Emmy-Awards-Gewinnerin Waller-Bridge: Geschüttelt, nicht gerührt
Phoebe Waller-Bridge, Erfinderin der Serie „Fleabag“, ist große Siegerin der Emmy-Awards-Verleihung – und Co-Autorin des neuen James-Bond-Drehbuchs.
Auch Frauen können lustig sein. Ein Satz, der im 21. Jahrhundert eigentlich keine Berechtigung mehr haben sollte. Doch auch heutzutage muss der Humor von Frauen immer wieder bewiesen werden. Den aktuellen Beleg für weibliche Lustigkeit liefert Phoebe Waller-Bridge als überraschende Gewinnerin der diesjährigen Emmy Awards. Denn die Serie „Fleabag“ – ausgedacht, geschrieben und geschauspielert von ebenjener – wurde gerade mit sechs Emmys ausgezeichnet, unter anderem als beste Comedy-Serie und Waller-Bridge selbst als beste Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin.
Bei jeder anderen Entscheidung hätten man den Award, der als bedeutendster Fernsehpreis der USA gilt, auch gleich vergessen können. Denn die Geschichte der Miniserie ist zwar nicht außerordentlich kreativ: Behandelt wird das Leben einer jungen (mal mehr, mal weniger) single Frau, ihr alltägliches Leben, Streitereien im Job und mit der Familie, Sex und Liebe. Doch „Fleabag“ ist lustig, ohne auf billige Stereotype und Floskeln zurückzugreifen, schlau und in der Umsetzung überraschend. Seltsam, wer bei den nur 30-minütigen Folgen nicht regelmäßig vor Lachen vom Sofa fällt.
Vor gerade mal fünf Jahren startete „Fleabag“ als One-Woman-Show auf dem Edinburgh Festival Fringe und damit auch die Karriere der mittlerweile 34-jährigen Britin als Drehbuchautorin und Regisseurin. Nach einigen Schauspielauftritten („Die eiserne Lady“ oder „Broadchurch“) brachte sie mit „Cracking“ ihre erste Serie auf den Markt. Nach zwei Staffeln „Fleabag“ hat sie nun mit „Killing Eve“ gezeigt, dass sie nicht nur Comedy, sondern auch Krimi kann. Die Serie um die Agentin Eve Polastri (Sandra Oh) und die Auftragskillerin Oksana Astankova (Jodie Comer) wurde auch bei den Emmys prämiert – in Form eines Awards für Comer als beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie.
Gemessen an der Anzahl der Auszeichnungen ging „Games of Thrones“ mit 12 Awards als Sieger des Abends hervor. Doch im Rampenlicht standen mit Phoebe Waller-Bridge auch weitere Schauspielerinnen. So konnte auch „The Marvelous Mrs. Maisel“ mit Amy Sherman-Palladino als Macherin und Rachel Brosnahan als Hauptdarstellerin zwei Awards mit nach Hause nehmen. Doch der Sonntagabend im Microsoft Theater in Los Angeles war nicht nur ein Abend der Frauen. Mit Billy Porter gewann erstmalig ein offen schwuler schwarzer Mann einen Emmy als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „Pose“ – und auch Dragqueen RuPaul Charles wurde für „RuPauls Dragerace“ als beste Show prämiert. Zeigt sich doch einmal mehr, wie viel diverser und offener die Serienwelt im Vergleich zu Hollywood-Filmen ist.
Bei der nächsten Emmy-Verleihung wird es keinen Award für „Fleabag“ geben. Denn Waller-Bridge hat die Serie, sehr zur Trauer der Zuschauer*innen, nach zwei Staffeln beendet. Vielleicht spekuliert die Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin nun auf einen Oscar. Denn die Britin hat als Co-Autorin am neuen James-Bond-Drehbuch mitgeschrieben. Vielleicht wird der dann auch mal ein bisschen diverser – und lustiger.
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