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Ende der AbrüstungUSA testen Mittelstreckenrakete

Zwei Wochen nach dem Ausstieg aus dem INF-Vertrag haben die USA eine Mittelstreckenrakete getestet. Das wäre unter dem Vertrag verboten gewesen.

Den INF-Vertrag haben sie begraben: Putin und Trump Foto: dpa

Washington afp | Die USA haben rund zwei Wochen nach ihrem Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsvertrag mit Russland eine Mittelstreckenrakete getestet. Wie das US-Verteidigungsministerium am Montag mitteilte, wurde die landgestützte und konventionelle Rakete am Vortag von der San-Nicolas-Insel vor der kalifornischen Küste abgefeuert. Der Raketentest wäre unter den Vorgaben des INF-Vertrags verboten gewesen.

Die USA waren am 2. August aus dem Vertrag mit der Begründung ausgestiegen, dass Russland das Abkommen bereits seit Jahren verletze. Direkt nach dem Ausstieg hatte US-Verteidigungsminister Mark Esper die rasche Entwicklung neuer US-Raketensysteme angekündigt.

Das Ende des Vertrags von 1987 hat Ängste vor einem neuen globalen Rüstungswettlauf geschürt. Das Abkommen verbot landgestützte Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.500 Kilometern, die Atomsprengköpfe tragen können.

Zu dem jetzigen Test erklärte das Pentagon zwar, es habe sich um eine „konventionell konfigurierte“ Rakete gehandelt. Allerdings können ursprünglich für konventionelle Sprengköpfe vorgesehene Raketen später so eingerichtet werden, dass sie atomare Sprengköpfe befördern können.

Nach Angaben des Pentagon verlief der Test erfolgreich. Die Rakete habe nach mehr als 500 Kilometern Flug ihr Ziel „exakt“ getroffen. Die Daten und Erfahrungen aus dem Test sollten nun für die Entwicklung künftiger „Mittelstreckenkapazitäten“ verwendet werden, hieß es.

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9 Kommentare

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  • "Der Raketentest wäre unter den Vorgaben des INF-Vertrags verboten gewesen."

    Nicht nur das. Auch die Entwicklung und Herstellung. Also wo kommt die Rakete so schnell her? Da hat wohl jemand geschummelt.

    Mal sehen, wie lang die russische Schamfrist ist.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Der Raketentest wäre unter den Vorgaben des INF-Vertrags verboten gewesen."



      Das ist so nicht ganz vollständig.

      Der INF Vertrag verbietet alle "landgestützten" Flugkörper mit kürzerer und mittlerer Reichweite.

      Das Zauberwort ist hier immer landgestützt gewesen. Sowohl die Russen als auch die USA haben die ganze Zeit entsprechende Waffen die see- oder luftgestützt waren besessen, das war nie verboten.

      Es war auch nie ein Geheimnis, jetzt mal die USA als Beispiel, dass das Aegis Ballistic Missile Defense System für Kreuzer und Zerstörer genauso gut an Land funktionieren würde.

      Die hier genutzte RIM-161 Standard Missile 3 hat eine effektive Reichweite von 900 km.

      Hier wird das ganz gut erklärt.



      breakingdefense.co...-relief-from-land/

      Eine andere Möglichkeit wäre, hier handelt es sich um eine modifizierte Rakete des National Missile Defense Systems, besser bekannt als US Raketenabwehrschirm.

      • @Sven Günther:

        Das ist mir alles bekannt. Trotzdem ist es nicht möglich, die Systeme im 14 Tagen anzupassen. Zumal Vorbereitungen dazu verboten waren.

        Der Vertrag sollte nämlich auch verhindern, dass andere Waffen mit wenigen Handgriffen von Land aus eingesetzt werden können.

        Es bleibt dabei, dass die Amerikaner längst neue Waffen geplant haben.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das stimmt einfach nicht, die Umrüstung ist ein reines Softwareupdate.

          Außerdem wurde das schon länger angekündigt, seit April, ich habe gerade nochmal einen Bekannten in Israel gefragt.

          www.armscontrol.or...aty-range-missiles

          • @Sven Günther:

            "Das stimmt einfach nicht, die Umrüstung ist ein reines Softwareupdate."

            Die Rakete startet von einer Softwarerampe?

            Oder meinen Sie die Abwehrrakete? Die wäre dann ein Verstoß gegen den INF Vertrag. So ein Softwareupdate entwickelt sich auch nicht in 14 Tagen

            Israel darf natürlich entsprechende Waffen entwickeln. Aber die USA haben nicht gesagt, dass sie die aus Israel haben.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Wenn es eine Abwehrrakete war, ist es ein Softwareupdate, ansonsten ist das nur ein Umbau.

              Das die erst vor 14 Tagen angefangen haben, glaub ich auch nicht.

              Was den INF Vertrag angeht, er war vor allem als Symbol wichtig.

              Ich würde weder dem Einen noch dem Anderen bei dem Thema so weit trauen, wie ich einen 50 kg Sack Zement werfen kann. Sehr wahrscheinlich haben beide dagegen verstoßen.

              Allein die Linie der Europäer, ja die USA behaupten das jetzt, das wird schon stimmen war ziemlich peinlich.

              • @Sven Günther:

                Der INF Vertrag ist ziemlich rigide. Er untersagt auch jegliche Vorbereitungen, die einen einfachen Einsatz als Mittelstreckenrakete ermöglichen würden. Es ist also dämlich, so schnell einen Test zu machen. Letztlich ein indirektes Eingeständnis einer Vertragsverletzung.

  • ähhh...ja. 2 Wochen also...



    Was genau soll dann der Vertrag und das Verbot genutzt haben?



    Man muss schon sehr naiv sein, sich dadurch irgendwie sicherer gefühlt zu haben.

    • @Ra Ka:

      keine Angst die USA sind die Guten und würden nie einen Atomsprengkopf oben drauf schrauben.