Energienotstand in Südafrika: Lebensgefährliche Krise
Präsident Cyril Ramaphosa lädt wegen des Energienotstands zu einem Krisengipfel. Dabei sind die Ursachen der Misere schon lange bekannt.
Z war wurde er Ende vergangenen Jahres als Vorsitzender der Regierungspartei ANC bestätigt – aber die Luft wird dünn für Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Denn die hausgemachte Energiekrise in Südafrika eskaliert mittlerweile: Inzwischen fällt überall im Land täglich zwischen sechs und acht Stunden Strom aus, immer mehr Betriebe geben auf, während die staatliche Energiegesellschaft Eskom weiter in die Krise schlittert.
Von daher ist seine Absage, am Weltwirtschaftsgipfel in Davos teilzunehmen und stattdessen noch in dieser Woche Spitzenpolitiker*innen aller Parteien und Expert*innen an einen Tisch zu bringen, konsequent. Aber mit welchem Ziel?
An der Energiekrise kann wie unter einem Vergrößerungsglas studiert werden, was in diesem an Sonne und Wind reichen Land schiefläuft: wenig Investitionen in erneuerbare Energien, keine Instandhaltung der seit Langem veralteten Kohlekraftwerke unter Ramaphosas korruptem Vorgänger Jacob Zuma, Entlassung von Profis zugunsten von parteinahen Genossen, Diebstahl von oben bis unten, auch direkt vor Ort von Kabeln und Material.
Einen Tag nachdem der letzte Chef der Energiegesellschaft und ehemalige Hoffnungsträger André de Ruyter nach nur drei Jahren resigniert zurücktrat, wurde ein Giftanschlag auf ihn verübt. Er überlebte, aber die Botschaft war klar: Die Energiekrise anzupacken kann in Südafrika lebensgefährlich sein. Ganz sicher, wenn sie mit Kritik an Politiker*innen einhergeht.
Energieminister Gwede Mantashe hat nun die Idee, selbst die Aufsicht zu übernehmen, und verspricht, dass mit „konsequenter Instandhaltung“ (sprich: Verhinderung von Diebstahl und Betrug) innerhalb des nächsten halben Jahres Erfolge sichtbar sein werden. Nur – warum hat er es bisher nicht getan?
Die Energiekrise muss endlich mutig und konsequent angepackt werden – ohne faule Kompromisse und Rücksicht auf die Profiteure eines bislang korrupten Systems.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt