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EU-Kommission will erneut MilliardenGoogle schwer bestraft

Wegen Behinderung möglicher Konkurrenz verhängt die EU-Kommission eine Strafe von 1,49 Milliarden Euro. Es ist die dritte Milliardenstrafe für Google.

Verhängt schon wieder eine Strafe an Google: Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerb Foto: ap

Berlin dpa | Die EU-Wettbewerbshüter haben zum dritten Mal eine Milliardenstrafe gegen Google verhängt. Das Unternehmen soll rund 1,49 Milliarden Euro zahlen. Bei Suchmaschinen-Werbung im Dienst „AdSense for Search“ seien andere Anbieter unzulässigerweise behindert worden, teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Bei „AdSense for Search“ können andere Internetseiten Google-Suchmasken einbinden und erbringen dafür Gegenleistungen. Sämtliche Strafen aus Brüssel gegen den US-Konzern summieren sich damit auf die Rekordsumme von rund 8,25 Milliarden Euro.

Mit Blick auf „AdSense for Search“ erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, Google habe mehr als zehn Jahre lang seine marktbeherrschende Stellung missbraucht und anderen Unternehmen die Chancen auf fairen Wettbewerb und Innovationen verbaut. Internetportalen, die „AdSense“ einbanden, seien vertragliche Beschränkungen auferlegt worden, andere Anbieter zu nutzen. Außerdem wurden Google-Anzeigen in den Suchergebnissen prominent dargestellt. Erst 2016 – nach ersten Einwänden der Kommission – hob Google die Einschränkungen auf.

Internetseiten und Werbekunden hätten weniger Auswahl gehabt und sich höheren Preisen ausgesetzt gesehen, die letztlich auch an die Verbraucher weitergereicht werden konnten, sagte Vestager weiter. „Jeder, der durch Googles Verhalten geschädigt wurde, kann vor nationalen Gerichten auf Entschädigung klagen.“

Tiefgreifende Änderungen am Geschäftsmodell setzte Brüssel vor allem bei Android durch: Google verlangt inzwischen von Geräteherstellern Geld, wenn sie in Europa Smartphones mit bislang kostenlosen Apps des Konzerns wie Karten oder Gmail verkaufen. Am Mittwoch kündigte Google an, Android-Nutzer künftig über Internet-Suchmaschinen und Webbrowser anderer Anbieter zu informieren.

Jeder, der durch Googles Verhalten geschädigt wurde, kann vor nationalen Gerichten auf Entschädigung klagen

Margrethe Vestager, EU-Wettbewerbskommissarin

„Wir sind auf die Einwände der Kommission eingegangen und haben bereits eine Vielzahl an Produktänderungen vorgenommen“, erklärte Google-Manager Kent Walker. „In den kommenden Monaten werden wir weitere Updates machen, um Wettbewerbern in Europa mehr Sichtbarkeit einzuräumen.“

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6 Kommentare

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  • 9G
    93779 (Profil gelöscht)

    Man stelle sich mal vor, Google würde sich nicht mit Werbung finanzieren und nähme pro Suche Geld.

    Wie groß wäre denn dann das Geschrei der Sozialisten? Hui.

  • Ein Konzern der mit Werbung Geld verdient ranked Seiten die die eigene Werbeplattform (kostenlos!) nutzen in der eigenen Suchmaschine (die Kunden kostenlos nutzen dürfen und diese zur Werbung bringen soll) höher? What?

    Ach und übrigens "Tiefgreifende Änderungen am Geschäftsmodell setzte Brüssel vor allem bei Android durch: Google verlangt inzwischen von Geräteherstellern Geld, wenn sie in Europa Smartphones mit bislang kostenlosen Apps des Konzerns wie Karten oder Gmail verkaufen."... was hat das jetzt für die Kunden für einen Vorteil, außer das es teurer wird und Google noch mehr Geld verdient?

  • Komt mir ganz anders vor. Die Amis hauen auf die deutschen Autobauer, weil sich unsere Karren da gut verkauften. Wenn eine deutsche Chemiefirma eine amerikanische übernimmt, sowas kommt ausnahmsweise auch mal vor, dann entdeckt der Amerikaner schnell die Unverträglichkeit des einen oder anderen Produktes. Im Gegenzug nimmt sich die EU dann mal Google vor. Die Amis wiederum möchten gern ihre Energievormachstellung nutzen und schicken uns Grenell als Kolonialminister (O-Ton Schulz) um uns die Gasleitungen nach Russland auszureden. Ein ständiges Hauen und Stechen. Meistens verlieren wir aber.

    • @Thomas Schöffel:

      Die Amerikaner haben schon vor Jahren gewußt wie gefährlich Glysophat ist, die Erfahrung haben sie schon in Vietnam gemacht.



      Sie haben sie erst verkauft als die ersten Klagen kamen. Es zeigt wie intelligent und clever deutsch Manager sind.



      Google geht mir fürchterlich auf die Nerven. Ich hoffe sehr das deren Über-



      Griffigkeit noch weiter eingeschränkt wird.

    • @Thomas Schöffel:

      Wie schön muss es doch in einer so einfachen Welt sein, die sich auf "wir-gegen-die-Amis" reduzieren lässt.

      • @tomás zerolo:

        Natürlich nicht nur, aber der Anteil des Doch ist größer als Sie denken. So viele Zufälle, das wäre doch naiv. Glauben Sie, daß hier alles so schön brav und artig und nach Vorschrift abläuft ?