Drohnenkrieg im Jemen spitzt sich zu: Terrorgefahr von den USA inszeniert?
Der Drohnenkrieg gegen mutmaßliche Al-Qaida-Mitglieder fordert neue Opfer. US-Präsident Barack Obama sieht Terrorgefahr trotz Etappensiegen gegen das Netzwerk.
SANAA/DEN HAAG rtr/dpa/afp | Bei einem neuen US-Drohenangriff im Jemen sind Behörden zufolge sechs Al-Qaida-Mitglieder getötet worden. Zwei Fahrzeuge seien im Südosten des Landes in Flammen aufgegangen, während das unbemannte Flugzeug über ihnen kreiste, berichteten die örtlichen Behörden und Augenzeugen am Donnerstag. Es war der sechste derartige Angriff in zwei Wochen. Am Dienstag und Mittwoch starben bei Drohnenattacken in Marib und Schabwa mindestens zehn Menschen durch Drohnen.
US-Präsident Barack Obama hat dazu aufgerufen, die Terrorwarnungen im Jemen und anderen Ländern trotz der Schwächung des Terrornetzwerks Al-Qaida ernst zu nehmen. „Das Ende des Krieges in Afghanistan bedeutet nicht das Ende der Bedrohungen gegen unsere Nation“, sagte Obama am Mittwoch vor US-Soldaten in Kalifornien. „Das Herz von Al-Kaida in Afghanistan und Pakistan steht kurz vor der Niederlage“, sagte Obama weiter.
Die jemenitische Regierung hatte am Mittwoch erklärt, sie habe einen geplanten Angriff der radikalen Islamisten-Gruppe auf einen Öl- und einen Gashafen vereitelt. Dutzende Al-Qaida-Kämpfer, die sich mit jemenitischen Uniformen verkleiden wollten, hätten am vergangenen Wochenende die Verlade-Terminals sowie die Provinz-Hauptstadt Mukalla stürmen sollen. Der Plan sei durch zusätzliche Truppen an den Anlagen verhindert worden.
Nach Warnungen der USA hatten mehrere westliche Staaten ihre Vertretungen im Jemen bis auf weiteres geschlossen, darunter auch Deutschland. Vertreter der US-Sicherheitsbehörden sagten, Hintergrund der Warnungen seien abgefangene Botschaften zwischen dem neuen Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri und der der Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP), einem der aggressivsten Ableger der Gruppierung.
Niederlande ziehen Botschaftspersonal ab
Aufgrund „neuer Informationen“ haben am Donnerstag die letzten vier Mitarbeiter der niederländischen Botschaft im Jemen das Land verlassen. Den Informationen zufolge sei die Botschaft ein mögliches Ziel eines terroristischen Anschlags, begründete Außenminister Frans Timmermans die Anweisung. Um welche Informationen es sich dabei handelt, teilte das Ministerium nicht mit.
Skeptisch kommentierte der linksliberale britische Independent die Terrowarnungen in einem Leitartikel. Es „wäre sehr bequem, so schnell nach den Enthüllungen des US-Informanten Edward Snowden über die elektronische Überwachungstätigkeit einen Erfolg der US-Nachrichtendienste zu verkünden“, heißt es in dem Beitrag.
„Wenn die Bedrohung, die vom Jemen ausgeht, echt ist, dann ist es bedauerlich, dass es auch einige ebenso echte Gründe für Skepsis gibt“, folgert der Autor. Er stellt zudem die Frage in den Raum, ob die USA die Terrorgefahr gewollt inszinieren, „um Sondertruppen im Jemen zu stationieren.“
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