EU-Fangquote für Nordsee und Atlantik: Weniger Hering und Kabeljau
Die EU senkt die Quoten für Nordsee und Nordostatlantik. Umweltschützern geht das nicht weit genug, der deutsche Fischereiverband protestiert kaum.
Die EU hat sich verpflichtet, bis 2020 alle eigenen Bestände auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen, sagt Heike Vesper, Direktorin des WWF-Meeresschutzprogramms. Um das zu erreichen, „muss zwingend weniger gefangen werden“, fordert Vesper.
Die Kritik der Umweltverbände fällt harsch aus angesichts der Tatsache, dass die EU-Fischereiminister am Mittwochmorgen in Brüssel durchaus kräftige Reduzierungen der Fanghöchstmengen beschlossen haben. Für deutsche Fischer in der Nordsee verringert sich die Quote für die beliebtesten Speisefische drastisch: für Hering um 40 Prozent, für Kabeljau um 35 Prozent, für Makrele um 20 Prozent und für Scholle um 12 Prozent. Nur für Seelachs wurde eine Erhöhung der Fangmenge um 16 Prozent im nächsten Jahr genehmigt.
„Diese harten Schnitte sind notwendig, damit wir auf Nachhaltigkeitskurs bleiben“, sagt Hermann Onko Aeikens (CDU), Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, das für Fischfang zuständig ist. Auch die eher zurückhaltende Reaktion des Deutschen Fischereiverbandes lässt ahnen, dass die Fischer sich des bisherigen Raubbaus an den Beständen bewusst sind.
Fischbestände erholen sich nur schlecht
„Das sind harte Einschnitte“, sagt Verbandssprecher Claus Ubl. Aus bislang unbekannter Ursache sei die Nachwuchsproduktion beim Hering in den vergangenen Jahren schlecht gewesen. Beim Kabeljau habe es zwar lange nach einer Erholung der Bestände ausgesehen, dennoch seien die Quoten in den vergangenen Jahren „zu hoch für eine nachhaltige Bewirtschaftung“ gewesen, räumt Ubl ein.
Jährlich legen die EU-Staaten die Fangmengen für die Nordsee und den Nordostatlantik fest sowie die Verteilung auf die Mitgliedsstaaten. Grundlage sind wissenschaftliche Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) in London. Bislang wurden dessen Empfehlungen jedoch von den EU-Ministern meist überschritten.
So hatte die EU-Kommission im November den ICES-Vorschlag für 89 Bestände übernommen, die künftig nachhaltig befischt werden sollten. Der Ministerrat reduzierte diese Zahl nun auf 59 – zu wenig, kritisiert Lasse Gustavsson, Europa-Chef der internationalen Meeresschutzorganisation Oceana. Das sei „ökonomisch und ökologisch töricht“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz