Einkaufen im Netz: Online mit Öko-Effekt
Der stationäre Handel schneidet im Vergleich zum Internethandel schlechter ab, was die Emissionen betrifft, so eine Studie.
Mit der Studie liegt erstmals eine Durchschnittsberechnung über verschiedene Käufertypen und Produktgruppen hinweg vor. Bislang behalfen sich Forscher mit vergleichenden Berechnungen für einzelne Produkte oder Wenn-dann-Szenarien. Die werden zwar der großen Zahl an Kriterien gerecht, die bei dem Vergleich eine Rolle spielen – vom Verkehrsmittel über Retouren bis hin zur Effizienz der Heizungsanlage im Laden. Doch über die Realität, also etwa darüber, welches Verkehrsmittel Kunden in der Praxis nutzen, können sie keinen Aufschluss geben.
Um das zu ändern, liegt der Studie unter anderem eine repräsentative Befragung zugrunde. Darin gaben 62 Prozent der Verbraucher an, ihre Einkäufe mit dem Auto zu erledigen. Im Schnitt werden pro Einkauf 13,4 Kilometer Weg zurückgelegt. Die Ergebnisse der Befragung kombinierten die Forscher mit weiteren Kriterien, wie der Retourenquote, dem Verbrauch der Lieferfahrzeuge und der Zahl der pro Lieferung transportierten Sendungen.
Denn wie auch immer ein Produkt gekauft wird: Der Transport macht einen Großteil der Emissionen aus. Das zeigt allein das Beispiel Retouren: Schicken Kunden Waren zurück, steigen die Emissionen des Online-Einkaufs etwa um ein Drittel. Trotz der im Vergleich zum stationären Handel höheren Retourenquote – der Studie zufolge ist sie 14-mal höher als im stationären Einzelhandel – gehen die niedrigeren Emissionen des Online-Handels vor allem auf effizienteren Transport der Waren zum Kunden zurück: Zahlreiche Pakete in einem Lkw verursachen pro Produkt weniger Emissionen als der Transport des Einkaufs im Pkw.
Für die Logistikbranche ist das auch deshalb eine angenehme Nachricht, weil weniger und kurze Wege im eigenen Interesse sind: Je weniger erfolglose Zustellversuche, je mehr Kunden mit Paketbriefkästen, je effizienter die Routenplanung, desto geringer die Zustellkosten. Moritz Mottschall vom Öko-Institut, der eine Bewertung zu der Studie verfasst hat, begrüßt zwar den Forschungsansatz. „Für die Zukunft wäre es aber gut, andere Bereiche noch mit aufzunehmen.“
So spielten etwa Emissionsverursacher in stationären Läden – Strom, Wärme oder den ganzen Tag laufende Fernseher – ebenfalls eine Rolle. Dazu komme der Faktor Produkt: Wer ein gebrauchtes Smartphone kauft, belastet die Umwelt mit weniger Emissionen als der Käufer eines Neugeräts. Zumal gerade gebrauchte Geräte häufig über das Internet verkauft würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu