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EU plant Kontrollen gegen ÜberfischungDen Fischern auf die Finger gucken

Die EU verhandelt darüber, wie man am besten den Rückwurf von Fischen verhindert. Der WWF übt in einer Studie Kritik an den Vorschlägen.

Fi­sche­r werfen Fische zurück ins Meer, wenn sie zu klein sind. Oder nicht gefangen werden dürfen Foto: Sarah Meyssonnier/reuters

Berlin taz | In einer Studie zur Fischereikontrolle bemängelt die Artenschutzorganisation WWF, dass es keine ausreichende Überwachung von Rückwürfen gibt. Sowohl die aktuellen Pläne des EU-Parlaments als auch die des Europäischen Rates seien daher unzureichend.

Fi­sche­r*in­nen werfen Fische zurück ins Meer, wenn sie zu klein oder beschädigt sind, aber auch, wenn sie sie eigentlich nicht fangen dürften. Dadurch werden in der EU jährlich hunderttausende Tonnen verschwendet, und – weil die Fische meist sterben oder bereits tot sind – die Ökosysteme stark belastet. Außerdem lassen sich dadurch die Fischbestände schlechter feststellen, so dass Überfischung wahrscheinlicher wird. Damit Fi­sche­r*in­nen selektiver und vorsichtiger arbeiten, will die EU Rückwürfe schon seit Jahren verbieten. Seit 2019 müssen fast alle Fi­sche­r*in­nen ihren gesamten Fang anlanden, damit dokumentiert werden kann, welche Fische – seien sie zu klein, beschädigt oder über der Fangquote – sie gefangen haben.

Der blinde Fleck dieser Regelung ist, dass der Rückwurf auf dem Meer stattfindet – also vor dem Anlanden. Deswegen verhandeln die EU-Institutionen über die Überwachung der Schiffe auf hoher See. Ihr wichtigster Bestandteil ist die Elektronische Fernüberwachung, die mithilfe von Sensoren und Kameras den Fang dokumentieren sollen. Auf welchen Schiffen diese Fernüberwachung verpflichtend werden soll, verhandeln nun Kommission, Parlament und Rat.

Die Größe der Schiffe ist gar nicht so wichtig

Während die Kommission vorschlägt, je nach Risiko des Schiffs- und Fangtyps zur Fernüberwachung zu verpflichten, wollen Parlament und Rat die Schiffslänge zum ausschlaggebenden Kriterium machen. Das ist aber laut der WWF-Studie nicht besonders sinnvoll. Denn obwohl die mehr als 24 Meter langen Schiffe den meisten Fisch zurückwerfen, ist das Verhältnis von Rückwurf zu gefangener Tonne Fisch geringer als bei den kleineren Schiffen, weil große Schiffe auch schlicht viel Fisch fangen. Außerdem seien drei von vier Fischereischiffen kürzer als zwölf Meter und verbringen insgesamt viel mehr Zeit auf See. Ihre Motivation, Fische zurückzuwerfen, sei zudem höher, weil sie schlicht weniger Platz haben und deswegen kleine Fische, die weniger wert sind, ihre Profitabilität gefährden.

Viel wichtiger sei, mit welchem Gerät die Fi­sche­r*in­nen ihren Fisch fangen. Die Stu­di­en­au­to­r*in­nen haben festgestellt, dass 92 Prozent des Rückwurfs auf Schiffen geschieht, deren Netze den Meeresboden berühren. Sie verlangen deswegen, dass alle mehr als zwölf Meter langen Fischereischiffe mit Fernüberwachung ausgestattet werden müssen. Schiffe, die kleiner sind, sollen dann dazu verpflichtet werden, wenn ihrer Fangtechnik besonders häufig zu kleine oder gefährdete Fische ins Netz gehen. So sollen Rückwürfe verhindert und bessere Daten zum Fang gesammelt werden können.

Das große Problem der Studie ist, dass es für 73 Prozent der Fangmenge überhaupt keine Rückwurfdaten gibt. Stella Nemecky, die an der Studie beteiligt war, sagt aber, dass aufgrund der Größe des Datensatzes – 330.000 Einträge – trotzdem verlässliche Aussagen gemacht werden können. Der Bias der Studie liege vor allem bei einer Überbetonung der Meeresbodenfischerei, die aber ohnehin am meisten Beifang produziere. Eine verlässliche Angabe zur Menge der Rückwürfe zu machen, sei mit den vorhandenen Zahlen unmöglich.

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