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Elon Musk und die AfDSatz mit X

Die AfD buhlt um die Aufmerksamkeit des Tesla-Chefs Elon Musk. Der freut sich über die Schmeichelei von rechts. Die Partei erhofft sich mehr.

Schleimt sich permanent beim heiligen Elon ein: die AFD Foto: David Swanson/reuters

Stellen Sie sich vor, Sie gehören zu den reichsten Menschen der Welt. Geld spielt keine Rolle. Was wird Ihre Lebensaufgabe? Elon Musk jedenfalls hat sich dagegen entschieden, den Planeten zu retten. Stattdessen verbreitet er antisemitische Verschwörungstheorien und transphobe, sexistische Ansichten. Er versucht die horrenden Arbeitsbedingungen bei Tesla zu verschleiern. Und neuerdings flirtet er ganz offen mit der AfD und unterstützen deren Positionen.

Der Milliardär agiert auf X, ehemals Twitter, immer mehr mit der Partei, die als rechtsextremistischer Verdachtsfall gilt. 

Seit Musk Ende 2022 Twitter übernahm, hat sich die Plattform massiv verändert. Und damit kamen die Radikalen zurück, die Twitter einst sperrte. Kurz nach der Übernahme verdoppelten sich die antisemitischen Tweets.

Das Konto von Trump wurde wieder freigeschaltet, wie zuletzt auch das der rechtsextremen Identitären Bewegung. Musk rechtfertigt jeden Inhalt mit dem Argument der Meinungsfreiheit. Einst wurde er als Visionär gesehen, als ein Altruist, der der Menschheit helfen, ja, sie regelrecht retten will. Er wollte grüne Energien fördern und Innovationen vorantreiben. Doch inzwischen erlebt er die Welt nur noch über eine Plattform, die sich zusehends radikalisiert.

Musk pusht AfD

Am 29. September 2023 teilte Musk einen Post des migrationsfeindlichen Profils „RadioGenoa“ auf X. Es ging um NGOs, die angeblich im Auftrag der deutschen Regierung Flüchtende im Mittelmeer retten. Das englischsprachige Profil endete seinen Post mit einem Wahlaufruf: „Hoffen wir, dass die AfD die Wahlen gewinnt, um den europäischen Selbstmord zu stoppen.“ Noch am selben Tag repostete und kommentierte Elon Musk ebendiese Aussage.

„Ist sich die deutsche Öffentlichkeit dessen bewusst?“, fragte er und erreichte damit knapp 80 Millionen Menschen. Zigtausende Kommentare kritisieren Musk oder stimmen ihm zu. Einer der prominentesten Kommentare stammt von der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. „Die Menschen sind sich dessen nicht bewusst“, sagt sie und spricht über „regierungsfreundliche Medien in Deutschland“.

Mit ihren Annäherungen möchte die AfD von der enormen Popularität des Milliardärs profitieren. Das Schlimme daran: Musk scheint darauf einzugehen. Der aus Südafrika stammende Unternehmer hält sich bekanntlich für ein Jahrhundertgenie und die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch nährt dieses Ego. So schrieb sie im April auf X: „Der wichtigste Mann der freien Welt ist Musk als Bollwerk gegen Despoten.“

Und damit nicht genug. Im selben Monat lud der Faschist Björn Höcke den Unternehmer zu seinem Gerichtsprozess am 18. April in Halle ein, wo er wegen des Gebrauchs von NS-Parolen angeklagt und inzwischen verurteilt wurde. Tatsächlich antwortete Musk darauf, wenn auch nur mit einem kurzen „Was hast du gesagt?“ Doch bereits die kleinste Reaktion von Musk zieht große Aufmerksamkeit nach sich. Ende April sprach Alice Weidel erneut eine Einladung aus. Diesmal blieb sie unbeantwortet.

Immer weiter einschleimen

Inzwischen buhlen auch noch andere um die Gunst des Milliardärs. Anfang Mai teilte Musk einen Post der Seite „End Wokeness“, der die wegen Volksverhetzung verurteilte AfD-Politiker Marie-Thérèse Kaiser verteidigte. Die Kommentare waren ein rechtes Sammelbecken, darunter auch Namen der AfD wie Gabrielle Mailbeck und Thorsten Weiß. Inmitten der Kommentare sticht Hans-Georg Maaßen hervor, Vorsitzender der neu gegründeten Werteunion. „Wir haben in Deutschland ein massives Problem mit politischer Verfolgung von Regierungskritikern und mit Menschenrechtsverletzungen“, twittert er ohne jegliche Einschränkungen.

Nicht nur der deutsche Rechtsextremismus hofiert Musk. Auch der österreichische Extremist Martin Sellner will seine Aufmerksamkeit. Für den Medienforscher Jan Rau ist es nicht verwunderlich, dass sich Rechte auf X gegenseitig befeuern. „Die Radikalisierung der Nut­ze­r:in­nen wird durch die verstärkte Aufmerksamkeitsökonomie im digitalen Raum verschärft. Extreme Positionen versprechen oftmals besonders viel Aufmerksamkeit.“ Als Teil des Social Media Observatory des Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt analysiert Rau den Rechtsextremismus im Netz. Die neuen Annäherungen zwischen der AfD und dem Milliardär und die radikalen Kommentare sieht er kritisch.

