Empörung im Kongo: Prügelnde UN-Soldaten aus China
Ein Zwischenfall am Flughafen von Bukavu im Osten Kongos facht die Anti-UN-Stimmung erneut an. Die UN-Mission bittet um Entschuldigung.
Der Vorfall soll sich am Samstagnachmittag vor dem Flughafen der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Bukavu zugetragen haben. Ein Auto der Flughafenbehörde RVA habe einen chinesischen Monusco-Soldaten angefahren und diesem eine blutende Platzwunde am Schädel zugefügt, rekonstruierte später der Monusco-Sprecher in Bukavu, Karna Soro, die Ereignisse: „Da der Fahrer nicht anhielt, beschlossen Angehörige des chinesischen Kontingents, ihm zu folgen, um ihn selbst zur Polizei zu bringen.“
Hier setzen die Videos ein, offensichtlich aufgenommen von Passanten, die ihre Smartphones zückten, als sie sahen, wie ein Kongolese neben einem von einem weißen UN-Geländewagen blockierten Fahrzeug am Boden liegt und von zwei mutmaßlich chinesischen Uniformierten – die ihre blauen Helme nicht tragen – verhauen wird, während andere mit Blauhelmen zuschauen. Später umringen Leute das Fahrzeug, die chinesischen Soldaten sind sichtlich nervös und RVA-Angestellte in gelben Warnwesten eilen herbei.
Die UN-Darstellung, ein Chinese sei angefahren worden und der Fahrer habe Fahrerflucht begangen, wird von Kongolesen bestritten: Es habe bloß einen leichten Auffahrunfall gegeben, sagen lokale Medien unter Berufung auf die Augenzeugen. Die Monusco in Bukavu hat sich bei der Flughafenbehörde entschuldigt und eine Untersuchung angekündigt.
Chinesen sind im Kongo unbeliebt. Chinesische Mineralienhändler gelten in Bukavu und anderen Städten Ostkongos als besonders rüde. Wenn sie als „Friedenstruppen“ Kongolesen verprügeln, ist die Empörung garantiert. „Das passiert, wenn der Staat abdankt“, erregt sich die Bürgerrechtsbewegung Lucha und fordert „harte Strafen“.
Ein lokaler Journalist erinnert daran, dass die Monusco seit fast 20 Jahren im Ostkongo steht und dort immer noch kein Frieden herrscht – „derweil sind die Blauhelme in Schmuggel aller Art und in Mineralien verwickelt und sind Objekt zahlreicher Klagen wegen sexueller Übergriffe gegen Frauen, genau wie die Milizen, die sie bekämpfen sollen“.
Für die frischgebackene Monusco-Chefin und UN-Sonderbeauftragte im Kongo, Bintou Keita, ist die Affäre eine Feuerprobe. Seit drei Wochen kommt es in Ostkongos Städten immer wieder zu Streiks und Protesten gegen die UN-Mission. Am Samstag wurden neue Protestmärsche in mehreren Städten unterbunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid