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Energiekrise in DeutschlandGasumlage, jetzt aber richtig

Das Wirtschaftsministerium wurde stark kritisiert. Es versucht nun, Konzerne von der Gasumlage auszuschließen, die nicht straucheln.

Bauarbeiten an einem entstehenden schwimmenden Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven Foto: Fabian Bimmer/reuters

Freiburg taz | Mit einer neuen Verordnung will die Bundesregierung ihre Gasumlage retten, nachdem diese in den letzten Wochen von unterschiedlichen Seiten heftig in die Kritik geraten war. Die Abgabe sollen ab Oktober alle Gaskunden zahlen. Das Ziel: Gasimportkonzerne zu retten, denen die von Russland gedrosselten Lieferungen hohe Kosten verursachen.

Zu den Neuerungen liegt bislang noch kein Entwurf vor, es gibt nur vage Ankündigungen. Man arbeite „mit Hochdruck an der Konkretisierung“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.

Bekannt ist bisher, dass lediglich solche Firmen in den Genuss der Hilfsgelder kommen sollen, die wirklich Verluste machen – konkret in der Bilanz einen negativen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände aufweisen.

Außerdem sollen nur Unternehmen profitieren, die für die Versorgungssicherheit Deutschlands eine relevante Bedeutung haben. Die Unternehmen dürfen bei Annahme des Geldes keine Boni mehr an ihre Mitarbeiter und keine Dividenden an ihre Anteilseigner ausschütten.

CDU will Umlage noch stoppen

Ursprünglich hatte es solche Bedingungen zur Auszahlung der Umlage-Einnahmen nicht geben sollen. Leicht sei das alles nicht zu regeln, räumt das Ministerium ein. Es gebe verfassungsrechtliche Herausforderungen, weil der Gleichbehandlungsgrundsatz gelten müsse, zudem seien die Hürden des EU-Beihilferechts hoch. Auch wolle man „das Thema Transparenz nochmal adressieren“, was ebenfalls „anspruchsvoll“ sei. Die jetzt eingegangenen Anträge der Unternehmen hätten gezeigt, „wie verflochten der Gasmarkt ist“.

Allerdings wird die Zeit für die Neufestlegung der Umlage inzwischen sehr knapp. Durch eine Einschränkung der bezugsberechtigten Firmen müsste sich die Höhe der Umlage, die derzeit auf rund 2,4 Cent je Kilowattstunde kalkuliert ist, verringern. Gasanbieter, die ihre Kunden schon über die neue Umlage informiert haben, müssten ihre Preise abermals anpassen.

Die CDU will unterdessen in der nächsten Woche noch versuchen, die Umlage im Bundestag zu kippen. Thomas Heilmann, Mitglied im Ausschuss Klima und Energie, nennt die Umlage ein „grundsätzlich falsches Vorgehen“, sie sei „ungerecht, unsozial und rechtswidrig“.

Obwohl die Umlage auf einer Verordnung der Bundesregierung basiert, also gar nicht durch das Parlament geht, könnte der Bundestag sie binnen zwei Monaten stoppen. Diese Möglichkeit einer Notbremse hatten sich die Parlamentarier bei der jüngsten Novelle des Energiesicherungsgesetzes vorbehalten. Die CDU will diese Karte nun ziehen, auch wenn die Opposition von den Regierungsfraktionen überstimmt werden dürfte.

Unterdessen gab Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag bekannt, dass Deutschland noch ein fünftes Flüssiggasterminal mieten werde. Betreiber der schwimmenden, also nicht permanent gebauten Anlage sind die Firmen TES / Tree Energy Solutions, Eon und Engie Deutschland. An den Start soll sie im Winter des nächsten Jahres gehen. Man habe dabei das Thema grüner Wasserstoff „von Anfang an mitgedacht“, sagte Habeck.

Des Weiteren bringt das Privatunternehmen Deutsche ReGas derzeit vor Lubmin ein Terminal auf den Weg, womit die Gesamtzahl der Projekte bei sechs liegt. Jedes der Terminals hat eine Kapazität, die etwa acht Prozent der Ostseepipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland entspricht.

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9 Kommentare

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  • Warum Gasumlage?



    Um Konzerne nicht pleite gehen zu lassen.



    Energiekonzerne verstaatliche, ne Menge Umwege und Geld gespart.



    Die bittere Pille, der Brillant für die Frau Gemahlin zum Weihnachtsfest fällt leider aus. Die Dividende hat der Steuerzahler kassiert.

