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Drogeriekette will keine Tarifverträgedm-Beschäftigte streiken

Weil dm für seine Angestellten keine Tarifverträge unterzeichnet, haben die Beschäftigten im Lager Weilerswist am Mittwoch gestreikt.

Die Mitarbeiter*innen haben zum zweiten Mal für den Abschluss von Tarifverträgen gestreikt Foto: dpa

BERLIN taz | Deutschlands größte Drogeriemarktkette dm gilt eigentlich als besonders fairer und sozialer Arbeitgeber. Aber: Das Unternehmen weigert sich, Tarifverträge für die Angestellten abzuschließen. Deshalb hat die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch zum Streik im Lager in Weilerswist bei Köln aufgerufen.

„Die Beschäftigten brauchen die Sicherheit eines Tarifvertrags. Sie brauchen die Sicherheit, fair bezahlt zu werden und auch im Alter nicht in Armut zu fallen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Nils Böhlke der taz.

Bereits am 22. Mai hatte Verdi die Lager-Mitarbeiter*innen erstmals zum Streik aufgefordert. Nach Angaben der Beschäftigten seien in Folge Regale in den Filialen leer geblieben, berichtet Böhlke.

dm-Geschäftsführer Christian Harms sieht keine Gefahr, dass Regale leer bleiben. „Wir gehen davon aus, dass wir die Verfügbarkeit unseres Sortiments in allen dm-Märkten sicherstellen können“, sagte er.

Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft will das Unternehmen nicht aufnehmen. Die Beschäftigten würden individuell gerechter entlohnt, hieß es. Die Drogeriemarktkette zahle bereits mindestens so viel, wie der Tarifvertrag für die Branche vorsehe, behauptete Harms.

Konkurrenz um Bio-Produkte

Seit der Schlecker-Pleite steht dm in harter Konkurrenz mit der Drogeriekette Rossmann. dm gilt dabei als Wohlfühlladen mit besseren Arbeitsbedingungen als der Rivale Rossmann, der seine Produkte tendenziel zu noch niedrigeren Preisen anbietet.

Auch in puncto Nachhaltigkeit wetteifern die beiden Ketten. Das ist vor allem deutlich geworden, als dm die Zusammenarbeit mit der Bio-Marke Alnatura zugunsten seiner neuen Öko-Eigenmarke aufkündigte und Alnatura zu Rossmann abwanderte.

In diesem Kontext war auch immer wieder Kritik an dem nachhaltigen und fairen Image der Großkonzerne geäußert worden. Nicht zuletzt deswegen, weil dm jetzt auch Lebensmittel mit einem neuen Demeter-Siegel und andere Marken verkauft, die lange Bio-Märkten vorbehalten waren. Es waren immer wieder Zweifel aufgekommen, ob der hohe Öko-Standard auch in so großen Ketten wie dm gehalten werden kann.

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13 Kommentare

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  • Ich arbeite bei DM, allerdings nicht am Standort Weilerswist, und hier gibt es auch einige Dinge die mit Sicherheit nicht richtig laufen, aber so weit ich das Überblicken kann ist das ziemlicher Schwachsinn. Zumindest in meinem Arbeitsvertrag steht dass der Tarifvertrag der VERDI gilt und auch die richtige Gehaltsgruppe ist angegeben worden. Also gilt der Tarifvertrag trotzdem, auch wenn DM keinen Vertrag mit VERDI hat und das wäre auch vor jedem Arbeitsgericht einklagbar. Bisher sind auch alle Änderungen beim Tarifvertrag immer bei uns angekommen. Ich bin mir sicher, dass das bei den Kolleg*innen in Weilerswist nicht anders ist. Früher gab es da wohl mal Stress, dass die Gehaltsgruppe nicht immer richtig angepasst wurde. Weiß nicht wie das aktuell ist. Aber es stimmt eben nicht, dass DM gar keinen Tarifvertrag hat.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ein Artikel, mal mit ein paar recherchierten harten Fakten zu den aktuellen dm-Arbeitsverträgen, anstatt unscharfen Angaben, die schon woanders so oder so ähnlich zu lesen waren, wäre wünschenswert.

  • 4G
    44693 (Profil gelöscht)

    Ach, wo solche schlechten Geschichten herum gehen, da sind auch die Spötter nicht weit.

     

    Ich habe keinerlei Info dazu, wie wahr diese Nachrichten sind. Aber ich will sie auch nicht in Frage stellen.

