piwik no script img

Einigung beim G20-Gipfel in RomStaatschefs for Future

Die Erwärmung des Weltklimas um maximal 1,5 Grad soll in Reichweite bleiben. Das steht im Entwurf zum Abschlusspapier des G20-Gipfels in Rom

Die Regierungschefs von Italien, Australien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich in Rom Foto: Oliver Weiken/dpa

Rom rtr/afp/dpa/taz | Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wollen sich auf dem G20-Gipfel in Rom zu ehrgeizigeren Klimazielen bekennen. In der Abschlusserklärung des Gipfels in Rom wird nun unterstrichen, dass man versuchen wolle, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das berichten übereinstimmend die Nachrichtenagenturen afp und reuters.

Ende des Jahres soll demnach zumindest die internationale öffentliche Finanzierung neuer Kohlekraftwerke enden. Die G20 wollen Entwicklungsländern helfen, „so schnell wie möglich“ aus der Kohletechnik auszusteigen. Die Staaten unterstreichen zudem das Ziel, den Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. In dieser Dekade müsse daran gearbeitet werden, die nationalen Klimaschutzziele anzuschärfen.

Allerdings bleibt der gesetzte Zeitraum offenbar im Ungefähren. Laut der Nachrichtenagentur dpa gibt es weiter kein konkretes Zieldatum für die wichtige Kohlendioxidneutralität und den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Laut afp wird als Zeitpunkt nur „Mitte des Jahrhunderts“ genannt.

Die G20-Chefunterhändler, die sogenannten Sherpas, hatten die ganze Nacht über die Erklärung verhandelt. Noch am Morgen hatte es geheißen, dass wichtige Ziele aus dem Entwurf für das Abschlusskommuniqué gestrichen worden seien. Die Klimadebatten im G20-Rahmen gelten als besonders schwierig, weil die Gruppe so unterschiedliche Länder wie Japan, China, die USA, Saudi-Arabien und die EU-Staaten umfasst. Am Sonntag beginnt in Glasgow auch die Weltklimakonferenz. Etliche G20-Staaten wollen erst dort Zusagen über neue nationale Klimaziele machen.

Die Kompromissformulierung für die Abschlusserklärung sieht nach Informationen der Nachrichtenagentur afp nun vor, dass die G20-Mitglieder das 1,5-Grad-Ziel gemeinsam „in Reichweite“ halten wollen. Dieses Ziel erfordere aber „erhebliche Anstrengungen in allen Ländern“, heißt es im Entwurf der Abschlusserklärung.

Deutschland will das Ziel bis 2045 erreichen

Das 1,5-Grad-Ziel war schon bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris vereinbart worden. Unter dem 1,5-Grad-Ziel versteht man das Bestreben, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Weil sich seither aber die meisten Staaten nicht daran gehalten haben, hatte die vor allem von jungen Menschen getragene Bewegung Fridays for Future in den letzten Jahren weltweit für das 1,5-Grad-Ziel demonstriert.

Bei der Klimaneutralität hatte die italienische G20-Präsidentschaft zunächst ein ehrgeizigeres Ziel angestrebt: Sie wollte das Jahr 2050 als Zielmarke für die CO2-Neutralität festschreiben. Gegen eine solche Festlegung gab es in Rom aber Widerstand – vor allem von Schwellenländern und von Staaten mit großer Produktion fossiler Energien.

Die EU hatte sich bereits auf das Zieljahr 2050 für CO2-Neutralität festgelegt. Deutschland will dieses Ziel bis 2045 erreichen. Russland und China strebten bislang das Jahr 2060 an. Andere G20-Länder wie etwa Indien wollten sich bislang nicht auf ein Zieldatum festlegen.

Die G20-Gruppe steht für fast 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen. Die G20 setzt mit der Einigung in Rom ein Signal zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Nach meinen Informationen werden wir um die Extraktion von klimaschädlichen Treibhausgasen aus der Atmosphäre nicht herumkommen, per Geo-Engineering. Das höre und lese ich kaum in den einschlägigen Berichten, für Wasser und Böden wird analog im Sektor Schäden durch Verschmutzung selbiges anstehen. Man muss doch klar von SCHULDEN sprechen, der Kredit der Natur ist lange verspielt. Eine Schuldenbremse wäre nach dem Club of Rome ( Meadows et.al.) und den weiteren "Analysten", wie den Inauguratoren des Ökologischen Fußabdruckes (1996), wohl vor der finalen Entfesselung des Kapitalismus sinnvoll zu implementieren gewesen. Über Schadenersatzansprüche sollte der globale Süden ernsthaft nachdenken.

  • China baut seine KKW massiv aus,



    480 KKW sind im Bau

  • Schreibfehler. "...soll nur für die Reichen gelten" wollten die sagen.

    Jetzt im Ernst. Ich beneide diese Leute wahrlich nicht. Und ich sehe, dass sie sich auch anstrengen. Für Glaubwürdigkeit muss aber noch ein Bisschen was drauf.

  • Den Entwicklungsländern „helfen“ aus der Kohle auszusteigen und selbst versagen, einen „harten“ Anschlag für Kohle festzulegen. Wie verlogen ist das denn?