Erfolg für Atomkraftgegner: Keine weiteren Castoren nach Gorleben
In das Zwischenlager Gorleben kommt kein zusätzlicher Atommüll. Landräte aus Bayern wollten nuklearen Abfall aus dem Süden in den Norden verlagern.
Am Vortag hat die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) versichert, dass keine weiteren Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden sollen und damit entsprechenden Forderungen aus Bayern eine Absage erteilt. Das bundeseigene Unternehmen werde im kommenden Jahr eine Genehmigung für die Zwischenlagerung am Standort Gorleben über den bisher genehmigten Zeitraum hinaus beantragen, hatte BGZ-Bereichsleiter Matthias Heck erklärt. „Zudem werden wir den Antrag auf die bereits vorhandenen 113 Behälter und deren Inventar beschränken, da eine weitere Einlagerung hochradioaktiver Abfälle nicht vorgesehen ist.“
Zuletzt hatten mehrere Landräte aus Bayern verlangt, weitere Castorbehälter in das über insgesamt 400 Stellplätze verfügende Zwischenlager in Gorleben zu bringen und dafür Lager an den AKW-Standorten aufzulösen. Die Kommunalpolitiker der CSU und der Freien Wähler begründeten ihren Vorstoß damit, dass ein Zwischenlager besser zu schützen sei als mehrere.
„Dagegen haben wir gekämpft, wir hatten weiterer mögliche Castortransporte vor Augen“, so Ehmke. Er verwies darauf, dass auch das Zwischenlager in Brunsbüttel seit 2015 ohne Genehmigung betrieben werde und aktuell 152 Transporte aus Jülich ins Zwischenlager Ahaus angekündigt seien. Der Grundsatz, dass es nur noch einmal zu Transporten, nämlich zum Endlagerstandort geben solle, wackelt.
Endlagerung erst in Jahrzehnten
In Deutschland lagert der hoch radioaktive Atommüll in 16 Zwischenlagern. Diese Lager wurden für 40 Jahre genehmigt. Die Genehmigung für das Zwischenlager Gorleben läuft bereits im Jahr 2034 aus. Eine verlängerte Zwischenlagerung ist notwendig, da frühestens Mitte des Jahrhunderts ein Endlagerstandort für hoch radioaktive Abfälle benannt werden soll. Dann wird es noch mehrere Dekaden dauern, bis alle Behälter an dieses Endlager abgegeben sind. Der über Jahrzehnte als einziger Standort auf seine Eignung als Endlager untersuchte Salzstock Gorleben war 2020 aus dem neu aufgerollten Suchverfahren ausgeschieden, das Bergwerk wird seit Ende 2024 zugeschüttet.
„Unabhängig vom Antrag der BGZ, die noch offenließ, für welchen Zeitraum die verlängerte Zwischenlagerung beantragt werde, muss aus unserer Sicht auf die nächsten 80 bis 100 Jahre geschaut werden“, sagt Ehmke. Dabei spiele die Alterung der Behälter und der Gebäude ebenso eine Rolle wie auch künftige Bedrohungen von außen.
Am Montag hatte die Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ ein Gutachten zur Sicherheit der Zwischenlager veröffentlicht. Die Physikerin Oda Becker kommt darin zu dem Schluss, dass die Lager nicht oder nur unzureichend gegen Flugzeugabstürze, Terroranschläge mit panzerbrechenden Waffen und Drohnenangriffe geschützt sind.
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