Erdwäme wird erforscht: Gasag bohrt nach Wärme unter Berlin

Eine Probebohrung in Schöneberg soll zeigen, ob sich Wärme aus 4.000 Meter Tiefe zum Heizen nutzen lässt. Begleitende Forscher schätzen das Risiko als gering ein, das Potenzial als umso höher

Die Gasag will Berlin zum Versuchsfeld für Geothermie machen. Auf dem ehemaligen Gaswerksgelände in Schöneberg soll 2011 mit Bohrungen in bis zu 4.000 Meter Tiefe begonnen werden, teilte der Energieversorger mit. Dort lägen geologische Schichten, die eine Nutzung der Erdwärme möglich erscheinen lassen. Am Wochenende stellt die Gasag das millionenschwere Projekt beim Fest zur Öffnung des Tempelhofer Flugfeldes vor.

Das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) begleitet den Versuch. Es sieht keine grundsätzlichen Risiken. Unklar ist aber, ob sich die Erdwärme hier nutzen lässt. "Es gibt bisher keine Tiefenbohrung im Zentrum Berlins", sagte der Geothermieforscher Ernst Huenges. Erste Untersuchungen ließen jedoch hoffen. Wissenschaftler rechnen mit mindestens vier Wasser führenden Schichten, die sich zur Wärmegewinnung nutzen lassen. Die Temperaturen in 1.500 Meter Tiefe erreichen etwa 60 Grad Celsius. Über eine Unterwasserpumpe und Wärmetauscher soll die Energie ins Heiznetz eingespeist werden. In der tiefsten Schicht, dem Rotliegende-Gestein, werden Temperaturen von bis zu 130 Grad Celsius erwartet. In einer ähnlichen Tiefe bohrt das GFZ bereits in Groß Schönebeck vor den Toren Berlins. "Dort ist nichts passiert", sagte Huenges zu eventuellen Risiken.

In dem historischen Städtchen Staufen im Breisgau hatte sich nach Bohrungen die Erde gehoben, weil Grundwasser in quellfähige Gesteinsschichten eingedrungen war. Mehr als 250 Gebäude sind durch die Bewegungen gerissen, die Schäden liegen in Millionenhöhe. Ähnliches schließt Huenges für Berlin aus. "Zum einen ist die Geologie hier anders, zum anderen sind in Staufen Qualitätsmängel im gesamten Ablauf zu sehen, die wir hier ausschließen." Gipsschichten, die im Breisgau Probleme bereitet hatten, fehlen in Berlin. Das Land ruht grob gesagt auf Sandstein. Auch die Gefahr von Erdbeben ist nach Ansicht des wissenschaftlichen Partners der Gasag verschwindend gering.

Das GFZ will im Zuge des Feldversuchs eine Risikostudie erstellen. Tiefe Geothermie ist in Deutschland weitgehend unerschlossen. Dabei liegt in der Energiequelle Potenzial. Langfristig könnte der gesamte Wärmebedarf der Stadt aus der Tiefe gedeckt werden, sagte Huenges. Bis dahin werde es aber noch einige Jahrzehnte dauern. Dabei arbeiten die Berliner durchaus zu: Sie verbrauchen laut dem Statistischen Landesamt weniger als halb so viel Energie wie der Bundesdurchschnitt. Zudem haben sie 2007 ein Viertel weniger Energie verbraucht als noch 1990.

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