    Verkneift euch aber bitte euren Spott, den ihr werdet in jedem Geschäft, in jeder Marktkette, überall wo ihr es mit Menschen zu tun habt, Menschen mit Fehlern und sündigen Verhalten begegnen.

     

    Alle Menschen geizen nach Geld, Macht, Geltung,... (mal offensichtlicher, mal weniger)!

     

    Und deshalb richtet nicht; nicht das euch das gleiche übel übereilt und ihr es bereut!

     

    Sucht lieber den, der schuld bezahlen kann! :)

  • "Die Beschäftigten" haben gestreikt. Liest sich wie ein Organisationsgrad von 100%.

     

    Wieviele Beschäftigte hat das Lager Weilerswist und wieviele sind davon in Streik getreten?

  • Ach ja, der ach so 'soziale' Götz Werner. Propagandeur der 'Lehre' Rudolf Steiners.

    Wenn's für ihn aber besser ist knallharter Geschäftsmann. Da schreckt er auch vor der Familie nicht zurück, immerhin ist der Chef von Alnatura sein Schwager!

    Und wenn wenn es im paßt setzt er auch durch, daß als Denkmal erhaltenswürdige Gebäude, mit einmaliger Fassade, abgerissen und durch einen Betonbunker ersetzt werden!

  • tja, der Kapitalismus mit seinen Gesetzen setzt sich überall durch. Sei es in Natur-Supermärkten oder beim Vorzeigearbeitegeber DM - Gewerkschaften raus, keine Tarifsicherung. Da grinst die Rendite....

  • Ich kaufe nie bei dm ein. Bislang lag dies einfach an meinen Einkaufsgewohnheiten, nun aber auch an meinem Informationsstand. Leider erfährt man solche Schweinereien, wie eben Tarifverweigerung, bloß mal so nebenbei. Das könnte anders sein, gäbe es eine Kennzeichnungspflicht solch unsozialer Läden.

    Nein, wir brauchen nun nicht gleich wieder jahrelang vergeblich nach dem Gesetzgeber zu rufen. Sowas könnte jeder von uns selber in die Hand nehmen, gäbe es jemanden der entsprechende Klebesticker herstellt. Gibt es sowas?

    Übrigens: Es gibt auch ein Leben ohne Amazon!

    • @LittleRedRooster:

      Äh, das DM eigentlich den besten Ruf der Branche hat ist Ihnen aber schon bekannt, oder? Steht ja sogar in diesem Artikel.

      ..selten spiegelt ein Artikel die ganze Wahrheit..

      • @Herr Nachbar:

        Tja, in Gesellschaft von Feldmäusen kommt natürlich auch ein Gartenzwerg groß raus. Nee Danke, verzichte!

  • 9G
    99137 (Profil gelöscht)

    Lächerlich... einfach nur lächerlich! Hab gehört, es wurde gar nicht gestreikt, sondern gegrillt und nun soll am kommenden Montag gestreikt werden?!?! Es stimmt doch, was Herr Harms sagt: Wir bekommen mehr als der Tarifvertrag vorsieht!!! Viel mehr!!! Damit bin ich voll und ganz zufrieden und spare weiterhin den Gewerkschaftsbeitrag... Liebe Grüße Martina Bergheim - VZ/Weilerswist

    • @99137 (Profil gelöscht):

      @Martina: Sie wissen aber, dass in einem Tarifvertrag mehr als nur den Lohn geregelt wird oder? z. B Urlaubstage, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Arbeitsstunden pro Woche, Vermogenswirksame Leistung, Regelung zur Ausbildung, etc, etc.

      Und wenn Hr. Harms schon übertariflich bezahlt, was schadet denn überhaupt eine tarifliche Regelung dann zu haben..?

      • @yurumi:

        @YURUMI: Sie wissen aber schon dass man sich als Arbeitgeber, sofern man einen sogenannten "Anerkennungstarifvertrag" abschließt, vertraglich gezwungen ist die Vorstellungen der Gewerkschaften immer einseitig anzuerkennen?

        Ob das für ein Unternehmen, welches die Tarifbindung ohnehin schon in den individuellen Arbeitsverträgen festlegt, immer klug ist das zu tun wage ich zu bezweifeln.

        Welche Vorteile würden Sie unter diesen Umständen für den Mitarbeiter sehen?

  • 9G
    96177 (Profil gelöscht)

    o.k., wieder was gelernt. Wenn Götz Werner meint, er muß "fair und sozial" für die Leute, die seine Millionen erwirtschaften, nicht mit Tarifverträgen absichern, dann muß man da auch nicht kaufen.