EFI-Kommission über Forschungspolitik : Neue Strukturen gesucht
Die Forschungspolitik müsse breiter aufgestellt werden, fordern die EFI-Experten. Die Zivilgesellschaft soll eingebunden werden.
Nach Einschätzung der EFI-Kommission belastet die Covid-19-Krise nicht nur aktuell die Innovationsaktivitäten der deutschen Unternehmen, sondern sie kann langfristig das gesamte Forschungs- und Innovationssystem gefährden.
Vom Staat erwartet die Kommission mehr Reaktionsschnelligkeit sowohl in der Krisenbewältigung als auch in der Zukunftsgestaltung. Die heutigen Probleme in Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft seien in der Regel komplex und verlangten neue Lösungsansätze. Die „missionsorientierte Forschungspolitik“ solle deshalb neben der Wissenschaft auch die Zivilgesellschaft einbinden, erklärte EFI-Mitglied Katharina Hölzle vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.
Dies verlange etwa Änderungen in der Regierungsbürokratie. Um die Vielfalt der Herausforderungen besser zu koordinieren, „sollte für jede Mission eine eigene interministerielle Taskforce mit Entscheidungskompetenzen und eigenem Budget aufgesetzt werden“, lautet ein Vorschlag. Bei besonders komplexen Missionen könnten auch die Ministerien neu zugeschnitten „oder sogar ein eigenes Ministerium dafür eingerichtet“ werden.
Die Tragfähigkeit dieser Expertenanregung wird sich auf Bundesebene Ende des Jahres bei den Koalitionsverhandlungen für die neue Regierung erweisen.
Es ist höchste Zeit
Die Sprecher der grünen Bundestagsfraktion für Forschung und Innovation, Kai Gehring und Anna Christmann, begrüßten den EFI-Vorschlag für eine „missionsorientierte Forschungspolitik“, der mit Perspektiven aus der Praxis gebündelt werden müsse.
Es sei „höchste Zeit, dass dieser Appell auch in der Bundesregierung gehört“ werde, erklärten sie. „Ob klimaneutrale Industrien, eine Kreislaufwirtschaft ohne Müll oder eine pestizidfreie Landwirtschaft – nur mit ambitionierten Missionen und mit neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen den Ministerien werden wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen lösen.“ Das gegenwärtige BMBF fokussiere dagegen zu einseitig auf technische Innovation.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen