Ende im Streit um das Kollektive Zentrum: Das Koze verabschiedet sich
Mit einem offenen Brief hat das Kollektive Zentrum im Hamburger Münzviertel sein Ende verkündet. Die Repression war zu groß, die Unterstützung zu gering
taz: Alex, ist das Kollektive Zentrum gescheitert?
Alex: Nö. Die Idee, einen selbst verwalteten Raum aufzumachen, der unkommerziell ist und Leute zusammenbringt, hat total funktioniert. Diese Idee ist also nicht gescheitert.
Warum geht ihr dann?
Es gibt ja einen Räumungstitel gegen uns. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Stadt das gerne durchsetzt. Damit steht man vor der Frage, wie man die Chancen einschätzt, so eine Konfrontation zu gewinnen.
28, war Mitglied des Koze-Plenums und will unerkannt bleiben.
Der rechtliche Weg war noch nicht ausgeschöpft. Legt ihr keinen Widerspruch ein?
Das müsste, wenn überhaupt, der Stadtteilverein Kunage tun, der offizielle Mieter. Aber so ein Verfahren kostet viel Geld. Dieses Geld fehlt sowohl dem Koze als auch dem Stadtteilverein.
Habt ihr keine Chance gesehen, die Räumung zu verhindern?
Die Besetzungen der vergangenen Jahre zeigen, dass ein erfolgreiches Widersetzen einer Räumung selten ist. Es braucht eine Stärke, die wir gerade bei uns nicht sehen. Das liegt daran, dass die Art der Stadt, die Konfrontation zu führen, eine militärische ist und so gewaltvoll, dass wir darauf nicht eingehen wollen. Wer will sich schon an einem von Stadt gesetzten Termin aus einem Haus prügeln lassen?
In eurem offenen Brief klingt an, die linke Szene habe euch zu wenig unterstützt.
Ich glaube, es wurde eine Chance verpasst, das als Kampffeld aufzunehmen. Das heißt nicht, dass die Szene nichts hinkriegt, sondern, dass die Schwerpunkte anders sind. Wir wissen, dass der Kampf für soziale Zentren nicht der einzige Kampf einer linken Szene ist.
Am Anfang gab es mehr Unterstützung als am Schluss.
Es hat sich an dem Punkt verändert, als die Repression sehr groß wurde. Für uns hatte das den Effekt, dass in einer Situation, wo es explizit mehr Support bräuchte, weniger da war als vorher. Den Aufrufen nach Unterstützung wurde zwar in gewissem Maß nachgekommen. Aber man kann sich immer mehr wünschen. Letztlich war aber nicht die Unterstützung zu wenig, sondern die Repression zu groß.
Was bedeutet das Koze-Ende für das Münzviertel und die Stadt?
Einerseits einen großen Verlust. Andererseits ein Argument mehr, neue Räume zu schaffen. Es ist bitter, ein soziales Zentrum zu verlieren. Es war ein wichtiger Ort für viele Menschen, für Support von Geflüchteten, für unkommerzielle Angebote, Aktivitäten und Bildung.
Ist es auch ein Versagen der Politik, die keine für alle verträgliche Lösung gefunden hat?
Die wollten es nicht hinkriegen. Und natürlich ist das dumm. Da wurde sich für Gentrifizierung statt sozialer Teilhabe an Stadtentwicklung entschieden. Aber klar ist auch, dass diese Strategie nicht aufgeht. Weil sie nicht das Koze zerstören, sondern uns nur ein Haus nehmen. Und nicht die Ideen, die dahinter stehen. Wir lassen auf jeden Fall noch von uns hören.
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