Erhöhung des Mindestlohns: In zwei Schritten auf 9,35 Euro
Die Mindestlohnkommission schlägt vor, die Lohnuntergrenze bis 2020 um 51 Cent zu erhöhen. 2019 sollen es bereits 9,19 Euro sein.
Die Kommission aus Gewerkschafter*innen, Arbeitgebervertreter*innen und Wissenschaftler*innen prüft alle zwei Jahre, ob die Höhe des Mindestlohns angemessen ist. Bisher beträgt die Lohnuntergrenze 8,84 Euro, zuvor waren es 8,50 Euro je Stunde.
„Wir orientieren uns an der Entwicklung des Tarifindex des Statistischen Bundesamts“, erklärte der Vorsitzende der Kommission, Jan Zilius, am Dienstag in der Bundespressekonferenz in Berlin. Konkret bedeutet das, dass Tariflöhne als Basis für einen angemessenen Stundenlohn herangezogen werden.
Kommissionsmitglied und Gewerkschafter Stefan Körzell zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Ergebnis der Verhandlungen. Scharfe Kritik übte er aber daran, dass nach wie vor so viele Menschen unter Mindestlohnniveau gezahlt werden. Während das Statistische Bundesamt 2016 750.000 solcher Fälle zählte, rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sogar mit etwa 1,8 Millionen Betroffenen. Um gegen Schwarzarbeit vorzugehen, brauche es mehr Zollpersonal und eine präzise Erfassung der Arbeitszeit, so Körzell.
Gemeinsam mit dem Vorschlag zur Erhöhung legte die Kommission auch einen Bericht über die Auswirkungen des Mindestlohns vor. „Besonders profitieren die Menschen in Ostdeutschland, geringfügig Verdienende, Angestellte kleiner Unternehmen und Frauen von dem höheren Stundenlohn“, fasste Zilius zusammen. Auch die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter habe sich seit Einführung des Mindeslohnts weiter positiv entwickelt.
Die langfristige Auswirkung auf die Wirtschaft sei aber noch nicht absehbar: „Wie krisenfest der Mindestlohn wirklich ist, wird sich erst bei einem wirtschaftlichen Abschwung zeigen“, warnte Kommissionsmitglied Steffen Kampeter.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott