Ermittlungen nach Brandanschlag: Warum Linke Polizeiarbeit machen
Der Anschlag auf das linke Bremer Kulturzentrum „Die Friese“ ist nach wie vor nicht aufgeklärt. Aber es gibt Hinweise auf rechtsextreme Täterschaft.
D er Brand im Kulturzentrum „Die Friese“ ist nach über eineinhalb Jahren nicht aufgeklärt. In der Nacht zum Sonntag, den 16. Februar 2020, waren in dem Zentrum im links-alternativen Bremer Steintorviertel zwei Feuer gelegt worden. Mehrere Besucher:innen eines Konzerts erlitten Rauchvergiftungen, einige haben bis heute mit Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen. Außerdem entstand ein Sachschaden von 200.000 Euro.
In der linken Szene vermutet man einen rechtsextremen Anschlag. Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt ebenfalls in diese Richtung. Auf dem Blog Antifa-Bremen.org grenzen die Autor*innen eines Beitrags das in ihren Augen verdächtige Spektrum noch etwas genauer ein. Sie rekonstruieren den Abend: Kurz nach Mitternacht hatten die rund 30 Besucher:innen eines Konzerts Rauchgeruch bemerkt und die Feuerwehr alarmiert.
Im ersten Stock des Zentrums, das für seine Jugendarbeit, Band-Probenräume, regelmäßigen Konzerte und Lesungen bekannt ist, hatte „vereinzeltes Mobiliar“ Feuer gefangen. Kurz nach drei Uhr fiel erneut eine Rauchentwicklung auf, erneut im ersten Stock, erneut rückte die Feuerwehr an.
Der Polizei fiel ein Aufkleber auf, der einen „rechtspolitischen Bezug“ aufwies. Der Aufkleber von „Die Rechte“ mit dem Slogan „Deutsche Jugend kommt zu uns!“ klebte an der Außentür auf einem Hinweiszettel, der erst am Abend des Konzerts aufgehängt worden war. Ein weiterer Aufkleber der „Gruppe 11“ klebte an der Tür des ausgebrannten Raums.
Die Autor*innen des Blogs Antifa-Bremen.org weisen darauf hin, dass Markus Walter auf dem Aufkleber von „Die Rechte“ als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts genannt wird. Walter ist im Bundesvorstand der Kleinstpartei. 2018 formierte sich der Landesverband Bremen/Bremerhaven und begann, Linke und Antifaschist:innen zu terrorisieren. Die Führung übernahm Alexander von Malek.
Die „Gruppe 11“, eine szeneinterne Kampagne, wird von Johannes Welge in Braunschweig vorangetrieben. Welge wirkt auch führend bei „Die Rechte“ vor Ort mit. Ein Aufkleber der „Gruppe 11“ zeigt einen Mann mit Sturmhaube und die Aufschrift „Terrorcrew“. Auch der Staatsschutz der Bremer Polizei scheint die Gruppe im Blick zu haben. Am 23. September fanden bei drei Mitgliedern im Alter von 26, 32 und 37 Jahren Durchsuchungen statt. Die Ermittlungen laufen noch, sagt die Staatsanwaltschaft.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden