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E-Batterien versus BrennstoffzellenMöge der Beste gewinnen

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Nur die E-Batterien zu fördern, ist ein politischer Fehler. Ein offener Wettbewerb und eine CO2-Steuer sind der bessere Weg.

E-Batterie oder Brennstoffzelle? Die Politik sollte Offenheit bewahren Foto: dpa

E s wurde viel gerechnet und simuliert: Betreibt man Elektroautos idealerweise mit Batterien, die man am Stromnetz lädt? Oder bringt es doch mehr Vorteile, Wasserstoff zu tanken und den nötigen Strom für den automobilen Elektromotor erst an Bord des Fahrzeugs in einer Brennstoffzelle zu erzeugen? Aus wissenschaftlicher Sicht ist die ökologische Abwägung beider Varianten zweifellos interessant. Nur: Die Politik sollte solche Studien nicht überbewerten.

Sie sollte stattdessen einfach nur definieren, wo sie klimapolitisch hinwill. Im konkreten Fall hieße das: Man strebt einen Rückgang der CO2-Emissionen im Verkehr an, gibt aber nicht vor, mit welcher Technik das geschieht.

Leider hat die Politik diese Offenheit bislang nicht gezeigt. Sie hat sich stark auf das batterieelektrische Fahren konzentriert und damit die Brennstoffzelle ins Hintertreffen geraten lassen. (Dies zu kritisieren bedeutet übrigens nicht, zugleich Wasserstoff für die bessere Option zu halten.) Es geht allein um den Grundsatz, dass die politischen Entscheidungsträger sich nicht frühzeitig auf eine Richtung festlegen sollten. Schließlich kennt niemand heute den besten Weg zu einer umweltverträglichen Mobilität, und es sollte sich auch niemand anmaßen, ihn zu kennen. Den Weg müssen die Akteure in Wirtschaft und Forschung – getrieben von den Kunden – erst noch finden.

Daraus folgt: Der wirtschaftspolitisch, technologiepolitisch wie auch umweltpolitisch vernünftigste Weg ist eine schlichte Bepreisung der CO2-Emissionen. Damit stehen dann alle Antriebsoptionen gleichberechtigt im Wettbewerb nebeneinander und es kann sich jene Technik durchsetzen, die mit dem geringsten Aufwand klimafreundliche Mobilität ermöglicht.

Die einzige staatliche Lenkung, die notwendig ist, wäre ein Preis für den Ausstoß von Kohlendioxid, der schrittweise steigt. Damit wäre die erforderliche Kreativität in den Entwicklungsabteilungen angestoßen – und zwar technologieoffen. Die Politik zieht sich unterdessen idealerweise zurück und beherzigt ein Motto aus dem Sport: Möge der Beste gewinnen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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18 Kommentare

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  • Ehrlich gesagt, ist das eine sehr seltsame Diskussion (ich bin hier sehr enttäuscht von der TAZ!), die hier aufgewärmt wird. Batteriefahrzeuge haben bereits gewonnen, da sie ein multifunktionales Element in einem 100% erneuerbarem Energiesystem darstellen und eine extrem höhere Energieeffizienz ggü. z.B. Wasserstofffahrzeugen aufweisen. Im Zusammenspiel von Photovoltaik, stationären Speichern (hier gibt es auch Batterien, die nicht Lithium-basiert sind, daneben z.B. Kältespeicher, die wie Stromspeicher wirken) und (per Smartphone zu entleihenden) Elektrofahrzeugen, die robust, zuverlässig und äußerst langlebig sind, gibt es bereits die bewährte Lösung, die bereits in vielen realisierten Projekten im Einsatz ist. Batterien, auch solche auf Lithium-Basis, können bei entsprechendem politischen Willen auch CO2-neutral hergestellt werden, dies wird in den Projekten für Batteriefertigungen auch angestrebt. Ich verstehe nicht, warum jetzt, um 10 nach 12 für den Klimaschutz, solche bereits entschiedenen technologischen Pfade diskutiert werden. Der Strom kommt vom Dach oder der Wiese in das Fahrzeug (z.B. auch in die autonome Landmaschine) und los geht es, diese Freiheit hat jetzt jeder ohne jede vorgelagerte Treibstoffkette!!! Es sollte jedem mit grundlegendem technischen Verständnis klar sein, das bei den Reichweiten eines 40-50kWh-Standard-Akku-Autos (Bj 2019, z.B. Fahrzeuge der E-Golf-Klasse) mit einem Zehntel der Teile eines Verbrennungsfahrzeugs und einem Preisniveau auf der Basis der bereits feststehenden Preisentwicklung der Batterien die Sache klar entschieden ist! Alle, die sich mit integrierten Energiesystemen beschäftigen, wissen dies. Wasserstoff wird für andere Anwendungen wichtig werden.

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    "Schließlich kennt niemand heute den besten Weg zu einer umweltverträglichen Mobilität, und es sollte sich auch niemand anmaßen, ihn zu kennen"

    Ich maße mir an zu behaupten, daß dieser Weg nichts mit einem Automobil zu tun hätte. Weder Benzin noch Diesel, weder Batterie noch Brennstoffzelle. Sondern eher mit der klassischen "E-Mobility", wie sie es seit 138 Jahren in Form der elektrischen Straßenbahn gibt. Das Automobil ökologisch zu machen ist so erfolgversprechend wie die Quadratur des Kreises.

  • "Schließlich kennt niemand heute den besten Weg zu einer umweltverträglichen Mobilität, und es sollte sich auch niemand anmaßen, ihn zu kennen."



    Es ist aus ökonomischen Interesse an einem "Weiter so!" ein guter Weg, ein und/oder zwei zusätzliche Antriebsarten zu den bestehenden hinzuzufügen. Was daran "umweltverträglich" sein soll, erschließt sich nur denjenigen, die ihre Augen vor dem "zusätzlich" bei Antriebsarten verschließen und den Zeitplan (2030) des Pariser Klimaabkommens ignorieren.

    Ich bin mal "anmaßend": Ein anderer Weg wäre durchaus möglich, wenn Klima- und Umweltschutz tatsächlich ernst gemeint wäre, und nicht die Sorge um den Wirtschaftsstandort.



    Schneller, effizienter, umwelt- und klimaschonender und mit größeren Erfolgsaussichten zur Erreichung der Klimaziele, wären ordnungspolitische und gesetzliche Vorgaben bezüglich der höchstzulässigen Fahrzeuggewichte, Motorleistung und Fahrzeugabmessungen (ÖPNV etc. lasse ich mal außen vor).

    Die Umrüstung der Produktionsstraßen in bestehenden Fabriken und die Entwicklung entsprechender Designs wären binnen 5 Jahren zu schaffen, ohne mit Milliardensubventionen und Investitionen für zusätzliche E-/Hybrid Fahrzeuge, neue Fabriken, Synthetisierungsanlagen und Infrastrukturen die Umwelt und das Klima zu schädigen. Nebenbei wären die Arbeitsplätze relativ sicher.

    Es ist längst bekannt, dass für ein E-Mobil doppelt so hohe Umweltschäden bei der Rohstoffgewinnung entstehen, der gegenwärtige Energiemix die heutigen CO2-Emissionen für all diese zusätzlichen Investitionen etc. bestimmen, es eine Obergrenze für "erneuerbare" Energien gibt...

    Aber wer an die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie glaubt, der bleibt in seiner Glaubenslehre und seinen Filterblasen gefangen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Aus TAZ: "Schließlich kennt niemand heute den besten Weg zu einer umweltverträglichen Mobilität, und es sollte sich auch niemand anmaßen, ihn zu kennen."



      Von Dabrionik Dieter:"(ÖPNV etc. lasse ich mal außen vor)."



      Also gerade da würde ich doch ansetzen. Kollektivverkehr ist wesentlich Ressourcen und -Energieärmer. Elektrifiziert wie Straßenbahnen und Bahn noch dazu mit Strom aus regenerativen Quellen leicht "anzutreiben". Damit will ich Ihnen nicht unterstellen, das Sie das ausblenden sondern wenn dann der*dem Autor*in. Wie dem auch sei - neben Straßen-bahn gibt es immer noch Füße, (E)Rollis, Fahrräder ... Also dem TAZ-Zitat ist meiner Ansicht nach zu widersprechen und das gänzlich ohne Arroganz. Allein bedarf es da wohl das Bohren dicker Bretter ... bzw. andererseits das Entfernen des Balkens im Auge. ;)

      • @Uranus:

        Die Forderungen nach flächendeckendem ÖPNV, Güter von der Straße auf die Schiene... ist doch längst zur verkehrspolitischen Folklore verkommen. Jeder führt sie seit Jahrzehnten im Munde, schlimm genug, dass sich immer noch nichts geändert hat. Dem standen ehemals die "umweltfreundlichen" Autos (mit Kat) und heute die "klimafreundlichen/-neutralen" E-Mobile entgegen.

        Als 1984 die Grünen das Verursacherprinzip im Straßenverkehr vorschlugen, schrittweise Anhebung der MinÖlSteuer (beginnend bei 5-10 Pfennig/l) um die ungedeckten Kosten des Straßenverkehrs einzutreiben, die seinerzeit etwa 5 DM pro Liter MinÖl ausmachten, war das Geschrei groß. Aus diesen Einnahmen sollte der ÖPNV, Rufbussystem etc. ausgebaut werden, damit die Menschen "Ohne Auto mobil" sein konnten; flächendeckend und rund um die Uhr.

        Heute wird über eine schrittweise Erhöhung einer möglichen CO2 Steuer gesprochen, die allerdings ein gänzlich anderes Ziel hat. Irgendwie müssen doch die Subventionen, Dienstwagenprivilegien @all und



        Kaufanreize für E-/Hybrid PKW im Staatshaushalt ausgeglichen werden.

        Es hat sich nichts geändert: weder im Denken, noch im Handeln. Es ist wieder nur ein neuer ÖKO-Aufkleber im Autoland promotet worden.

        • @Drabiniok Dieter:

          Die von Ihnen ausgeführten Vorschläge der Grünen klingen super. Wie das Ganze wohl aussähe, hätte sich eine solche Politik damals auch durchgesetzt?



          "Es hat sich nichts geändert: weder im Denken, noch im Handeln. Es ist wieder nur ein neuer ÖKO-Aufkleber im Autoland promotet worden."



          Sieh so aus :/



          Trotzdessen finde ich es in Diskussionen, an den mensch sich beteiligen möchte, wenn es um ökologische Mobilität geht, auf den Wahnwitz hinzuweisen und nicht im Diesel-E-Auto-und nun Brennstoffzellen-Auto-Klein-Klein stecken zu bleiben, das weder Tier noch Mensch hilft außer den wohlhabenden Menschen, die sich mit dem Kauf zusätzlich ein "grünes" Gewissen erwerben wollen.

          • @Uranus:

            *Sieht

          • @Uranus:

            Nehmen Sie es mir nicht Übel, dass ich Sie darauf aufmerksam machen muss, dass ausschließlich über "Auto-Klein-Klein" geredet wird. Nicht über die Alternativen und auch nicht über den o.g. Ansatz.

            Es geht um Reichweiten, Ladezeiten, Ladestationvarianten, Ladeinfrastruktur, Energieverbrauche, Emissionen der unterschiedlichen Antriebsarten, Messstationen, Fahrzeugvergleiche, Zahlen und Statistiken für neue Antriebsvarianten alter und verschiedener neuer Modelle (von Tesla bis Porsche Taican), Preise, Kaufanreize, Grenzwerte für FahrzeugFLOTTEN, Technologie-Export, potenzielle Absatzzahlen, Konzernstrategien, Wachstumsmärkte, globale Konkurrenz im Automobilsektor, Importabhängigkeiten, Batteriezellen, Recyclingträume, Speicherträume, Ressourceneinsparungsträume, Zweitnutzungsträume für alte E-Akkus...

            Umwelt- und Klimaschutz ist das Verkaufsmarketing und die Begründung für die Forderungen nach staatlichen Subventionen. Kurz: nach Wirtschaftsförderung.

            Z.Zt fahren in Deutschland knapp 50 Mio. fossile PKW. Ziehen Sie davon 2 oder 5 Mio E-/Hybride bis 2030 ab (wenn diese nicht als Öko-2. oder 3. Wagen genutzt werden.) Das wird als Klima- und Umweltschutz angepriesen! Der globale PKW Bestand: rd. 900 Mio!