  • Der Murks ist Ampel und vor allem FDP gemacht:



    die FDP weigert sich eine Übergewinnsteuer auch nur zu denken (damit könnten einzelne Gaslieferanten die essentiell für die Versorgung sind gerettet und dabei verstaatlicht werden, damit künftige Gewinne dann auch vergemeinschaftet werden).



    die FDP verweigert sich auch anderen Steuererhöhungen zu Lasten besonders Vermögender die FDP weigert sich auch Steuervergünstigungen für das obere Einkommensdritte Stichwort Dienstwagenpauschale zu beenden



    Wer von den Grünen und der SPD weiter krampfhaft der FDP einen Gefallen nach dem anderen tut zu Lasten des unteren Drittels der Bevölkerung erfüllt ebenfalls die Jobbeschreibung nicht mehr.

  • Ich bin ausnahmsweise mal bei der CDU. Warum stützt der Staat nicht gezielt die Unternehmen, die durch den kriegsbedingten Preisanstieg in Schwierigkeiten geraten? Es ist nur einem Zufall zu verdanken, dass wir vor drei Jahren eine neue Ölheizung eingebaut haben und nicht auf Gas umgestiegen sind. Durch diesen Zufall zahle ich jetzt keine Umlage, sondern habe einen zu Vorkriegspreisen gefüllten Tank im Keller. Da kommen mir gezielte Maßnahmen aus dem Steuersäckel anständiger vor als diese vermurkste Umlage.

  • Die richtige Gasumlage wäre eine Wegnahme der Übergewinne vom Bereich der Energie und Weitergabe an "bedürftige" Unternehmen. Würde aber bedeuten, dass jetzt Wind- und Solar aber auch Kohle und Atom die Gasunternehmen stützen müssten.

  • Wo ist der Mark wenn man ihn braucht.

    Der Mark regelt und dann lasst ihn auch mal da regeln wo es weh tut.

    Einfach Mark machen lassen, den der Mark ist (wenn überhaupt) nur gerecht wenn es kein Too-Big-To-Fail mehr gibt. Oder zumindest ordentlich Anteile an den Staat abgedrückt werden müssten.

  • Wir Bürger haben mit unseren Energieversorgern Verträge geschlossen. Was sind das für Vertragsparter , die nun sehenden Auges mit unermesslichen , nicht absehbaren Erhöhungen an unser Geld wollen. Vielleicht sollten wir Kunden alle zur gleichen Zeit die Verträge aufkündigen ...

  • Ich frage mich, wie es sein kann dass diese logischen Bedingungen nicht von vorn herein Einzug in das Gesetz gefunden haben.

    Ich würde vermuten, dass einer allein so dumm nicht sein kann. Sprich: Eine Gemeinschaftstat.

    Und da unsere Regierung bei der transparenten Gesetzgebung (sprich: Gesetzesfußabdruck) so trefflich mauert, werden wir wohl nie gewahr, wer uns das angetan hat.

  • "Bekannt ist bisher, dass lediglich solche Firmen in den Genuss der Hilfsgelder kommen sollen, die wirklich Verluste machen – konkret in der Bilanz einen negativen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände aufweisen."

    Kein Problem. Bei den Preisen, zu denen die Shell Deutschland GmbH Öl und Gas von der Shell plc einkaufen muss, werden die roten Zahlen leicht zu erreichen sein ;)



    Ein paar Manager werden sich sicher auch überzeugen lassen, zu Gunsten der Konzernallgemeinheit halt nächstes Jahr die doppelten Boni plus bisschen was obendrauf für die zusätzlichen Habeck-Gewinne, zu beziehen...

    "An den Start soll sie im Winter des nächsten Jahres gehen. Man habe dabei das Thema grüner Wasserstoff „von Anfang an mitgedacht“, sagte Habeck."

    "Grüner Wasserstoff" - was der FDP ihre E-Fuels sind... Morgen bei Habeck verspricht Dinge: Fusionsreaktoren und Weltraumaufzug ^^



    Btw: Schwimmendes Provisorium passt nicht so ganz zu angeblich zukunftweisendem Projekt für "Wasserstoff irgendwann mal, vielleicht".

    • @darthkai:

      Sie werden schon rechtzeitig pleite sein, die meisten Reichen sind ja auch pleite und zahlen daher kaum Steuern...



      Dann werden sie verantwortungsvoll mit den Hilfen umgehen und brav Rücklagen bilden.



      Dann werden sie feststellen wie grandios sie gewirtschaftet haben und das mit Boni für die Helden im Vorstand belohnen, Leistung muss sich schließlich lohnen man muss die besten halten...



      Wie immer halt.