Elektromobilität in Uganda: E-Busse statt Abgase
Bisher galt E-Mobilität in Uganda eher als Spinnerei. Doch Präsident Museveni fing an, sie zu fördern. Nun zahlt sich das aus.

J ahrzehntelang hat Uganda den globalen Kampf gegen Klimawandel und für saubere Energie ignoriert. Jetzt plötzlich gibt es nichts Wichtigeres. Elektroautos werden entwickelt, um Benziner abzulösen. Dass das arme ostafrikanische Land jetzt ganz dringend seine chaotischen und abgasintensiven Minibusse überwinden will, das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs, die aber zum Zeitpunkt ihres Imports schon zwanzig Jahre alt sind, und nun auf elektrische und geräuscharme Luxusbusse setzt, hat zwei Gründe, und sie liegen außerhalb des Landes.
Der erste Grund ist der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die Benzinpreise haben sich seitdem verdoppelt. Der zweite ist die Präsidentschaftswahl im Nachbarland Kenia, das wichtigste Transitland für Ugandas Im- und Exporte über den Hafen Mombasa am Indischen Ozean.
Über Mombasa kommen Ugandas Ölproduktimporte im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar im Jahr. Uganda nutzt Mombasa dafür seit über einem Jahrhundert und kümmerte sich um Alternativen erst, als Ende 2007 und Anfang 2008 Gewalt in Kenia nach umstrittenen Wahlen über 1.000 Tote forderte. Wütende Anhänger von Raila Odinga, die sich um dessen Sieg durch den damaligen Amtsinhaber Mwai Kibaki betrogen fühlten, rissen Teile der Eisenbahnlinie aus Mombasa Richtung Uganda, dem sie die Unterstützung Kibakis vorwarfen, aus den Gleisen.
Das panische Uganda tat sich sogleich mit Tansania zusammen, um die Alternativstrecke über den tansanischen Hafen Daressalam auszubauen. Aber dann kehrte in Kenia wieder Frieden ein und Uganda war wieder zufrieden mit Mombasa, das näher und moderner ist. Fracht aus Mombasa nach Kampala braucht nur halb so lang wie aus Daressalam.
Alle fünf Jahre gibt es Wahlen in Kenia, und jedes Mal bereitet sich Uganda halbherzig auf Probleme vor, wie die Lagerung von ein paar Millionen Litern Benzin mehr. Aber dieses Jahr fällt Kenias Wahl mitten in den Krieg in der Ukraine, und da reicht so was nicht mehr. Ugandas Regierung will nun den Verkehr auf Elektrik umschalten, um weniger Benzin zu benötigen.
Präsident vergaß das Projekt nicht
Bisher galt E-Mobilität in Uganda eher als Spinnerei. Ingenieursstudenten an der Universität Makerere in der Hauptstadt Kampala entwickelten 2011 das erste ugandische E-Auto, selbst entworfen und selbst gebaut. Sie luden Präsident Yoweri Museveni ein, damit auf dem Universitätsgelände herumzufahren. Die Öffentlichkeit spendete Beifall und das Projekt wurde vergessen. Nicht aber von Museveni.
Der Präsident hat es gefördert. Aus der Universitätsforschung wurde ein Staatsunternehmen. Jetzt hat es eine Autofabrik in Jinja östlich von Kampala.
Die Entwickler setzten auf Busse, die einfacher zu bauen sind als Individualfahrzeuge. Mit Technologietransfer aus Chinas militärisch-industriellem Komplex bauten sie vier E-Busse. Die ersten beiden gingen 2019 in Dienst und fahren seitdem zwischen Kampala und dem internationalen Flughafen Entebbe.
Seit März 2022 verlangt Museveni von den Ingenieuren in Jinja neue Busse. Ein zufriedener Präsident sprach vor wenigen Wochen in seiner Rede an die Nation über die globalen und nationalen ökonomischen Herausforderungen – und nannte die E-Mobilität. Dann hielt er zwei weitere Reden und wurde deutlicher. Bis Jahresende, sagen gut informierte Kreise, könnten in der Hauptstadt manche Straßen für den E-Verkehr reserviert werden. Der Import von Bussen aus dem Ausland wurde bereits verboten.
Nach vielen unerfüllten Versprechen setzt Ugandas Regierung nun auf Taten. Die sind meist leichter wahrzunehmen als Worte.
Aus dem Englischen: Dominic Johnson
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