            Über "Auto-Klein-Klein" lohnt es sich nicht mehr zu diskutieren. Über die dahinter stehende Systemlogik und Politik muss diskutiert werden! Über die nationale Brille des Wirtschaftsstandortes muss diskutiert werden! Über die Nutzung von falschen und trigger Begriffen, wie "klimafreundlich", "nachhaltig",... muss diskutiert werden!

            Dass selbst die taz, dieses über 40 Jahre alte Spiel noch nicht erkannt hat (haben will?), ist sehr traurig. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

            PS: "ökologische Mobilität" wäre nur zu Fuß gehen. ;-) Selbst Fahrräder wachsen nicht auf Bäumen :-).

            • @Drabiniok Dieter:

              Dass (wirtschaftliche Macht)Interessen hinter den Auto-Positionen stecken und andererseits und Luxusbedürfnisse vertreten werden, ist mir klar. Ich sehe das Ganze wie Sie. Meine Kritik geht an die TAZ und diejenigen, die Pro-Auto diskutieren. Ich würde da allerdings radikal gegen Autos argumentieren und nicht reformistisch, wie es in Ihren ersten Kommentar ab "Ich bin mal "anmaßend": Ein anderer Weg wäre durchaus möglich, wenn Klima- und Umweltschutz tatsächlich ernst gemeint wäre, und nicht die Sorge um den Wirtschaftsstandort..." anklingt.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Aus heutiger Sicht, nachdem ich den anderen Text vom Autor nebst derer Kommentare dort gelesen habe, sind wohl beide Techniken -wenngleich aus teilweise unterschiedlichen Gründen- noch lange kein Ersatz für den Dieselmotor;

    läuft es -auch regierungsamtlich- darauf hinaus, den geschätzten Kunden zum Versuchskaninchen zu machen.

    Technikaffine early Adopter mit (zuviel) Geld, passendem Grundstück für die private Ladeinfrastruktur und einem viel zu habenden guten Gewissen kaufen als Zweitwagen schon mal einen BMW i3 oder einen Renault Zoe etc.

    Für größere Fahrzeuge, gar Lkw oder Schiffe etc. mag (irgendwann) vielleicht kein Weg an der Wasserstofftechnik vorbei gehen. wären die ansonsten benötigten riesigen Batterien wohl ökologisch wie ökonomisch vollkommen jenseits.

    Aber die große Mehrzahl der potentiellen Käufer eines gängigen Pkw einer neuen, jetzt gar gehypten individuellen E-Mobilität hat den Braten, die finanziell drohende Verlade wohl gerochen;

    verweigert sich zu recht.

  • es geht aber auch darum, eine zuverlässige Technik zu etablieren, ein Versuch am Kunden kostet viele sehr viel Geld, wenn sie leider den falschen Antrieb gekauft haben.



    In der Forschung und Entwicklung sollte das Ergebnis offen sein, wenn es aber um den Aufbau eines flächendeckenden Versorgungsnetzes geht, möglicherweise mit staatlicher Unterstützung muß es ein zukunftsicheres System sein. Ein staatlich geförderter Marktversuch am Kunden ist kontraproduktiv und erzeugt nur Ablehnung. Staatliche Förderung sollte auf Seiten des Kunden stehen mit einer gewissen Zukunftsgarantie. Forschen und entwickeln darf die Wirtschaft wie sie will.



    Wie die Sache allerdings momentan sich darstellt läuft es auf einen Marktversuch mit der Batterietechnik hinaus. Alternativen, wie Wasserstoff werden nicht in Erwägung gezogen.

    • @nutzer:

      h2.live/tankstellen

      die werden merkbar ausgebaut. Oft direkt bei Superchargern z.B. Hirschberg/Weinheim.

      Hatte vor zwei Jahren überlegt einen Korea H2 zu leasen - da gab es aber nur 5 h2 Tankstellen in ganz D - (hab mich seinerzeit für eine-Auto entschieden). Das ist def. besser geworden. Dürften jetzt so ca. 50 sein.

  • Ich denke der erste Link sollte zu diersem Artikel:



    taz.de/!5607216/



    und nicht zu sich selbst zeigen?!

    • @liss baltik:

      Besten Dank Ihnen für den Hinweis. Wir haben es gerade geändert. Die Moderation