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Ende der WaffenruheNeue Kämpfe in Aleppo

Drei Tage hielt die Waffenruhe. Trotzdem konnten Hilfsorganisationen kaum Verletzte und Verwundete aus Aleppo bringen. Nun kehrt der Horror zurück.

Wieder Kämpfe in Aleppo – bzw. in dem, was davon übrig ist Foto: AP

Damaskus dpa | Nur wenige Stunden nach dem Auslaufen einer Waffenruhe sind die Kämpfe in der nordsyrischen Metropole Aleppo erneut ausgebrochen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Samstag von schwerem Artilleriebeschuss und Gefechten entlang der Frontlinie zwischen dem Osten und Westen der geteilten Stadt. Zudem habe es erneut Luftangriffe gegeben. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Am Samstagabend (18 Uhr MESZ) war eine dreitägige, von Syriens Verbündetem Russland ausgerufene Waffenruhe zu Ende gegangen. Die Gewalt in der zwischen Regimetruppen und Rebellen geteilten Stadt war anschließend deutlich zurückgegangen. Dennoch konnten internationale Hilfsorganisationen nicht wie geplant Verletzte und Kranke aus dem von Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt herausbringen.

Die Sicherheitslage habe dies nicht zugelassen, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes der Deutschen Presse-Agentur. Immer wieder habe es Beschuss durch Granaten und Scharfschützen gegeben. Ein sicherer Zugang sei für die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen nicht möglich gewesen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte der Welt am Sonntag mit Blick auf Russland: „Moskau, als wichtigster Unterstützer des Regimes, muss weiter seinen Einfluss geltend machen, damit eine tragfähige Übereinkunft für Aleppo und letztlich ein Waffenstillstand für ganz Syrien möglich wird.“ Alle Beteiligten seien in der Pflicht, auch die Kämpfer vor Ort und diejenigen in der Region, deren Stimme Gewicht hat. „Die Menschlichkeit gebietet es, die verheerende Lage der Menschen in Aleppo zu lindern.“

Aleppo ist die am heftigen umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Die UN schätzen, dass im Ostteil der Stadt bis zu 300.000 Menschen festsitzen.

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2 Kommentare

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  • "Die UN schätzen, dass im Ostteil der Stadt bis zu 300.000 Menschen festsitzen."

     

    Worauf beruhen eigentlich diese Schätzungen? Die von der UN und Anderen veröffentlichten Zahlen schwanken ständig zwischen 200.000 und 300.000 Menschen. Das ist selbst für Schätzungen eine enorme Schwankung.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die UN sind bei ihren Schätzungen sehr großzügig.

      Das Beispiel Daraya bei Damaskus illustriert das: Die UN schätzte die Anzahl der eingeschlossenen Zivilisten auf ca. 8000. Als nach Verhandlungen die "Rebellen" bereit waren, die Stadt zu evakuieren, schätzte die syrische Armee die Anzahl der Zivilisten auf 4000 und die der Bewaffneten auf 800 - 1200. Als dann am Ende alle in die Busse gestiegen waren und die evakuierte Stadt noch einmal durchsucht worden war, stellte sich heraus, daß es um 600 - 700 Bewaffnete und ca. 2000 Zivilisten ging.

       

      In Ost-Aleppo schätzte ein Guardian-Journalist, der vor Ort war, die Anzahl der Zivilisten im März 2015 auf 40000 (https://www.theguardian.com/world/2015/mar/12/worst-place-in-world-aleppo-ruins-four-years-syria-war). Mittlerweile sind weitere Anwohner geflüchtet und das Gebiet ist kleiner geworden ...