Ernährungssicherheit in Kenia: Die Hungerkrise ist politisch
Extreme Überschwemmungen wie jüngst in Kenia verstärken Ernährungskrisen. Es brauche bessere Planung, fordern Kleinbäuer*innen.
Eine Studie des Imperial College London vom Donnerstag belegt, dass der Klimawandel die extremen Wettereignisse in der Region verstärkt und die Ausmaße immer schlimmer werden. Das globale Wetterereignis El Niño führt in der Region jedes Jahr wieder zu starken Regenfällen. Und jedes Jahr steht die Bevölkerung erst einmal allein dar.
Das Problem ist auch hausgemacht. Die Regierungschefs der Bundesländer im föderalen Staat Kenias kritisieren fehlende Unterstützung, sie haben bislang keine Hilfsgelder aus Nairobi erhalten, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Die eingerichteten Camps reichten nicht aus.
„Die Fluten verdeutlichen das politische Problem von Hunger in Kenia: schlechte Planung. Nach monatelangen Dürren, folgen die Fluten. Und in der nächsten Dürre fehlt das Wasser wieder“, sagt Cidi Otieno, Koordinator der Kenyan Peasant League, einer Vereinigung kenianischer Kleinbauer*innen.
Kampf gegen GMOs
Die Ursachen von Hunger seien schlechte politische Planung, ungerechte Verteilung und Armut, denn viele Menschen könnten sich Lebensmittel nicht leisten, sagt Otieno. „Das Problem ist nicht, dass es nicht genug Nahrungsmittel in Kenia gibt. In manchen Teilen Kenias rotten Vorräte auf den Farmen, in anderen Teilen hungern Menschen“.
Auch der Zugang zu Land spiele laut Otieno eine große Rolle. Die Kommerzialisierung von Land und Nahrung seien mit die größten Treiber von Nahrungsunsicherheit, findet er. Die kenianische Regierung habe die Nahrungsmittelproduktion dem Markt überlassen. Die Abhängigkeit von Konzernen verstärke aber den Hunger nur. Deswegen hat die Kenyan Peasant League auch gegen die Aufhebung des Verbots von Genmodifiziertem Saatgut (GMOs) 2022 durch die Regierung geklagt.
„Das hat wieder gezeigt, wie sehr unsere Regierung die Interessen von multinationationalen Konzernen bedient. Bill Gates besucht Kenia und Wochen danach erlaubt die Regierung GMOs“, so Otieno. Die Vereinigung von Kleinbäuer*innen argumentiert vor Gericht, dass Kenia nicht nachgewiesen habe, das GMOs ungefährlich seien. Es geht ihnen aber auch um die Abhängigkeiten, die dadurch geschaffen werden: Kleinbauern müssen die GMO-Samen zu jeder Saat neu von den Konzernen kaufen, dazu meist Dünger und Pestizide. Sie verlieren die Hoheit über ihre Samen. Einen kleinen Erfolg gab es bereits, das Gericht hat den GMO-Bann erst mal wiederhergestellt. Der nächste Gerichtstermin steht im Februar 2024 an.
Kritik am industriellen Agrarmodell übt auch die Alliance for Food Sovereignity in Africa (Afsa). In einer Stellungnahme zur Weltklimakonferenz in Dubai kritisiert sie die damit einhergehende Nutzung von Kunstdünger und Pestiziden, „die sich negativ auf die Bodenqualität, die biologische Vielfalt und die Umwelt auswirken“. Auch führe es zu Monokulturen und Massenproduktion für den Export, die Lebensmittel über Tausende von Kilometern transportiere und die lokalen Märkte verzerre. Der Vorrang müsse hingegen lokalen Lösungen gegeben werden, insbesondere kleinen Lebensmittelproduzent*innen, Hirten und indigenen Gruppen.
Auch Kenia exportiert Lebensmittel – auch in die EU. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören viele Gemüsesorten wie Kartoffeln, Tomaten oder Kohl.
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