Einreiseverbot für Austro-Rechtsaußen: Sellner muss draußen bleiben
Mit den „Remigrations“-Vorträgen des österreichischen Rechtsextremist Sellner ist zumindest in Deutschland Schluss. Er erhält ein Einreiseverbot.
Inzwischen sei das Einreiseverbot verhängt worden, bestätigte eine Sprecherin am Dienstag der taz. Sellner habe sein Freizügigkeitsrecht in der Bundesrepublik verloren. Das Einreiseverbot gelte „prinzipiell sofort“. Sollte sich Sellner aktuell in Deutschland aufhalten, müsse er innerhalb eines Monats ausreisen – sonst würde er abgeschoben. Einreiseverbote für EU-Bürger*innen haben hohe Hürden, sind aber möglich, wenn eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung nachgewiesen wird.
„Wir müssen zeigen, dass der Staat nicht ohnmächtig ist und seine legitimen Mittel nutzt“, sagte Oberbürgermeister Schubert am Dienstag. Die Institutionen müssten „ihre Mittel nutzen, um Grundrechte und Grundgesetz zu schützen“, so Schubert. „Wir machen deutlich, dass die Demokratie wehrhaft ist.“
Auch Sellner selbst machte am Dienstag das Einreiseverbot auf Social Media Kanälen publik und sprach dort von einer „Zäsur“. Den Bescheid nannte er „absurd“ und „völlig überschießend“. Dieser lese sich, als hätte ihn ein „Antifa-Plenum geschrieben“. Sellner kündigte an, gegen den Bescheid juristisch vorgehen zu wollen.
Gerade erst wurde Sellner aus der Schweiz ausgewiesen
Bereits am Samstag war Sellner bei einem Vortrag im Schweizer Tegerfelden am Bodensee festgenommen und außer Landes verschafft worden. Auch dort wollte er über das Thema „Remigration“ sprechen, einer großangelegten Vertreibung von Migranten aus Europa. Die Polizei sprach von einer Maßnahme, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Auch die 100 Zuhörenden wurden nach Hause geschickt.
Sellner gilt als einer der umtriebigsten Rechtsextremisten Europas. Sein „Remigrations“-Vortrag auf einem Treffen von Rechtsextremen und AfD-Leuten im November bei Potsdam hatte nach der Veröffentlichung von Correctiv breite Wellen geschlagen und bundesweite Demonstrationen ausgelöst.
Nach der Ankündigung des Einreiseverbots durch die Stadt Potsdam war Sellner direkt nach Passau gefahren und später zu einem Vortrag in ein Identitären-Hausprojekt nach Chemnitz, um zu testen, ob eine Einreise noch möglich ist. In beiden Fällen ließ ihn die Bundespolizei damals passieren.
Ganz neu ist ein Einreiseverbot für Sellner nicht: Schon 2018 erteilte ihm Großbritannien ein solches, als er in London eine Rede halten wollte. Er wurde damals am Flughafen festgehalten und musste nach Österreich zurückkehren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos