Eintrittsfreier Museumssonntag: Schritt in die richtige Richtung

Der kostenlose Museumsbesuch am Sonntag wird angenommen. Jetzt muss sich zeigen, ob nicht nur das Bildungsbürgertum die Gratistickets nutzt.

Ab Januar auch einmal im Monat gra­tis:­Die Ausstellungen im Humboldt-Forum Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

Noch weiß man nicht, ob der freie Eintritt an jedem ersten Sonntag in Berlins Museen – den es seit Juli dieses Jahres gibt – bringt, was er bringen soll. Eingeführt wurde er, um jene Ber­li­ne­r*in­nen zu erreichen, denen die Museen eher wie bildungsbürgerliche, alte, weiße Festungen erscheinen – also wie Orte, die nicht gerade für sie erfunden wurden.

Derzeit kann die Berliner Senatsverwaltung für Kultur noch nicht mit einer sozialwissenschaftlichen Auswertung der kostenlosen Museumssonntage dienen. Es bleibt also reine Spekulation, ob Menschen, die sich sonst selten bis nie ins Museum wagen, die Hürde schaffen, online eines der begehrten kostenlosen Tickets zu ergattern, die oft nach wenigen Stunden schon ausverkauft sind.

Und trotzdem gibt es die Debatte über kostenlosen Museumseintritt ja nicht erst seit gestern. Kulturmenschen wie der schwedische Kurator Daniel Birnbaum meinen, Museen sollten generell eintrittsfrei sein, weil sie ohnehin durch unsere Steuern finanziert werden.

England seit 20 Jahren Vorreiter

Was aber noch schwerer wiegt, ist ein kurzer Blick über den Tellerrand: Nicht nur die Einführung des freien Eintritts in die ständige Sammlung des Museums Folkwang in Essen 2016 hat zu einer anhaltenden Verdoppelung der Besucherzahlen geführt. Schon vor knapp 20 Jahren hat England landesweit die Eintritts­karten zu den Dauer­ausstellungen der staatlichen Museen abgeschafft, laut Regierung haben sich die Besucherzahlen dadurch verdoppelt. In Frankreich ist der Eintritt in die Museen bis zum Alter von 26 Jahren frei, in Italien ist ebenfalls der Besuch am ersten Sonntag im Monat kostenlos – und überall brummt es seitdem viel mehr.

Insofern ist der eintrittsfreie Tag im Monat in den Berliner Museen wohl schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wenn zusätzlich sowohl die Politik als auch die Institutionen in Form guter Vermittlungsarbeit daran arbeiten, sich auch inhaltlich für einen großen Kreis Menschen zu öffnen: Dann sieht die Zukunft ziemlich spannend aus für die Berliner Museen.

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Jahrgang 1971, schrieb 1995 ihren ersten Kulturtext für die taz und arbeitet seit 2001 immer wieder als Redakteurin für die taz. Sie machte einen Dokumentarfilm („Beijing Bubbles“) und schrieb zwei Bücher über China („Peking" und "Chinageschichten“).

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