Egal war gestern: Alle sieben Tage eine Woche Zukunft

Ab dem 12. November erscheint die neue wochentaz – eine Zeitung für die ganze Woche, mit neuer Titelseite und neuem Herzstück.

Von ULRIKE WINKELMANN, BARBARA JUNGE und KATRIN GOTTSCHALK

29.10.2022, wochentaz | Wenige Tage noch, dann wird sich unsere Redaktion erstmals zu einer Redaktionskonferenz treffen, um ein Wochenblatt zu planen. Denn die taz, die ihre Erscheinungsweise – also den Tagesrhythmus – eigentlich im Namen trägt, verwandelt ihre Wochenendausgabe zu einer Wochenzeitung.

Mit der wochentaz werden wir uns am Kiosk ab dem 12. November selbstbewusst neben die anderen Wochentitel gesellen und dort um ein Publikum werben, das uns eine ganze Woche lang lesen mag.

Für die einzelne Redakteurin heißt das, sie muss ihre Themenvorschläge in den Planungskonferenzen wie einen Ball weit nach vorn werfen – eben mit dem Anspruch, dass ihre Berichte und Thesen weit über den Tag hinaus tragen.

„Mehr Utopie wagen“

Wer die taz am wochenende zuletzt in der Hand hatte, weiß natürlich, dass sie bereits bisher an einem Wochenende kaum zu schaffen war – und außerdem genügend Stücke enthielt, die weit länger als zwei Tage haltbar waren. Schon als wir im vergangenen Herbst den Politikteil am Wochenende ausbauten, haben wir darauf geachtet, uns vom aktuellen Programm der werktäglich erscheinenden taz stärker abzuheben.

Doch für die Transformation zur wochentaz haben wir unsere Wochenendausgabe jetzt noch einmal auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, haben ihr eine neue Titelseite verpasst und ein neues Herzstück gegeben.

In dem Ressort „zukunft“ werden wir Wissenschaft und Forschung, Technik und soziale Bewegungen daraufhin abklopfen, was sie an Vorschlägen zur Klimarettung mitbringen, was an Ideen, die die Aussichten auf die Zukunft verbessern. „Mehr Utopie wagen“, haben wir als Motto für diesen neuen Zeitungsteil ausgerufen – zwischendurch trug er auch den Arbeitstitel „Utopie“.

Konkrete Lösungsvorschläge

Weil wir zwar Visionen pflegen, aber Wirkliches beschreiben wollen, haben wir uns dann gegen diesen Titel entschieden. „zukunft“, das entspricht unserer Sehnsucht, dass es angesichts der sich überschlagenden Krisennachrichten möglich bleiben muss, sich eine gute Zukunft nicht nur vorzustellen.

Sondern wir wollen ganz konkret darüber schreiben, was heute schon klappt, was demnächst klappen könnte, womit das Klima einfach auch mal geschont, der Hunger in der Welt vermindert und der medizinische Fortschritt begünstigt werden könnte.

Die „fortschritt“-Seite, auf der wir nun ein Jahr lang im hinteren Teil der Wochenend-Ausgabe unsere Wissenschaftsberichterstattung ausgebaut haben, wird in der „zukunft“ aufgehen.

Kulturteil wird gestärkt

Das „Politische Buch“, das bisher mit seinen klugen Rezensionen den Kultur-Teil bereicherte, wird künftig dem Politikteil vorn in der Zeitung eine reflektierende Note geben. Der Kulturteil wird, einer Wochenzeitung angemessen, gestärkt. Auf einer zusätzlichen Seite für Rubriken über Film, Kunst, Theater und Musik sollen auch Regionen besser zur Geltung kommen und ein gewisser Live-Moment hergestellt werden.

Eine weitere Neuerung ist die Wiedereinführung eines Inhaltsverzeichnisses. Darum zu ringen, machte uns regelrecht Spaß, weil die Debatte über Sinn und Zweck eines solchen beinahe so alt ist wie die taz selbst. Wenn Sie jetzt „Aaaaah, endlich, Orientierung!“ rufen, dann haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Wenn Sie denken, „Warum verschwenden die den schönen Platz; ich sehe doch beim Blättern, was die alles haben“, dann müssen Sie uns einfach mal verzeihen.

Gespannt sind wir auch auf die Reaktionen auf unseren neuen Titel: Tatsächlich verschieben wir die taz-Tatze um ein ganzes Stück. Wer schon einmal gehört hat, wie sorgsam ein Unternehmen mit seinen Markenzeichen umgehen sollte, wird ahnen, dass mancher bei uns im Verlag dabei durch die Zähne gepfiffen hat.

taz-Journalismus über viele Wege

Wir hatten auch andere Titel mit „Woche“ und „taz“ erwogen, die das Logo an der alten Stelle gelassen hätten. Aber da wir intern längst von wochentaz redeten, schon weil sich dieser Name am leichtesten spricht, haben wir ihn dann auch genommen und die Tatze neben das „taz“ gesetzt, also nach rechts.

Langfristig soll die wochentaz die einzige gedruckte Zeitung aus dem taz-Haus sein. Die taz-Ausgabe von Montag bis Freitag soll in absehbarer Zeit lediglich noch digital erhältlich – und statt auf Papier auf einem digitalen Lesegerät genießbar sein.

Insgesamt haben wir dann drei große Ausspielwege für den taz-Journalismus: Die tägliche taz in der App, die wochentaz und natürlich die Website taz.de, auf der unser Angebot den Tag über stetig aufgefrischt wird.

Dazu kommen die taz-Stimmen und -Diskussionen in den sozialen Medien und auf den digitalen und physischen Bühnen, auf denen Sie uns anzutreffen gewohnt sind: seien es die taz-Talks oder die Podcasts, die Veranstaltungen auf dem taz lab im Frühling oder zuletzt auf der Buchmesse in Frankfurt.

Politisch schwergewichtig

Erst einmal aber drucken wir auch werktags weiter, denn noch sind die Bedingungen nicht erfüllt, dass wir darauf verzichten mögen oder könnten. Ein Geheimnis ist es nicht, darum sei es hier noch einmal erwähnt: Natürlich müssen wir auch noch mehr zahlende Leserinnen und Leser der Zukunftsprodukte finden, damit wir uns den werktäglichen Umstieg auch leisten können.

Die wochentaz ist das erste Glanzstück, das wir auf diesem Weg vorweisen wollen: ein Stück Journalismus, das politisch schwergewichtig ist, aber relevante Themen auch leicht erzählen kann, das die großen Krisen, die uns alle derzeit in Atem halten, analytisch ungeschönt ausleuchtet, aber einen hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft wirft.

Eine Wochenzeitung eben, wie nur die taz sie entwerfen und füllen kann. Sie soll auf den WG-Tischen dieser Republik herumliegen. Sie soll Wegbegleiterin bei langen Zug­reisen sein. Sie soll eine Woche lang taz sein. taz ist Zukunft.

Ulrike Winkelmann führt zusammen mit Co-Chefredakteurin Barbara Junge und der stv. Chefredakteurin Katrin Gottschalk die Chefinnenredaktion der taz.