E-Scooter im Straßenverkehr: Im Chaos wenigstens blinken
E-Tretroller verschlimmern die aggressive Lage auf den Straßen. Sie müssen mit Blinkern nachgerüstet werden, fordert GdP-Chef Oliver Malchow.
B isher spielte sich der Kampf um den Platz im Straßenverkehr zwischen drei Gewichtsklassen ab: dem Auto, dem Zweirad und der Schuhsohle. Nun ist ein weiterer Wettbewerber in den Ring gestiegen: der E-Tretroller. Schon vor der Zulassung der neudeutsch genannten E-Scooter waren viele Städte nicht einmal auf den zunehmenden Radverkehr vorbereitet. Ein Anfachen der ohnehin hitzigen und teils hoch aggressiven Lage im innerstädtischen Straßenverkehr war damit vorprogrammiert.
Das Problem: Als Moderator des rollenden Plus-Verkehrs kommt die Polizei kaum infrage. Wegen vieler anderer anfallender Aufgaben und Einsätze sind die wichtigen Kontrollen im Straßenverkehr ohnehin schon stark reduziert. Klar, dass die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schon seit Langem mehr Personal fordert. Polizeiliche Präsenz ist der Schlüssel zu einer verbesserten Verkehrsmoral. Doch das bleibt wohl erst mal Zukunftsmusik, die spannungsgeladene, aggressive Situation auf den Straßen und Radwegen jedoch ist Gegenwart.
Nach nur wenigen Wochen beobachten wir mit Besorgnis vermehrt Unfälle mit E-Tretroller-Beteiligung. Was alle Verkehrsteilnehmer zu vergessen scheinen: Weder Fahrrad noch E-Tretroller sind von einem schützenden Blechmantel umgeben. Bei einem Sturz wird auch kein Airbag ausgelöst. Es klingt banal, aber das Anhalten an einer roten Ampel rettet Leben. Auch das Blinken oder das Rausstrecken der Hand verhindert Unfälle mit gravierenden Folgen. Die Nutzer der E-Scooter scheinen auch nicht besonders richtungsanzeigefreudig. Daher sollte die Regierung die Hersteller schleunigst zu Nachrüstungen mit Blinkern verpflichten. Zudem sollte das Tragen eines Helms im eigenen Interesse der Rollerfahrer liegen.
Jahrgang 1956, ist Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Er stammt aus Schleswig-Holstein und lebt derzeit jobbedingt in Berlin.
Es würde helfen, sich wieder auf den ersten Paragrafen der Straßenverkehrsordnung besinnen: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ Vielleicht ein frommer Wunsch, doch wenn jeder meint, zuerst zu kommen und im Recht zu sein, wird sich nichts ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen