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Einigung im Diesel-StreitLeichte Aufklarung nach Dieselnacht

Die Große Koalition einigt sich in nächtlicher Sitzung auf einen Kompromiss für Diesel-Fahrzeuge. Details sollen am Mittag bekannt gegeben werden.

Andrea Nahles (SPD), Ralph Brinkhaus (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU) im Bundeskanzleramt Foto: dpa

Berlin dpa/rtr/taz | Die Spitzen der großen Koalition haben sich auf ein Maßnahmenpaket gegen Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten geeinigt. Beschlossen wurde ein „Konzept für saubere Luft und die Sicherung der individuellen Mobilität in unseren Städten“, wie am frühen Dienstagmorgen nach knapp sechsstündigen Beratungen in Berlin mitgeteilt wurde. Nach Angaben von SPD-Chefin Andrea Nahles gibt es dabei auch eine Verständigung zu umstrittenen Hardware-Nachrüstungen für ältere Diesel. Details des Pakets sollen an diesem Dienstag von den zuständigen Fachministern vorgestellt werden.

„Wir werden uns die Ergebnisse der Koalitionsrunde anschauen und dann die Details unseres Programms bekanntgeben“, teilte der größte deutsche Autobauer Volkswagen am Dienstagmorgen mit. Auch BMW und Daimler wollten sich erst äußern, nachdem die Regierung Details der Einigung mitgeteilt hat.

Als erster Autobauer kündigt Renault nach der Einigung im Diesel-Streit eine Umtauschprämie an. Der französische Autobauer will privaten Haltern alter Diesel-Pkw mit den Abgasnormen Euro 1 bis Euro 5 in Deutschland bis 30. November beim Kauf eines Neuwagens gleich welcher Antriebsart bis zu 10.000 Euro Umtauschprämie zahlen.

Bei dem Treffen hatte es ein schwieriges Ringen um Lösungen für Diesel-Fahrer gegeben, denen in mehreren Städten Fahrverbote drohen. Im Kern ging es in den Beratungen von Union und SPD um neue Kaufanreize der Autohersteller von mehreren Tausend Euro, damit mehr Besitzer ihre älteren Diesel durch sauberere Wagen ersetzen.

Besonders kompliziert waren die Verhandlungen über Umbauten an Motoren, auf die vor allem die SPD gepocht hatte, da sich viele Bürger auch mit Kaufprämien kein neues Auto leisten könnten. Dabei waren vor dem Treffen schwierige Fragen von Finanzierung und Haftung deutlich geworden. Nach den jüngsten Regierungskrisen wollten Union und SPD mit einer Verständigung auch Handlungsfähigkeit beweisen. In Bayern und Hessen werden in diesem Monat die Landtage neu gewählt.

Nahles sprach von einer ausgesprochen komplexen Einigung. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt erläuterte, das Paket enthalte mehrere Elemente, die parallel oder auch alternativ zur Verfügung stehen könnten.

Bereits nach dem Dieselgipfel von Bund und Autobranche 2017 hatten die deutschen Hersteller Prämien von bis zu 10.000 Euro aufgelegt. Diese nahmen mehr als 200.000 Kunden in Anspruch, wie es im Juli hieß. Dieser Effekt reichte der Regierung aber nicht. Generell können Kunden beim Autokauf mit Rabatten von einigen Tausend Euro rechnen.

Hintergrund für die neuen Maßnahmen ist zu schmutzige Luft in vielen deutschen Städten. Diesel-Abgase sind ein Hauptverursacher dafür. Daher drohen Fahrverbote für ältere Diesel. In Hamburg sind schon zwei Straßenabschnitte für sie gesperrt. In Stuttgart ist 2019 ein großflächiges Einfahrverbot geplant.

Kürzlich hatte ein Gericht auch Fahrverbote für die Innenstadt der Pendlermetropole Frankfurt am Main ab 2019 angeordnet. Die EU-Kommission macht ebenfalls Druck und will Deutschland per Klage beim Europäischen Gerichtshof zur Einhaltung der Grenzwerte zwingen, die schon seit 2010 verbindlich sind.

Neben dem Kompromiss im Dieselstreit haben sich die Koalitionsspitzen einen weiteren Kompromiss im Streit um ein Einwanderungsgesetz ausgehandelt.

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4 Kommentare

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  • Unverbindliche Maßnahmen, um die hart (und natürlich die ganze Nacht lang) gerungen wurde. Jede Menge Geschnatter und absolut überhaupt kein Ergebnis - wie erwartet.

    Die Gerichte werden der GroKotz schon wieder mitteilen müssen, was von ihrer Politik zu halten ist.

    In einem Wort: beSCHEUERt.

    "Scheuer versichert, dass die Gesundheit der Bürger weiterhin an erster Stelle stehe."

    Ich kann gar nicht so viel fressen....

  • Am Ende bezahlt also der Bürger. Rabatte und Nachrüstung drücken den Gewinn und somit muss man weniger Steuern zahlen. d.h. die Betroffenen werden auf dem Wertverlust bei Neukauf sitzen bleiben und wir alle zahlen mal mindestens 10% der Kosten.

  • Ein aus Steuergeldern finanzierte Umtauschprämie wäre eine moralische Bankrotterklärung der Regierung. Es wäre eine Belohnung für Betrug an staatlichen Regularien. Damit würde man den Eindruck weiter zementieren, dass die Autoindustrie der Regierung auf der Nase herumtanzen kann.



    Aber man kann mittlerweile nichts anderes mehr erwarten.

  • NaServus&Danke fürs - Fotto - GroßKotz…t… pur



    &



    Die Antwort steht - zwei tiefer.



    “Leberwurst für alle". Hauptsache.

    kurz - Na Mahlzeit