Drug-Checking in Berlin: Endlich sicher ballern
In Berlin gibt es seit Dienstag das Drug-Checking Projekt. Längst überfällig, denn Drogen sind aus dem Nachtleben nicht wegzudenken.

W er häufiger in Clubs unterwegs ist, kennt das: ewig lange Schlangen vor den Toiletten, aus denen dann gleich mehrere Leute rauskommen, die sich verschmitzt an den ungeduldig Wartenden vorbeidrücken. Was sie dort drinnen gemacht haben, ist nicht schwer zu erraten: Es wird geballert was das Zeug hält.
Im besten Fall sind lange Schlangen die einzige negative Folge und die Menschen haben danach eine gute Zeit. Im schlimmsten Fall haben sie etwas konsumiert, das verunreinigt oder zu hoch dosiert ist. Dann kann man nur hoffen, dass der Club ein gutes Awareness-Team hat, das die Menschen auffängt und im Notfall einen Rettungswagen ruft.
Um das Risiko unerwünschter und mitunter lebensgefährlicher Nebenwirkungen beim Drogenkonsum zu minimieren, gibt es in Berlin seit Dienstag das Drug-Checking. Bei drei Beratungsstellen, nämlich Vista (Kreuzberg), Fixpunkt (Neukölln) und der Schwulenberatung (Charlottenburg), können Konsument*innen ihr Koks, Speed oder Ecstasy untersuchen lassen.
Das Ganze geschieht anonym und kostenlos. Suchtberater*innen erklären die Ergebnisse und beantworten Fragen. Eine Webseite informiert über das Projekt und über Drogen im Allgemeinen und warnt außerdem vor als gefährlich analysierten Substanzen.
Vorsicht ist dennoch geboten
Nur einen kleinen Haken hat das lang erwartete und immer wieder verschobene Vorzeigeprojekt akzeptierender Drogenpolitik der rot-grün-roten Vorgängerregierung: Erst nach rund drei Tagen kann das Ergebnis – telefonisch oder persönlich – abgefragt werden. Für spontan Entschlossene bleibt der gemeinsame Klobesuch also weiter riskant.
Auch mit Drug-Checking gilt: Aufeinander aufpassen, sich nichts von Unbekannten andrehen lassen und Finger weg von gefundenen Drogen. Diese werden gerne mal absichtlich liegengelassen – und das sicher nicht aus Nächstenliebe.
Für alle, die ihren Konsum vorausschauend planen, bietet das Drug-Checking jedoch die Gewissheit, dass der nächste Rausch kein Horrortrip wird. Jetzt fehlt nur noch eine Lösung für die langen Kloschlangen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links