaltungswert als auch im Hinblick auf seine politische Wirksamkeit.
Zum Unterhaltungswert: Wer mal eine halbe Stunde auf der Website Convention on Biological Diversity herumliest, der staunt, wie wenig lebendig der Schutz des Lebendigen dort klingt. Schwerer allerdings wiegt, dass von den 20 sinnvollen und sofort einleuchtenden Zielen, die sich die Weltgemeinschaft zum Stopp des Artensterbens bis 2020 gesetzt hatte, weltweit so gut wie keines erreicht worden ist.
Wenn die Papiere zu ihren Beschlüssen so geduldig sind, dass sie am Ende zu keinen Ergebnissen führen – wozu sind sie dann gut? Und wenn die Staatengemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen schon für den Klimaschutz zu keiner sinnvollen Politik findet, obwohl dieser mit seinem knackigen „1,5-Grad-Ziel“ und Unterstützung durch weltweit demonstrierende Jugendliche viel mehr im öffentlichen Bewusstsein präsent ist – was ist dann von einem Prozess zu erwarten, der bislang unter Ausschluss einer breiten Öffentlichkeit stattfindet? Nicht viel – wenn das so bleibt.
Aber genau deswegen sollte man sich für den langweiligen Bürokratenkram ja interessieren. Weil die Umweltminister, Naturschutzbehördenchefinnen und Naturschutzspezialistinnen auf ihren Konferenzen nicht viel anderes im Sinn haben als die engagierten Unterzeichnerinnen von Bienenpetitionen, Ökogärtner und Vogelzähler. Um das Artensterben aufzuhalten, wird es auf alle ankommen – auf die Politikerinnen auf den UN-Konferenzen, auf das Einkaufsverhalten der Verbraucher, auf das Durchhaltevermögen und die Kreativität der Zivilgesellschaft.
Das Problem Artensterben ist zu gefährlich, als dass eine potenzielle Lösungsmöglichkeit außen vor bleiben könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken