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EU plant schärferes WaffenrechtGedämpfte Schusszahl

Die Innenminister der EU wollen Registrierungspflichten verschärfen und den Besitz halbautomatischer Waffen einschränken. Besonders ehrgeizig ist man nicht.

Legal, illegal, Definitionssache Foto: dpa

Brüssel afp | Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel haben die EU-Innenminister eine Verschärfung des Waffenrechts auf den Weg gebracht. Die Ressortchefs sprachen sich am Freitag in Luxemburg mehrheitlich für Pläne aus, die verschärfte Registrierungspflichten für Waffen und ihre Bestandteile vorsehen, den Online-Handel beschränken und halbautomatische Waffen ab einer bestimmten Schusszahl verbieten. Vor Inkrafttreten muss nun noch das Europaparlament zustimmen.

Der Kompromiss stieß nicht bei allen Mitgliedstaaten auf Zustimmung. Tschechien und Polen sprachen sich Diplomaten zufolge dagegen aus, weil ihnen die Regelung zu weit geht, der Aufwand bei der Registrierung aus ihrer Sicht zu hoch ist und Privatleute damit bestimmte Waffentypen nicht mehr besitzen dürfen. Luxemburg verweigerte seine Zustimmung dagegen, weil dem Land die Verschärfung nicht weit genug geht.

Auch von der EU-Kommission kam Kritik: „Ich wäre glücklicher, wenn der Rat in seiner Herangehensweise ehrgeiziger gewesen wäre, vor allem bei halbautomatischen Waffen“, sagte Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Denn halbautomatische Waffen werden gemäß dem Kompromiss für Privatleute nur verboten, wenn ihre Magazine eine bestimmte Schusszahl übersteigen. Dieselbe Waffe kann damit legal oder illegal sein, abhängig von der Größe des verwendeten Magazins.

Ein Diplomat eines EU-Landes äußerte die Befürchtung, dass der Kompromiss im Europaparlament unter dem Druck der Waffenlobby noch weiter aufgeweicht werden könnte. Zweifel äußerte der Ländervertreter auch am Willen der Slowakei, die im zweiten Halbjahr die EU-Präsidentschaft innehat, möglichst weit gehende Beschränkungen zu vereinbaren.

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2 Kommentare

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  • Die Waffen welche bei den Anschlägen verwendet wurden sind keine legal beschafften oder besessenen Waffen gewesen. Die Anschläge müssen als Begründung herhalten weil es schlicht keine echten Gründe gibt die Freiheit der Bürger mal wieder weiter zu beschneiden.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Bei aller Sinnhaftigkeit der Kontrolle und Einschränkung des legalen Waffenbesitzes, glaubt auch nur einer ernsthaft, dass dadurch der illegale Waffenbesitz durch Terroristen und Kriminelle verhindert wird? Zumal man bei illegale Waffen dann auch an vollautomatische heran kommen kann, was für einen Terroristen ja viel interessanter ist...