Erfolg der chinesischen KI DeepSeek: Kapital ist nicht alles
Der Erfolg von DeepSeek zeigt: Auch Europa ist bei der KI-Entwicklung weiter im Rennen. Die Überbewertung der US-Tech-Giganten macht sie verwundbar.
D ie Aufregung ist groß. Der plötzliche KI-Erfolg des chinesischen Unternehmens DeepSeek schlägt ähnlich stark in die prall aufgeblasenen Marktbewertungen von Tech-Unternehmen ein, wie es vor zwei Jahren schon ChatGPT tat. Die neu entwickelte künstliche Intelligenz „DeepSeek-R1“ kommt überraschend ganz ohne Hochleistungschips aus den USA aus. Bislang waren viele davon ausgegangen, dass die Chips amerikanischer Unternehmen für das Training von KI-Modellen unerlässlich seien. Die wahnwitzig hohen Kursstürze nehmen Trump, Musk und Zuckerberg das Monopol auf die ganz großen KI-Schlagzeilen.
Aber selbst wenn ein vergleichsweise kleines Unternehmen mit augenscheinlich geringem finanziellen Aufwand eine KI entwickeln kann, die mit OpenAI und Co mithalten kann, bleiben leistungsstarke Mikrochips und große Rechenzentren bedeutend. Doch der Erfolg von DeepSeek beweist, dass China, die EU und auch Deutschland bei der KI-Entwicklung weiter im Rennen sind. Nicht nur der Digitalverband Bitkom und die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer zeigten sich nach dem Überraschungserfolg auch gleich zuversichtlich.
Auch Digitalminister Volker Wissing weist auf die Bedeutung der Nachricht für Deutschland hin: Die USA würden zwar viel Kapital mobilisieren können, um Dinge schnell auf den Markt zu bringen. „Aber Forschung und Entwicklung, das können wir auch im Bereich von künstlicher Intelligenz genauso gut.“
Wette auf die Zukunft
Er hat damit recht, dass absolut nichts gegen den Erfolg einer deutschen oder europäischen KI spricht. Er hat aber auch recht damit, im gleichen Atemzug das verfügbare Kapital in den USA zu erwähnen. Nur dank der grotesken Überbewertung der US-Unternehmen am Aktienmarkt können diese so erfolgreich und so perfekt zerstörerisch handeln, wie sie es gerade tun. Die hohen Kurse sind eine Wette darauf, dass die Tech-Konzerne mit künstlicher Intelligenz noch besser darin werden, unser Handeln vorherzusagen und damit noch mächtiger werden, als sie es heute schon sind.
Nichts spricht gegen KI-Förderung, Forschung und Modellprojekte am laufenden Band. Viel wichtiger ist aber, dass die EU und Deutschland ihre angemessen strengen Regeln gegen die Tech-Unternehmen endlich konsequent durchsetzen. Auf die nächste Bundesregierung kommt eine riesige Aufgabe zu: Sie darf nicht vor den Erpressungsversuchen einer freidrehenden US-Regierung einknicken. Denn diese werden kommen. Eine unvorbereitete Regierung könnte geneigt sein, ihnen leichtfertig nachzugeben.
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