Erfindung gegen Autoqualm: Der eierlegende Wollmilchring
Er reduziert Abgase, verringert Benzinverbrauch und steigert die Fahrleistung: Der Metallring, den ein 18-jähriger Israeli erfunden hat, ist fast zu simpel, um wahr zu sein.
Das Geheimnis seines Erfolges liegt darin, dass niemand begreift, wie genau Z5 funktioniert. "Wenn man wüsste, was dort passiert, hätte es längst ein anderer vor mir erfunden", sagt Zion Badash. Er ist 18 Jahre alt, Pflichtsoldat und Millionär in spe. Z5 ist seine Erfindung - Z für Zion und 5, weil das seine Lieblingszahl ist. Es ist ein Metallring, der, in den Luftschlauch zum Automotor eingesetzt, für eine bessere Verbrennung sorgt. "More Miles - Less Gas", verspricht die Verpackung und "More Power - Less Pollution". Tests führender europäischer Autokonzerne bestätigen den deutlich geringeren Schadstoffausstoß.
Zion sitzt in Turnschuhen und knielangen Hosen auf dem Ledersofa im Wohnzimmer seiner Eltern und wirkt mit noch bartlosem Gesicht deutlich jünger, als er ist. Vor gut zwei Jahren entschied er sich, die Welt sauberer zu machen. "Ich ging an den Dieselbussen in Tel Aviv vorbei und konnte es nicht fassen, dass es im dritten Jahrtausend keine Lösung für den schwarzen Rauch und die stinkenden Abgabe geben soll."
Zion, selbst Asthmatiker, recherchierte in Büchern und Internet nach Möglichkeiten, den Treibstoff zu verbessern. Entschied sich dann aber doch für die Optimierung der Luftzufuhr. Mit einem alten Generator aus dem Keller der Eltern begann er zu experimentieren. "Die Metalle habe ich mir von einem Altmetallhändler in der Nähe besorgt", sagt er. Die steckte er in einem Pappring in den Luftzufuhrschlauch zum Motor des Generators. Mit der stets gleichen Menge Benzin prüfte er unterschiedliche Laufzeiten des Motors, Geruch und Farbe der Abgase.
Dieser Artikel ist der aktuellen sonntaz vom 5./6.9.2009 entnommen - ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk.
Über Monate hinweg arbeitete er fast täglich an seinem Projekt- zum Unverständnis seines Umfelds und seines Vaters. "Ich gebe nicht so schnell auf", lächelt der junge Erfinder. Trotzdem blieb ihm Zeit, den schwarzen Judo-Gürtel zu machen und an der Frisbee-WM in den USA teilzunehmen.
Nach über einem Jahr der Versuche war klar, dass "da was passiert", sagt Zion, der inzwischen auch den skeptischen Vater überzeugt hatte. Mit Hilfe einer Bekannten, die Chemie studiert, schaffte Zion Messinstrumente für einen Abgastest heran und stellte fest, dass das Verhältnis von Stickstoffoxiden und Kohlenstoffoxiden umweltfreundlicher ist, sobald sein Metallring in der Luftzufuhr steckt.
Dieses Ergebnis reichte Vater Mosche Badash aus, um aus einem Gemisch von fünf Metallen einen Prototyp bauen zu lassen. Inzwischen wird Z5 in der Türkei serienmäßig produziert und vor allem in Frankreich, Kanada, Schweden und natürlich in Israel in Autowerkstätten verkauft. In Deutschland ist er nur übers Internet erhältlich.
Z5 gibt es in verschiedenen Größen, für Kleinwagen bis zum Lkw. Die Rauchdichte von Dieselmotoren soll um 50 bis 75 Prozent verringert werden. "Wir produzieren im Moment einige zigtausend Stück pro Monat, könnten aber sofort auf eine Million steigern", sagt Vater Badash.
In der Kfz-Werkstatt von Alon Amigam, direkt neben dem TÜV von Jaffa im Süden Tel Avivs, läuft das Geschäft mit Z5 ganz gut: Seit sechs Monaten hat er Z5 im Sortiment, für 150 Euro das Stück. Rund 250 Exemplare hat Amigam bisher verkauft, Tendenz steigend. "Unsere Klientel sind auch Autofahrer, die wegen zu hoher Schadstoffausscheidung durch den TÜV fallen", sagt Amigam. "Andere wollen Benzin sparen oder sie sind einfach nur umweltbewusst." Der Einbau dauert kaum fünf Minuten. Dem geschickten Autoschrauber sollte die Vier-Stufen-Anleitung auf der Verpackung reichen.
Der internationalen Vermarktung im großen Stil steht derzeit im Weg, dass Z5 noch ein Patent fehlt - angemeldet ist es schon, mit der Erteilung rechnet Vater Badash aber erst 2011. Schwierig sind außerdem die unklaren Testergebnisse zum Benzinverbrauch: Die Familie hat mit fabrikneuen Leihwagen verschiedener Automodelle eigene Versuche unternommen. "Manche haben über 30 Prozent weniger Benzin verbraucht, in einem Fall waren es aber nur knapp über sechs", sagt Vater Badash, der die auseinanderklaffenden Ergebnisse dem Fahrstil der Tester zuschreibt. Auf der Verpackung ist von "29 Prozent besserer Treibstoffnutzung" die Rede.
In Auftrag gegebene Prüfungen zeigen eine deutlich höhere PS-Zahl bei niedrigerer Umdrehung. "Der Wagen fährt spürbar kräftiger", sagt Vater Badash, der vorerst die Geschäfte seines Sohnes übernimmt. Zion hat sich für vier Jahre bei der Armee verpflichtet, wo man, wie er sagt, "meine Begabungen zu schätzen weiß".
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