EU-Außenminister beschließen Sanktionen: Kritik an Deutschland
Die EU-Außenminister beschließen neue Sanktionen gegen Russland und Hilfen für die Ukraine. Das Sanktionspaket sorgt für Kritik – an Deutschland.

Das Geld soll an „Treuhänder“ in Deutschland, Tschechien und anderen EU-Ländern fließen, die der Ukraine damit Ausrüstung für die Luftverteidigung oder Artilleriegeschosse beschaffen wollen. Für Außenministerin Annalena Baerbock war es eine gute Nachricht, für ihren ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba auch. Allerdings dürfte sich die EU mit dem Prinzip „russisches Geld für ukrainische Waffen“ Ärger einhandeln.
Russland hatte schon vor der Entscheidung von „Diebstahl“ gesprochen und mit Vergeltung gedroht. Moskau könnte nun europäisches Vermögen beschlagnahmen und andere Staaten auffordern, ihr Geld aus der „unsicheren“ EU abzuziehen.
Der Beschluss trifft auch Ungarn. Die Außenminister wendeten nämlich einen Trick an und erklärten, Budapest könne gegen die Entscheidung kein Veto einlegen, da eine Mehrheit der 27 EU-Staaten genüge. Ungarn wurde damit de facto übergangen – und das wenige Tage, bevor das Land am 1. Juli den halbjährigen EU-Vorsitz übernimmt. Ministerpräsident Viktor Orbán sei außer sich vor Wut, hieß es in Brüsseler EU-Kreisen. Er versucht seit Monaten, die EU-Waffenhilfen zu blockieren.
Orbán könnte auf stur schalten
Sein Argument: Die Hilfe sei nicht effizient und könne zu einer Eskalation beitragen. Bisher war er damit erfolgreich. Nun ist er erstmals überstimmt worden. Allerdings hat auch Orbán noch ein Eisen im Feuer. Dabei geht es um die Rückerstattung von 6,6 Milliarden Euro für Waffenkäufe aus der sogenannten Friedensfazilität. Hier ist Einstimmigkeit gefordert. Nach dem Affront in Luxemburg könnte Orbán auf stur schalten. Die betroffenen EU-Staaten müssten dann weiter auf ihr Geld warten.
Schlechte Lauen gab es in Luxemburg auch aus einem anderen Grund. Vor allem die Osteuropäer waren sauer, weil Deutschland das 14. Sanktionspaket gegen Russland aufgeweicht hatte. Die Außenminister gaben zwar grünes Licht für die Maßnahmen, die vor allem die Umgehung bestehender Sanktionen erschweren sollen. Außerdem wird der Handel mit russischem Flüssiggas erschwert. Doch einige Minister ließen ihrem Unmut freien Lauf. Die Sanktionen seien „bedauerlicherweise schwächer“ als geplant, kritisierte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis.
Sein estländischer Kollege Margus Tsahkna sagte, es werde „immer schwerer, in der Europäischen Union einen Konsens über neue Sanktionen zu finden“. Früher war vor allem Ungarn schuld. Nun trifft der Vorwurf auch Deutschland. Die Bundesregierung hatte kritisiert, die Maßnahmen könnten Deutschland als größter EU-Exportnation mehr schaden als Russland. Nun sollen die Firmen nur noch „bestmögliche Anstrengungen“ gegen Sanktionsverstöße machen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!