Welchen Einfluss aber die Interaktionen zwischen der AfD und Musk letztendlich haben, ist schwer einzuschätzen. „Wir sollten vorsichtig sein, die Rolle digitaler Medien und ihren Einfluss auf Wahlentscheidungen zu überschätzen. Diese spielen im Erfolg von Parteien wie der AfD zwar eine wichtige Rolle, sollten jedoch nicht als ursächlich verstanden werden“, meint Rau. Seiner Einschätzung nach werden die Verständigungen zwischen der AfD und Musk die diesjährigen Wahlen kaum beeinflussen.

„Twitter hat in Deutschland nur eine relativ geringe Reichweite und meiner Wahrnehmung nach hat die Bedeutung der Plattform für die Medienlandschaft seit der Übernahme abgenommen“, so Rau. Sollte die Partei es aber schaffen, den Unternehmer auf einen Parteitag einzuladen, wäre das mediale Echo riesig. Die AfD zeigt unter anderem auf Tiktok, wie gut sie sich in den sozialen Medien vermarkten kann. Daher sind weitere Flirts zwischen den beiden auf X realistisch.

Musk hat sich weit von dem Liberalen entfernt, der er einst war. Rechtsradikale stehen ihm nun näher. Musk ist nicht unbedingt eine Identifikationsfigur der Neuen Rechten, dafür aber leicht zu manipulieren. Dazu ist er resilient gegenüber jedweder Selbstreflexion. Er will sich als großen Helden inszenieren, ganz gleich auf welcher Seite. Hauptsache, er wird vergöttert. Hauptsache, niemand widerspricht ihm. Wer weiß, ob der Unternehmer nicht wieder die Richtung ändert. Ein marxistisch-leninistischer Musk vielleicht?

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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • taz: *Mit ihren Annäherungen möchte die AfD von der enormen Popularität des Milliardärs profitieren. Das Schlimme daran: Musk scheint darauf einzugehen.*

    Interessiert das irgendeinen Politiker aus anderen Parteien? Nein, denn der Mann darf ja sogar wegen ein paar Arbeitsplätze ein Wasserschutzgebiet in Deutschland zerstören und in Zeiten des Klimawandels viele Bäume abhacken lassen. Wie lange es diese Arbeitsplätze in unserer hochtechnisierten Welt überhaupt noch gibt, das interessiert natürlich keinen Politiker. Elon Musk ist Multimilliardär und somit darf er machen was er will. Ob er nun aus Werbegag einen Tesla Roadster ins Weltall schießt, in Deutschland ein Wasserschutzgebiet zerstören möchte oder auf X mit rechten Parteien liebäugelt, unsere "Volksvertreter" machen brav den Bückling vor diesem exzentrischen Milliardär. Aber ob ich mich nun darüber aufrege oder in China fällt der "berühmte" Sack Reis um, ist total egal, denn wenn man 200 Milliarden US-Dollar besitzt, dann darf man ohnehin alles in Deutschland machen. Zweifelt noch irgendjemand daran, dass das Kapital bei uns nur noch das Sagen hat? Apropos 'Reiche und rechte Parteien'. War da nicht auch mal eine "gute Gemeinschaftsarbeit" in den Jahren 1933 bis 1945 zwischen den Nazis und den Reichen?

  • Ein erfolgreicher Unternehmer ist gut in seinem Job. Das Problem ist, dass Musk meint, er habe Ahnung von (so ziemlich allen) anderen Dingen. Was vielfach schlicht nicht der Fall ist.



    Und offen gesagt: Wer in Auschwitz war und trotzdem offenkundig nicht kapiert, dass Hatespeech ein Problem ist, der KANN nicht so intelligent sein, wie viele denken.

  • Ähm, erster Kommentar hier? Sehr erfreut, räusper, räusper, also der Herr Musk… , ja, der hat halt Kohle.

  • Hihi. Auffällig wie die enttäuschte Liebe der Linken in dem Artikel durchscheint



    Aber Musk wollte niemals die Welt oder das Klima retten. Der will auf den Mars und da gibt es kein Öl. Tesla ist ein reiner "Kolateralnutzen".



    Der wurde halt nur zum Retter aufgepumpt, weil er eAutos vom spießigen "Veganerkutsche"-Image befreit hat und gezeigt hat, dass eAutos Spass machen können (und müssen, wenn sie sich durchsetzen sollen).



    Politisch war der schon immer libertär, man hat sich da kollektiv was einreden wollen...

  • Musk war schon immer rechts. Er hat es früher nur besser kaschiert.

  • Warum sollte Musk sich mit AfDlern abgeben? Die OGs und Vordenker der illiberalen Demokratien sind doch Orban, Trump und Putin, wenn das wirklich seinen Überzeugungen entsprechen würde. Musk ist für die, die Musk nützen und gegen die, die Musk einschränken in dem, was er tut und von sich gibt

  • Da wächst zusammen, was ohnehin zusammen gehört. Der Schritt zw. Apartheid und Nazis ist ohnehin nicht groß.



    Xitter sollte genauso verboten werden in der EU wie TikTok. Braucht kein Mensch diese rechten Hassschleudern.

  • Natürlich ist Musk libertär, das ist wohl eine Steigerung von Iiberal. Gemeint ist egoistisch. Da er reich ist und weiß, ist er überlegen und weiss, wie es läuft. Also ist er rassistisch. Und Genie und Wahnsinn liegen dicht nebeneinander.



    Musk ist in dem Wahnsinn abgedriftet.

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