Drug-Checking in Berlin: Endlich sicher ballern

In Berlin gibt es seit Dienstag das Drug-Checking Projekt. Längst überfällig, denn Drogen sind aus dem Nachtleben nicht wegzudenken.

Menschen tanzen in einem Club.

Feiern und ballern gehört für viele zusammen. Ab jetzt ist das ein Stück sicherer geworden Foto: Sophia Kembowski/dpa

Wer häufiger in Clubs unterwegs ist, kennt das: ewig lange Schlangen vor den Toiletten, aus denen dann gleich mehrere Leute rauskommen, die sich verschmitzt an den ungeduldig Wartenden vorbeidrücken. Was sie dort drinnen gemacht haben, ist nicht schwer zu erraten: Es wird geballert was das Zeug hält.

Im besten Fall sind lange Schlangen die einzige negative Folge und die Menschen haben danach eine gute Zeit. Im schlimmsten Fall haben sie etwas konsumiert, das verunreinigt oder zu hoch dosiert ist. Dann kann man nur hoffen, dass der Club ein gutes Awareness-Team hat, das die Menschen auffängt und im Notfall einen Rettungswagen ruft.

Um das Risiko unerwünschter und mitunter lebensgefährlicher Nebenwirkungen beim Drogenkonsum zu minimieren, gibt es in Berlin seit Dienstag das Drug-Checking. Bei drei Beratungsstellen, nämlich Vista (Kreuzberg), Fixpunkt (Neukölln) und der Schwulenberatung (Charlottenburg), können Kon­su­men­t*in­nen ihr Koks, Speed oder Ecstasy untersuchen lassen.

Das Ganze geschieht anonym und kostenlos. Sucht­be­ra­te­r*in­nen erklären die Ergebnisse und beantworten Fragen. Eine Webseite informiert über das Projekt und über Drogen im Allgemeinen und warnt außerdem vor als gefährlich analysierten Substanzen.

Vorsicht ist dennoch geboten

Nur einen kleinen Haken hat das lang erwartete und immer wieder verschobene Vorzeigeprojekt akzeptierender Drogenpolitik der rot-grün-roten Vorgängerregierung: Erst nach rund drei Tagen kann das Ergebnis – telefonisch oder persönlich – abgefragt werden. Für spontan Entschlossene bleibt der gemeinsame Klobesuch also weiter riskant.

Auch mit Drug-Checking gilt: Aufeinander aufpassen, sich nichts von Unbekannten andrehen lassen und Finger weg von gefundenen Drogen. Diese werden gerne mal absichtlich liegengelassen – und das sicher nicht aus Nächstenliebe.

Für alle, die ihren Konsum vorausschauend planen, bietet das Drug-Checking jedoch die Gewissheit, dass der nächste Rausch kein Horrortrip wird. Jetzt fehlt nur noch eine Lösung für die langen Kloschlangen.

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Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Schreibt in ihrer Kolumne "Pöbelmanie" über Klassenkampf aus der Perspektive eines Kindes der Arbeiter*innenklasse. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.

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