Das Portrait: Ein Mann mit Kanzlermaßen
■ Bodo Hombach
Aus dem rotierenden Bonner Personalkarussell mag noch mancher herausfliegen – einer wenigstens sitzt festgezurrt im Sattel. Bodo Hombach wird Minister im Kanzleramt. Da paßt der enge Vertraute und Wahlkampfberater von Gerhard Schröder gut hin, auch optisch. 1,93 Meter ist Hombach groß und 230 Pfund schwer – altbekannte Kanzlermaße.
Der 46jährige ist aber auch ein politisches Schwergewicht. Dreimal managte der Mann aus dem Ruhrgebiet den Wahlkampf von Johannes Rau in Nordrhein-Westfalen, dreimal erreichte die SPD die absolute Mehrheit. Die „schärfste Waffe der SPD“ nannte ihn Mitte der 80er Jahre Heiner Geißler, damals noch CDU-Generalsekretär. Eine Waffe mit durchschlagendem Erfolg in der Landespolitik: Hombach wurde SPD-Geschäftsführer, Landtagsabgeordneter, im Juni Wirtschaftsminister.
In seiner Partei ist Hombach die personifizierte „neue Mitte“, in der die SPD Mittelstand und Führungskräfte avisiert. Der gelernte Fernmeldetechniker und – über den zweiten Bildungsweg – Diplom-Soziologe arbeitete sich erst zum Gewerkschaftssekretär, dann zum Manager hoch: 1991 wurde er Direktor bei der Salzgitter Stahl AG, ein Jahr später beim Stahlkonzern Preussag. Vom Chefsessel aus widerlegte Hombach das Klischee von einer wirtschaftsfeindlichen SPD. Unter anderem wetterte er gegen die von der SPD beschlossene „Ausbildungszwangsabgabe“: Sie sei eine Art Wiedergeburt der „dirigistischen Antragsleichen aus den siebziger Jahren“.
Das Angebot für den Sprung auf den Bonner Ministersessel hatte Hombach erst etwas zögern lassen. Der Kanzlermacher sieht sich mehr als politischer Ideen- Produzent denn als Verwalter. Für das Organisatorische besorge er noch einen zweiten Mann, versprach Schröder flugs. Der neue Kanzler weiß, daß er von Hombach nur profitieren kann. Schon vor einem Jahr war Hombach überzeugt, daß nur ein SPD-Kanzlerkandidat Schröder Siegeschancen in Bonn habe, und verhalf dem Niedersachsen zum Sieg bei der Landtagswahl im März.
Im Bundestagswahlkampf hatte Hombach erzählt, daß er Elefanten-Krawatten mag. „Der Rüssel muß allerdings nach oben zeigen.“ In jedem Fall werden auch nach der Ära Kohl Elefanten im Kanzleramt zu sehen sein. Kerstin Willers
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